VISION DIVINE - The 25th Hour
Mehr über Vision Divine
- Genre:
- Progressive Power Metal
- Label:
- Scarlet Records / SPV
- Release:
- 25.06.2007
- My Angel Died
- The 25th Hour
- Out Of A Distant Night (Voices)
- Alpha & Omega
- Eyes Of A Child
- The Daemon You Hide
- Waiting For The Dawn
- The Essence Of Time
- A Perfect Suicide
- Heaven Calling
- Ascension
Seit nunmehr fast zehn Jahren pflegen VISION DIVINE ihren progressiven Power Metal mit den schönen Melodien, dem angenehm dosierten Bombast und Pathos und stets interessanten textlichen Konzepten. Kreativer Kopf hinter dieser vielschichtigen, intelligenten Musik ist Gitarrist Carlo Andrea Magnani, der aus unerfindlichen Gründen immer noch den blöden Künstlernamen Olaf Thorsen benutzt. Er gründete die Band als Nebenprojekt zu seiner Zeit bei LABYRINTH zusammen mit RHAPSODY (OF FIRE)-Frontmann Fabio Lione. Nach seiner Trennung von den Irrgärtnern wurde VISION DIVINE zu seinem primären Betätigungsfeld. Bezeichnenderweise geht es seither mit LABYRINTH bergab und mit VISION DIVINE zusehends steiler bergauf. Besonders die letzten beiden Alben, "Stream Of Consciousness" (2004) und "The Perfect Machine" (2005), überzeugten durch große Leidenschaft und spannendes Songwriting, doch der richtig große Wurf, das unsterbliche Meisterwerk ist dem Quintett aus dem mediterranen Land mit der putzigen Stiefelform bisher nicht gelungen.
Mit Album Nummer Fünf, "The 25th Hour" ändert sich dieser Zustand zwar nicht grundlegend, doch Magnani und seine Mitstreiter haben erneut ein erstklassiges Scheibchen am Start, das den Freunden des anspruchsvollen Power Metal große Freude bereiten wird. Auffällig ist, dass VISION DIVINE schneller, härter und gradliniger denn je zu Werke gehen. Die besinnlich-zerbrechlichen Momente sind rar geworden, sieht man mal vom ergreifenden Piano-Intro 'My Angel Died' ab, stattdessen bestimmen und prägen packende, kraftvolle Uptempo-Songs wie 'The 25th Hour' und 'Eyes Of A Child' das Gesamtbild. Hier stimmt von der facettenreichen Gitarrenarbeit über die zwingenden Melodien bis hin zu den exzellenten Hooklines so gut wie alles. Erdiger und reifer wirkt dieses Material, direkter und natürlicher. Doch keine Angst, VISION DIVINE nehmen auch immer noch an den richtigen Stellen den Fuß vom Gaspedal und bauen eine eingängige Melodic-Metal-Nummer wie 'The Daemon You Hide' ein. Abgerundet wird das Ganze wie gewohnt durch etwas vertracktere, komplexere Songs wie 'The Essence Of Time', wo sich hübsche rhythmische Kabinettstückchen mit stimmungsvollen Breaks und großen, hymnischen Chören optimal ergänzen. Ausnahmesänger Michele Luppi legt mit "The 25th Hour" seine bisher stärkste Performance hin, wenige Sänger verbinden Power und Emotion so überzeugend und mitreißend wie er. Er ist es auch, der aus einem allerhöchstens ordentlichen Song wie 'A Perfect Suicide' noch etwas Charismatisches und Besonderes macht.
Mein einziger ernsthafter Kritikpunkt ist, dass so einige Songs noch mal eine nachträglich straffende Hand hätten vertragen können. Diese Hand hätte vielleicht so manchen, etwas holprigen Übergang geschliffen, einige eher unmotiviert anmutende, irgend deplatziert wirkende Soloparts verbessert oder einfach raus geworfen und etwas flachen Titeln wie 'Heaven Calling' noch eine Prise Raffinesse verliehen. Somit ist "The 25th Hour" zwar ein sehr starkes, absolut empfehlenswertes Album, aber eben auch wieder nicht das grandiose Opus Magnum, von dem man in zehn Jahren noch mit ehrfurchtsvoll gedämpfter Stimme reden wird. Schade eigentlich, denn ich habe das Gefühl, dass VISION DIVINE durchaus in der Lage sind, diesen letzten Schritt zur Glückseligkeit zu gehen. Sie sollten allerdings nicht mehr allzu lange damit warten, denn unendlich viele Chancen dazu wird es nicht geben. Nichtsdestotrotz behaupten die Jungs mit "The 25th Hour" souverän ihren Platz in der ersten Power-Metal-Liga.
Anspieltipps: The 25th Hour, Eyes Of A Child, The Essence Of Time, The Daemon You Hide
- Redakteur:
- Martin van der Laan