VISION DIVINE - Send Me An Angel
Mehr über Vision Divine
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- ATRHEIA Records
- Release:
- 14.01.2002
- Incipit
- Send Me An Angel
- Pain
- Away From You
- Black & White
- The Call
- Taste Of A Goodbye
- Apocalypse Coming
- Nemesis (Instrumental)
- Flame Of Hate
- Take On Me
Zwei Jahre haben sich die italienischen Power-Metaller VISION DIVINE mit ihren zweiten Output Zeit gelassen, was nicht auf Faulheit zurückzuführen ist, sondern auf die für Newcomerbands obligatorische und notwendige Zahl an Live-Auftritten und Promotionsaktivitäten. Und schließlich hatte man nicht vor, überstürzt ein weiteres Album nachzuschieben, sondern es mit der nötigen Ruhe angehen zu lassen, damit die Qualität nicht leidet. "Send Me An Angel" zeigt auch ausreichend Eigenständigkeit und Spieltiefe, um aus der derzeitigen Flut an Powermetal-Produktionen gerade aus dem Land von Pizza und Pasta herauszuragen. Alles andere wäre auch enttäuschend, wenn man bedenkt, dass Sänger Fabio Lione bereits solchen Genregrößen wie RHAPSODY oder LABYRINTH seine herausragenden stimmlichen Fähigkeiten leiht und auch Gitarrist Olaf Thörsen bei LABYRINTH die Flitzefinger fliegen lässt.
Die Songs sind inhaltlich im Wesentlichen im mystischen Bereich angesiedelt, handeln sie doch vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, Himmel und Hölle. Entsprechend mutet auch das düstere, blutig rote Cover-Artwork an, das ich als sehr gelungen bezeichnen möchte; bevor ich mich mit der Promo-Scheibe befasst hatte, hätte ich das Album der Aufmachung wegen eher in den Bereich des Gothic eingeordnet. Aber natürlich weit gefehlt, wenngleich der bedrückend düstere Opener "Incipit" genau in dieses Bild passen würde. Leider ist dieses Stück zumindest auf meiner Vorabversion ziemlich untersteuert, was leicht zum Herzinfarkt führen kann, wenn man die Anlage entsprechend lauter dreht, denn danach geht der Titelsong "Send Me An Angel" gleich in die Vollen. Druckvolles Drumming und schwere Bassgitarre lassen grüßen. Der Refrain ist sehr eingängig und gelungen; ein instrumentales Intermezzo in Form eines Duells von Keyboards und Gitarren fügt dem Stück die angemessene Komplexität hinzu. Man hat sich überhaupt bemüht, das Grundkonzept von Strophe und Refrain in diesem Musikbereich durch geeignete Passagen aufzulockern, was ich dem Werk sehr zugute halte.
"Pain" rockt auch nicht gerade schlecht und kommt etwas pathetisch daher, was aber in diesem Genre nicht gerade verwundert. Zum Ende des Stückes wird auch mal die härtere Gangart eingelegt, ansonsten greift man auf altbewährte Strukturen zurück. Bei mir wird dieses Stück etwas unfein ausgeblendet, was vielleicht an der Promo-Version liegt; wie das in der Kaufversion aussieht, kann ich nicht sagen.
Tempomäßig in den oberen Bereich geht es auch mit "Away From You", bis auf eine getragenere Brücke; dem Refrain leiht eine Gastsängerin, die ich leider aufgrund eines fehlenden Booklets nicht benennen kann, ihre Stimme im Background, was wieder für die von mir erwähnten Abwechslungsbemühungen spricht. Etwas sehr nervig kommt leider zum Ende die ausladende und leicht schräge Keyboardpassage daher, welche durch den Gitarrenpart auch nicht so wirklich gerettet werden kann. Auch hier wird wieder sehr unkreativ der Schluss ausgeblendet - leider liegen mir keine Infos vor, ob dies an der Promo liegt, was ich mir bei über vier Minuten Spielzeit aber nur schwerlich vorstellen kann.
"Black & White" kommt leider bis auf einen vernünftigen Refrain etwas schwach daher, wogegen "The Call" zwar im Hauptteil mit guter Dynamik erfreut, jedoch in den etwas blutarmen Strophenteilen schwächelt.
"Taste of Goodbye" liegt im Mid-Tempo-Bereich und lässt sich wieder besser und angenehmer an, wenngleich meines Erachtens eine weniger hoch angesetzte Stimmlage für den Song geeigneter wäre.
Das nachfolgende "Apocalypse Coming" geht im Tempo wieder nach vorn und lädt entgegen dem untergangsschwangeren Titel eher zum mithibbeln ein, eine sehr eigensinnig anmutende Kontrapunktion. Hier fügt sich das Gitarrengeorgel auch sinnig in die Struktur ein und wirkt nicht störend. Man hätte das Arrangement vielleicht noch etwas ausbauen können, der Song bietet gute Ansätze.
"Nemesis" erinnert in Riffing und Rhythmus vermutlich nicht zufällig an "Eye Of The Tiger" und leitet als gelungenes Instrumental das Ende des eigentlichen Zyklus' der CD ein, gefolgt vom griffigen "Flame Of Hate", das durch einige Sample-Einspielungen angereichert wurde.
Zum Abschluss der Scheibe braten VISION DIVINE uns eine Coverversion von ... A-HA um die Ohren! Nachdem ich mich bereits vor Kurzem vor der mageren Version der EMIL BULLS gruseln durfte, war ich jetzt natürlich neugierig auf diesen Versuch. Und siehe da, der gut gelaunte Sound ist kraftvoll, der Song geht ins Ohr und dürfte live und und auf Parties zu einem Stimmungskracher werden.
Hier wird satte Kost geboten und der Versuch gestartet, variable Elemente einzubringen, wenngleich die Scheibe vor Originalität nicht gerade strotzt. Aber der Weg in die Oberliga des Power Metal dürfte nun geebnet sein.
Anspieltipps: Send Me An Angel, Apocalypse Coming, Take On Me
- Redakteur:
- Andreas Jur