VINTAGE CARAVAN, THE - Arrival
Mehr über Vintage Caravan, The
- Genre:
- Modern Vintage Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 15.05.2015
- Last Day of Light
- Monolith
- Babylon
- Eclipsed
- Shaken Beliefs
- Crazy Horses
- Sandwalker
- Innerverse
- Carousel
- Winter Queen
Sind die isländischen Kiddies schon soweit, den Vintage-Rock-Thron zu erklimmen?
Von THE VINTAGE CARAVAN könnte man schon einmal gehört haben. Ja, das sind diese jungen Isländer, die im Zuge des Erfolgs von BLUES PILLS und Co vor allem als Live-Act von sich reden gemacht haben. Die Band wurde von den Knaben Óskar Logi (Gitarre & Gesang) und Guðjón Reynisson (Schlagzeug) bereits 2005 gegründet und ihre Karriere wurde schon bald international, gekrönt von Festival-Auftritten auf dem Summer Breeze, beim Wacken Open Air aber auch beim Roadburn-Festival und dem Stoned From The Underground. Auch bei uns begeistert die Band, vor allem unseren Stephan, der entzückt vom Zweitling "Voyage" war, und auch schon mit den Jungs geschnackt hat.
Für mich ist "Arrival" allerdings der erste Kontakt und es geht mit 'Last Day Of Light' auch schon gut los. Der hypnotische Drive der Drums und die leicht angezerrte Surf-Gitarre, ja das erinnert in der Tat an meine Lieblinge von BLUES PILLS. Wobei schon schnell festzustellen ist, dass THE VINTAGE CARAVAN seine Instrumente deutlich rauer anpackt als die filigranen Kiddies um Elin Larsson. Mir ist der Sound gerade bei den ersten Spins doch ein wenig zu sehr angefettet und zu dicht für diese Art von altem Rock, doch man findet sich hinein.
Man liest es überall und es stimmt: diese Truppe zockt für Alter schon ziemlich routiniert und man glaubt es kaum, dass man hier fast noch Teenager hört. Vor allem Óskars Stimme wirkt schon reichlich "verbraucht", wobei ich nicht ausschließen will, dass das etwas kratzig-raue Timbre hier nicht durch die Produktion kommt. Stücke wie 'Monolith' und 'Babylon' rocken aber kräftig röhrend nach vorne und sorgen live sicher für verschwitze Leiber.
Doch vielleicht lest ihr das schon zwischen den Zeilen ein wenig, jetzt sage ich es gerade heraus: Ich habe mir mehr erwartet. Gerade im Vergleich mit dem BLUES PILLS - man vergebe mir den Vergleich - fehlt THE VINTAGE CARAVAN das Besondere. Die Pfiffigkeit im Songwriting, der jugendlich-naive Wagemut und vor allem die Klasse bei den Instrumentalisten. Óskar Logi ist ein guter Sänger und Gitarrist, keine Frage, aber im Haifisch-Becken unzähliger wirklich guter 70ies-Acts auch kein Alpha-Wolf, der mit dem, was er tut, herausragt wie eine Frau Larsson oder ein Dorian Sorriaux.
Am Besten gefällt mir das isländische Trio, wenn es etwas epischer zugeht. Gerade beim abschliessenden 'Winter Queen' kommt diese wundervoll-erzählerische Stimmung auf, die auch die schwedischen Künstler von YEAR OF THE GOAT inne haben. Hier wird ein Song über neun Minuten aufgebaut, man gibt ihm Luft zum atmen, versieht ihn mit schönen Harmonien, gibt ihm unerwartete Wendungen. Das passiert mir aber insgesamt etwas zu selten auf "Arrival" und mit 'Shaken Beliefs' oder 'Sandwalker' sind auch ein paar überaus mittelprächtige Songs auf dem Album.
All diese Kritik bedeutet aber bei langem nicht, dass es diese Burschen nicht wert wären, gefördert zu werden. "Arrival" ist insgesamt immer noch ein gutes Album, das immer wieder tolle Momente hat (Gänsehautpassagen z.B. bei 'Eclipsed'), gehörig Druck auf den Kesseln aufbaut und vor allem demjenigen gefallen dürfte, dem die schwedische Retro-Rock-Armee (GRAVEYARD, WITCHCRAFT, CAPATIN CRIMSON und wie sie alle heissen) zuwenig Metall in den Händen hat. Nur soll man kein Album erwarten, das diese Phalanx locker und lässig durchbricht.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Thomas Becker