VITAM AETERNAM - Revelations Of The Mother Harlot
Mehr über Vitam Aeternam
- Genre:
- Avantgarde
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Crime Records
- Release:
- 13.05.2022
- Veil Of Isis
- Redemption
- Sick & Pious
- Bardo Thodol
- Promethea
- Finis Gloriae Mundi
Nur noch teilweise überfordernd.
Das 2020er Debütalbum "The Self-Aware Frequency" war vor allem aufgrund der disharmonischen Mischung aus Black Metal, Avantgardetönen und progressiven Tönen alles andere als zugängliche Kost, gab es schlichtweg zu viele Elemente, die aufgrund ihrer Fremde komplett überforderten. Nun steht das VITAM AETERNAM-Zweitwerk an, dem ich aufgrund meiner Erfahrungen zunächst mit Skepsis begegne. Aber schon das teils faszinierende, teils stark verstörende Artwork, welches herausnehm- und dadurch veränderbar ist, zieht mich bereits in den Bann. Für ihren neuesten, sechsteiligen Avantgarde-Happen haben sich die Norweger einiges einfallen lassen, auch wenn die akustische Reise des "Revelations Of The Mother Harlot"-Hörspiel-Brockens einmal mehr eine überaus wirre, bisweilen auch unheimliche ist.
Richtig, spät nachts sollte man dieses Zweitwerk nicht alleine hören, Alpträume sind vorherbestimmt. Und wenn man die Finger vom Artwork lassen kann, sorgt noch immer eine recht konfuse Mischung aus einem neoklassischen Progressive-Rock-Soundtracks, sehr viel Theatralik in ihrer komplexesten Art und Horrorfilm-Sequenzen, bei denen sich mir die Nackenhaare aufstellen, für viele Fragezeichen. Hört euch allein das geflüsterte 'Promethea' an, dann wisst ihr, was ich meine. Dennoch sind Songs wie das einleitende 'Veil Of Isis'-Hörspiel, das leicht verstörende 'Sick & Pious' sowie das verträumte 'Bardo Thodol' eine Spur geradliniger und geordneter als das gesamte "The Self-Aware Frequency"-Hörspektakel im Herbst 2020 für mich war. Wohl liegt es daran, dass ich wusste, auf was ich mich bei VITAM AETERNAM einlasse. Gleichwohl haben sich Jake Rosenberg, Râhoola und André Aaslie aufeinander besser eingestimmt und vor allem die angedeuteten Pop-Elemente, die diese dichte Wolkendecke wirrer, verstörender Sounds ein wenig aufbrechen, haben etwas an sich, das zumindest den positiven Part meiner Aufmerksamkeit erregt.
Am Grundgerüst hat das Trio also nicht viel verändert – Prog, Electro und ruhigerer Ambient Black Metal hier, akustische Fieberträume, einlullender, gequälter Sprechgesang wie im morbidesten Horrorfilm und sehr viel Theatralik dort – doch an den Stellen, an denen ich dem "The Self-Aware Frequency"-Debüt partout nicht folgen konnte, ergeben die vereinzelten Mosaiksteinchen zumindest heuer ein wenig mehr Sinn und Verstand. Obwohl ich mir noch immer die Frage stellen, wie schwebend die Grenze zwischen Musik und leicht verstörender Kunst sein kann. Wir werden jedenfalls sehen, wohin die weitere, sehr unorthodoxe und noch immer befremdliche Reise dieses Projekts gehen wird.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp