VINEGAR HILL - Ghost Flowers
Mehr über Vinegar Hill
- Genre:
- Melodic Thrash / Death Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Art Gates Records
- Release:
- 01.12.2017
- The Fortress Above The Sun
- Last Piece Of Me
- Sinner To Be Saint
- Ghost Flowers
- Void
- Here With You
- Epiphany
- The Shift Of Reason
- The Pale Conjurer
- In Carving Memory
Ideenreich und ungestüm
"Ghost Flower" ist zwar bereits das vierte Album der österreichischen Melodic-Thrash-Formation VINEGAR HILL, doch auch zehn Jahre nach ihrer Gründung ist die Band immer noch bemerkenswert frisch und unbekümmert unterwegs. Die zehn Songs auf dem neuen Output unserer Nachbarn bretzeln frech und ungestüm vorwärts, garniert mit zahlreichen eingängigen Gitarrenläufen, dezenten Synthie-Effekten und dem einen oder anderen rhythmischen Schlenker. Der Fünfer vermeidet erfolgreich das Abdriften in allzu seichte Modern-Metal-Gefilde, die in Form von wiederholten Klargesangseinlagen und einer relativ weichen Produktion am Horizont auftauchen, und verbleibt größtenteils in sicherer Nähe zu erfolgreichen Melo-Death-Größen wie IN FLAMES und DARK TRANQUILITY, während in den thrashigeren Parts gelegentlich LAMB OF GOD und MASTODON grüßen lassen.
Klingt nach einer ziemlich sicheren Nummer, doch allzu leicht machen es sich die Österreicher auf "Ghost Flowers" nicht. Vom hymnischen Opener 'The Fortress Above The Sun' an wird deutlich: Eingängigkeit soll neben Komplexität, Melodik neben Härte bestehen können. Folglich liefert man uns bei VINEGAR HILL nur selten die üblichen Standardkompositionsschemata, findet bei diesem Drahtseilakt aber trotz vieler guter Ideen keine vollständige Balance. Das liegt einerseits daran, dass die einzelnen Songs oftmals nicht zum vielzitierten Punkt kommen und gefühlt etwas zu lang, viele Refrains dabei zu unspektakulär ausfallen, zum anderen an den verschiedenen Gesangsformen, die auf dem Album Verwendung finden. Die gutturalen Einlagen liegen größtenteils im guten Modern-Metal-Durchschnitt, klingen aber ebenso wie der saubere cleane Gesang irgendwie etwas unausgereift. Und der weibliche Gastauftritt bei 'Epiphany' schlägt nochmal komplett in eine andere Kerbe, die eindeutig nicht zum Bandsound passt. An der Instrumentalarbeit gibt es hingegen nichts auszusetzen, gerade die Stahlsaiter-Fraktion weiß mit vielen knackigen Riffs und schönen Melodieläufen zu gefallen.
Die starken Momente sind derweil über den gut 50-minütigen Longplayer verstreut: Das sehr melodische 'Sinner To Be Saint' erinnert auf positive Weise an STRATOVARIUS der "Nemesis"-Ära, auch die kompakte Härte von 'Here With You' und 'The Shift Of Reason' vermag zu überzeugen, während der hymnisch-epische Bombast beim recht langen Rausschmeißer 'In Carving Memory' den Eindruck verstärkt, es hier doch mit einer verkappten Power-Metal-Kapelle zu tun zu haben. Die Truppe sollte meiner Ansicht nach versuchen, künftig den Fokus etwas enger zu fassen und sich auf ihre Stärken zu besinnen. "Ghost Flowers" ist ein bunter metallischer Blumenstrauß, etwas unausgewogen zusammengesetzt, unterm Strich aber auf alle Fälle frisch genug für ein paar Durchläufe zur Abwechslung vom allgemeinen Modern-Death/Thrash-Einheitsbrei.
Anspieltipps: Here With You, The Shift Of Reasons, Sinner To Be Saint
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause