VIRGIN STEELE - Noble Savage
Mehr über Virgin Steele
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- T&T / Soulfood
- Release:
- 29.01.2003
- We Rule The Night
- I'm On Fire
- Thy Kingdom Come
- Image Of Faun At Twilight
- Noble Savage
- Fight Tooth And Nail
- The Evil In Her Eyes
- Rock Me
- Don't Close Your Eyes
- The Angel Of Light
- Obsession (It Burns For You)
- Love And Death
- Where Are You Running To
- Come On And Love Me
- The Spirit Of Steele
- The Pyre Of Kings
Nach den beiden durchaus beachtlichen, aber eben noch nicht durchweg überragenden, da etwas uneinheitlichen Alben, welche die Band im Line-up mit Originalgitarrist Jack Starr eingespielt hatte, war es 1986 das über Cobra Records erstveröffentlichte "Noble Savage", das VIRGIN STEELE zur festen Größe des Heavy Metals der Achtziger machte und im Nu zum Klassiker aufstieg. Die teilweise noch stark im Hardrock verwurzelten Stücke der Vorgänger traten in den Hintergrund, dafür verfolgte die Band nun stärker die bereits auf "Guardians Of The Flame" angedeuteten epischen, metallischen Ansätze, ohne dabei gleich so stark in jene Richtung zu gehen, für die ihr späteres Schaffen steht. Dafür ist "Noble Savage" doch noch deutlich rockiger und zumindest in Teilen weniger bombastisch. Die Kompositionen sind straighter und eingängiger, noch nicht ganz so komplex und episch wie manches Stück auf den späteren Werken. Was jedoch so ziemlich jedes Stück auf "Noble Savage" auszeichnet, ist die unglaubliche Eingängigkeit bei dennoch gehobenem Anspruch, welche dazu führt, dass es auf diesem Werk nur so vor Metalhymnen wimmelt.
Sei es der unsterbliche Opener 'We Rule The Night', der noch heute ein absoluter Livestandard der Band ist, das rockige 'I'm On Fire' oder das sehr epische 'Thy Kingdom Come' mit den tollen Leads von Edward Pursino und dem eindringlichen Kopfstimmengesang im Refrain. Hier reihen sich die Perlen aneinander wie an einer Schnur aufgezogen. Ein großartiges, mystisches Keyboardinstrumental von David DeFeis leitet das Titelstück ein, welches trotz aller Epik einfach gnadenlos abrockt. Beim harten, hackenden 'Fight Tooth And Nail' darf sich Basser Joe O'Reilly mal richtig austoben, während sich 'The Evil In Her Eyes' etwas entspannter gibt und so auch ein wenig an die Frühphase der Band gemahnt. 'Rock Me' beginnt mit einem markerschütternden Falsettpart von David DeFeis und entpuppt sich danach ebenfalls als klassischer Rocker mit metallischer Schlagseite, bevor sich mit 'Don't Close Your Eyes' eine der besten DeFeis'schen Balladen anschließt, die instrumental wie gesanglich kaum gefühlvoller hätte in Szene gesetzt werden können. Das ursprüngliche Album endet mit 'Angel Of Light', welches für mich nicht nur das Highlight der Scheibe, sondern das großartigste Stück der gesamten Bandgeschichte darstellt. Die orientalisch angehauchte Melodieführung und dieser Refrain sind einfach überirdisch und bis heute unerreicht. Besser kann man ein melodisches Metalepos einfach nicht machen.
Die Scheibe, mit der David & Co. belegten, dass sich "wahrer" Metal und klassische Keyboard- und Pianoklänge keineswegs ausschließen, wurde zum zehnjährigen Jubiläum 1996 und erneut 2003 von T&T Records neu aufgelegt und um satte sechs Bonustracks erweitert, bei denen es sich keineswegs um Ausschussware handelt, sondern um Stücke, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Dazu gehört die allererste DeFeis/Pursino-Zusammenarbeit 'Obsession' mit Einflüssen aus der chinesischen Oper im Intro und viel Orchestrierung und Bombast im weiteren Verlauf. Dann das rockende 'Love And Death' aus den "Marriage"-Sessions, das balladeske 'Where Are You Running To' mit seinem ganz dezenten RAINBOW-Feeling, das straight und heavy losstampfende 'Come On And Love Me' mit starkem Falsett-Einsatz. Ebenfalls mit viel Falsett, aber deutlich epischer und keyboardlastiger arrangiert, stellt 'The Spirit Of Steele' ein weiteres unveröffentlichtes Highlight aus der "Marriage"-Phase dar, dem mit 'The Pyre Of Kings' ein rein instrumentales Sequel zur Seite gestellt wird.
Alles in allem gibt es weder am ursprünglichen Album noch an der hier vorliegenden Neuauflage etwas auszusetzen, und ich bin mir sicher, dass ihr mit "Noble Savage" sehr viel Freude haben werdet, wenn ihr auf sehr melodischen und epischen Metal mit Einflüssen aus dem traditionellen Hardrock und aus der klassischen Klaviermusik steht. Mit David DeFeis verfügt die Band zudem über einen der besten Sänger und Komponisten der Szene, der auf diesem Album etliche absolute Meisterwerke verewigt hat, die "Noble Savage" zum einem essenziellen Album für alle Genrefreunde machen.
Anspieltipps: We Rule The Night, Noble Savage, Angel Of Light, Don't Close Your Eyes
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle