VIRON - NWOGHM (EP)
Mehr über Viron
- Genre:
- Heavy Metal
- Sander
- Ride On
- For Her Majesty
- Prelusion (EXXPLORER-Cover)
- Run For Tomorrow (EXXPLORER-Cover)
- Born Out Of Light
- Doomsday
Gäbe es Preise für die beknacktesten Intros aller Zeiten, wären VIRON ganz weit vorne mit dabei ... So was kann man nicht beschreiben, das muss man gehört haben. Aber nun zur Band: Die noch recht neue Darmstädter Formation ist aus der melodischen Metalband SEDUCTION hervorgegangen und hat mit dem Namenswechsel auch einen recht deutlichen Stilwechsel vollzogen. Spielte man unter dem alten Banner noch typisch teutonischen Melodic Metal im Fahrwasser von BLIND GUARDIAN und Co., und zögerte man damals nicht, viele Keyboards und orchestrale Arrangements einzusetzen, haben die Jungs nach dem Namenswechsel in punkto Pathos deutlich abgespeckt und dafür ein paar Härtegrade hinzugewonnen. Ob sie damit dem Titel entsprechend eine neue Ära für den deutschen Heavy Metal einläuten werden, bleibt zweifelhaft, aber ich würde ihnen zumindest wünschen, dass sie schnell einen Deal bekommen, um dann richtig durchzustarten.
Der Stil von VIRON ist zwar immer noch melodisch, mit hervorragendem, klarem und manchmal recht hohem Gesang, aber die Eckpunkte des neuen Sounds sind nicht mehr im Melodic Metal europäischer Prägung zu suchen, sondern vielmehr im traditionellen Heavy Metal, vor allem im US Metal der alten Schule. Letzteren Einfluss untermauern die Mannen um Sänger Alexx mit einer gut umgesetzten und richtig stark gesungenen Version von EXXPLORERs 'Prelusion / Run For Tomorrow', wobei dies auch das einzige Stück der Scheibe ist, bei dem (natürlich) ein Piano zu hören ist. Das eigene Material kommt ohne Tasteninstrumente aus, steht der Coverversion aber ansonsten kaum nach. So hinterlassen Tracks wie das im gehobenen Midtempo dahinrockende, rifforientierte 'Ride On' oder der langsamere, stampfende Groover 'For Her Majesty' mit seinem einprägsamen Refrain einen sehr guten Eindruck, den auch die beiden recht langen Stücke zum Schluss bestätigen. Das teilweise ziemlich speedige 'Born Out Of Light' scheint zwar anfangs ein wenig unspektakulär, doch der MAIDEN-artige Mitsingpart im langsameren Mittelstück kommt schon recht cool rüber und das ruhige, epische Finale ist sogar ganz große Klasse. Mit cleanen Gitarren legt das über siebenminütige Finale 'Doomsday' los, wobei die hier etwas tieferen Vocals und die hinzukommenden Riffs mich ein wenig an ICED EARTH erinnern.
Markenzeichen von VIRON sind Alexx Stahls wirkungsvoll eingesetzte spitze Schreie, die einen schönen Kontrast zu seiner normalen Tonlage bilden, dabei aber nie überzogen wirken. Die Gesangsarbeit ist allgemein sehr variabel und zum Glück nicht auf die Sirenenstimme fixiert. Dieser Abwechslungsreichtum ist es, der VIRON positiv von vielen recht eindimensionalen Kapellen der Stilrichtung abhebt. Die Instrumentalarbeit ist überzeugend, wie Gitarrist Thilo nicht nur, aber vor allem beim Solo der Coverversion unterstreicht, und auch am Kohlekeller-Sound gibt's nichts zu mäkeln. Die Band legt Wert auf die Feststellung, dass man ohne Triggern, Computersounds und Pods gearbeitet habe. Das ist mir zwar ziemlich schnuppe, wenn das Resultat gut klingt, aber jedenfalls haben sie den Beweis erbracht, dass dies auch heute noch ohne übertriebene digitale Technik möglich ist. Ich empfehle also jedem Fan des klassischen US-Metals, der auch nichts gegen gewisse Elemente der NWoBHM einzuwenden hat, dringend, mal in den auf der Homepage hinterlegten Song reinzuhören, und bei Gefallen diese Debüt-MCD für 7 Euro (inklusive Porto) direkt bei der Band zu ordern. Ich finde, es lohnt sich.
Anspieltipps: For Her Majesty, Run For Tomorrow, Doomsday
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle