VISION BLEAK, THE - The Wolves Go Hunt Their Prey
Mehr über Vision Bleak, The
- Genre:
- Death Metal/Gothic
- Label:
- Prophecy
- Release:
- 31.08.2007
- Amala & Kamala
- She-Wolf
- The Demon Of The Mire
- Introduction
- The Shining Trapezohedron
- The Vault Of Nephren-Ka
- The Eldritch Beguilement
- Evil Is Of Old Date
- The Brotherhood Of Seth
Da sind sie endlich wieder: Die monolithischen Gitarrenwände, die sich bis über die Berggipfel der Karpaten erheben, die druckvollen Drums, die wie Stahlmantelkanonaden durch die Membrane bersten, die knarzig pumpenden Basslinien, die mit gnadenlosester Intensität durch die Hemisphären malmen und der beschwörende Gesang, der über allem thront, mit seiner pathetischen Führungspräsenz das wilde Treiben in geregelten Bahnen hält und der atmosphärischen Verbundenheit zum klassischen Horror Rechnung trägt.
Ja meine Lieben, ich bin THE VISION BLEAK-Fan der ersten Stunde und fand die beiden bisher veröffentlichten Alben "The Deathship Has A New Captain" (2004) und "Carpathia" (2005) einfach nur verdammt stark. Warum? Weil es THE VISION BLEAK blind verstehen, die grazile Anmut und Melancholie des Gothics mit metallischen Mauern zu fundamentieren, an deren stahlharter Hülle selbst das Sperrfeuer einer Zimmerflak keinen Kratzer hinterlässt. Zudem weben THE VISION BLEAK permanent Elemente der guten alten Death-Metal-Schule in ihr auditives Konzept, die den Gesamtsound immer wieder auflockern und die grundsolide, allzeit präsente Düsternis ein ums andere Mal in den puren Wahnsinn kippen.
Stand "The Deathship Has A New Captain" seinerzeit noch etwas im Zeichen des gradlinigen Metalls auf der Grundlage gotischer Atmosphäre, ging "Carpathia" schon einen Schritt weiter. Nicht nur, dass die Scheibe ein durchgehendes lyrisches Konzept umsetzte, die Musik wurde auch komplexer, majestätischer und vor allem noch heavier, wobei zugunsten der Heavyness ein wenig der Todmörtel abgekratzt wurde. Nun steht mit "The Wolves Go Hunt Their Prey" die "Make It Or Break It"-Scheibe, oder genauer gesagt, das dritte Album in den Läden, dem man ja nachsagt, es entscheide über Aufstieg oder Fall der zukünftigen Bandkarriere. Ich kann nur sagen, dass es mich stark wundern würde, sollten THE VISION BLEAK mit diesem Silberling nicht endlich die verdienten Lorbeeren einfahren ...
Im Gegensatz zum Vorgänger geben Schwadorf und Konstanz aber nun wieder ordentlich Druck aufs Ventil, ohne auch nur ein Fünkchen ihrer horrorgeschwängerten Intensität einzubüßen. 'Amala & Kamala' geleitet instrumentell ins Album, verheißungsvoll, majestätisch und voll klaustrophobischer Brillanz, bevor 'She-Wolf' in einer perfekten Symbiose aus europäisch geprägtem Old-School-Thrash/Death und 90er-Jahre-Gothic den Sack zum ersten Mal zu macht. Im Anschluss hagelt es mit Namen 'The Demon Of The Mire' ordentlich Prügel, da sich die wandelbare Nummer ekstatisch und stürmisch im Spannungsbogen von prasselndem Death Metal, erdrückenden Schwerlastriffs und melodischem Gothic entlädt. Dieses Stück ist ein Paradebeispiel für Songstrukturen, die, obwohl mit zahlreichen unterschiedlichen Frasierungen flankiert, niemals überfordern oder aufgesetzt wirken und immer eine nachvollziehbare und irgendwie leicht zugängliche Präsenz versprühen. Sozusagen Metal in Formvollendung, martialisch, aufwühlend und gnadenlos heavy.
Das 15-Minuten-Epos 'The Black Pharao Trilogy' beginnt mit 'Introduction' orientalisch und badet in beschwörend düsteren Männerchören. Die Stimmung wird im zweiten Teil ('The Shining Trapezohedron') in ein majestätisches Korsett gepresst, das wie ein tollwütiger Brückenpanzer vor sich hin planiert und im letzten Teil ('The Vault Of Nephren-Ka') in eine geisterhaft wabernde Atmosphäre gleitet, die sich in ein nervenzehrendes Intermezzo steigert, bevor sich der Kreis wieder dort schließt, wo er begonnen hat. 'The Black Pharao Trilogy' ist wie Kopfkino! Bis in Kleinste detailverliebt ausgearbeitet und penetrant stimmungsgeladen. Theatralisch und dramatisch, energetisch und explosiv.
'The Eldritch Beguilement' und 'Evil Is Of Old Date' bewegen sich wieder in der Schnittmenge aus schweren Rifffelsen und unheilvollem Gothic, fräsendem Death Metal (ein Quentchen) und flirrendem Thrash (dezent) und veranschaulichen ebenfalls eindrucksvoll, dass es THE VISION BLEAK drauf haben, straight nackenbrechende Liveknaller zu komponieren, die einem auf 'nem Konzert sicherlich sämtliche Lichter mit links ausschießen.
Leider kann der bereits vorab veröffentlichte Rausschmeißer 'The Brotherhood Of Seth' das durchgehend hohe Niveau der anderen Stücke nicht ganz halten, da die Nummer im Gegensatz zu den anderen Tracks künstlich in die Länge gezogen wirkt. 'The Brotherhood Of Seth' ist trotzdem meilenweit davon entfernt schlecht zu sein, jedoch wirkt die Nummer in ihrer Gesamtheit etwas langatmig und monoton.
Unterm Strich bin ich jedoch einmal mehr hellauf begeistert. THE VISION BLEAK haben ihrem Gesicht nochmals Konturen verliehen und ihren völlig eigenständigen Sound mit Nachhalt zementiert. Niemand klingt wie sie, und das ist als tonnenschweres Kompliment zu verstehen.
Und so wird das Konstrukt THE VISION BLEAK immer differenzierter: Eine superbe Symbiose aus Optik (das Artwork ist wie immer sehr geschmackvoll) und Musik, aus Lyrik und Atmosphäre.
Beide Daumen hoch, ich hoffe auf eine noch lang anhaltende Bandkarriere.
Anspieltipps: She-Wolf, The Demon Of The Mire, The Black Pharao Trilogy, Evil Is Of Old Date
- Redakteur:
- Alex Straka