VINES, THE - Highly Evolved
Mehr über Vines, The
- Genre:
- Rock
- Label:
- Capitol Records
- Highly Evolved
- Autumn Shade
- Outtathaway
- Sunshinin
- Homesick
- Get Free
- Country Yard
- Factory
- In The Jungle
- Mary Jane
- Ain't No Room
- 1969
Mal so richtig ausgelassen, mal trunkenverwirbelt, dann wieder eher gediegen dahingleitend - so lässt sich die Stimmung auf "Higly Evolved" von THE VINES kurz und bündig zusammenfassen.
Mit dem von einem recht harten Beat geprägten Titelsong 'Highly Evolved' liefern die VINES ein trockenes und rhythmisches Stück Rock ab, welches wie ein massiver Eichenschrank im Raum steht, dabei schwer wackelt und laut rappelt, und auf einmal (viel zu schnell) vorbei ist.
Im Gegensatz dazu steht 'Autumn Shade', welches ganz ruhig mit den Akkorden der Akustikgitarre sowie dem versetzten und dicht damit verfugten Klavierspiel beginnt, bis sich eine romantisch angehauchte, violineske E-Gitarre in langgezogenen Harmonien darüber ausbreitet, deren Klang von warmem Verstärkersurren erfüllt ist und so schließlich zum tragenden Element wird. Wie schon im vorangegangenen Stück ertönt der (männliche) Gesang hier etwas spröde.
Das Stück geht direkt in das hart getaktete 'Outtathaway' über, welches derbe und prall röhrend abrockt, bevor mit 'Sunshinin' ein psychedelisch verwirbelter Song zum Driften und mit 'Homesick' eine auf natürliche Weise wirklich hübsche Ballade zum Träumen folgen. Beide sind mit leichten Sixties-Anleihen versehen.
'Get Free' flext uns dann aber stonerbluespunkig den Schädel auf und schüttet ein gerüttelt Maß Amphetamine oben rein: Motorgroove im Overdrive.
Getragen geht es nun im nächsten Stück mit einem schleppenden Rhythmus sowie aquarell verschwimmenden Gitarren- und Gesangesharmonien weiter; beatleesk; erdig und blumig zugleich; so einfach und doch so üppig - ein richtiges Gartenstück: 'Country Yard'.
Der BEATLES-Einschlag wird dann im Nachfolgestück über einem skainspirierten Beat noch weiter ausgebaut: Zu diesem Flair gesellt sich aber ein Chorus, der noch eins draufsetzt! Ein bollernder Bass, sonor singende Gitarren, heiser treibender Melodiegesang und ein prächtig ausstaffierter Rhythmus sprühen nur so vor Energie. 'Factory' ist vollkommen und ein markanter Brausekracher allerster Güte.
'In the Jungle' wirft für den Bruchteil einer Tausendstelsekunde die Frage auf, ob man nach der Selbsttötung Kurt Kobains noch manisch-zerrissene Hardgrunge-Akkorde mit hochfliegender beatleesker Fluffigkeit verbinden darf. Worauf es nur eine künstlerisch korrekte Antwort geben kann: Man darf nicht nur, man muss sogar!
Stellenweise erinnert dieses Stück (auch gesanglich) an die frühen FOO FIGHTERS, dennoch bleibt er ein typischer VINES-Song.
Die melancholische Patina auf den Klimeperklavierklängen von 'Mary Jane' passt ausgezeichnet zum langsam dahinklappernden Percussion-&-Drum Rhythmus dieser getragenen doch kraftvollen Ballade mit dem schwebenden Gesang. Voller Gefühl für interessante Gegensätze und erhebende Melodien, sowie garniert mit einer singenden E-Gitarre, kann dieses herrlich hypnotische, organische und doch irgendwie entrückt klingende Stück gar nicht anders, als auf ganzer Linie zu überzeugen.
Ein äußerst tanzbarer Grooverhythmus aus knackigen Drums und bollerndem Bass macht freudig-lockere Bewegungen unumgänglich, während die Gitarren den energetischen Mitbrüllgesang zu Höchstleistungen antreiben. Rhythmisch, rockig, ausgelassen und laut - die Menge vor der Bühne tost! 'Ain't No Room' - klar: Wie auch, wenn alles nach vorne stürmt?
'1969' schwoft, groovt, mosht und rockt mit ultrabreiten Gitarrenwänden, gediegenen Harmonien, entspannenden Rhythmen und verträumtem Gesang in der nunmehr bereits altbewährten, weil formvollendeten Manier - und ist doch noch einen Tick hymnischer, wandlungsreicher und epischer, und das ohne dabei jemals zu dick aufzutragen: Der perfekte Abschluss für ein durch und durch gelungenes Rock-Album.
Anspieltipps: Homesick, Country Yard, Factory, In The Jungle, 1969
- Redakteur:
- Eike Schmitz