VöLUR - Disir
Mehr über Völur
- Genre:
- Doom / Folk / Klassik
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 24.06.2016
- Es wächst aus seinem Grab
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- Heiemo
Hexenmusik!
Es gibt Labels, bei denen weiß man von vornherein, dass einen keine musikalische Standardware erwartet und Prophecy Productions ist eben genau solch ein Label. Zudem hatte mir bereits vor einigen Monaten Sean, der Gitarrist von BLOOD CEREMONY von der neuen Gruppe seines Bandkollegen und Bassisten Lucas Gadke erzählt, die einen eigenwilligen Mix aus Doom, Folk und experimenteller Klassik spiele und demnächst ein Album veröffentlichen würde. Das liegt mit "Disir" nun vor und erfüllt alle Erwartungen, die so in mir geweckt wurden. Als Trio aus Bass, Schlagzeug und Violine bieten die Kanadier einen ganz und gar eigenwilligen Sound, der Doom, nordische Folklore, Noise und moderne Klassik zu einem mystischen Gesamtkunstwerk verschmilzt.
Die vier Kompositionen bringen in ihrer Länge jeweils die verschiedenen Aspekte des VÖLUR-Sounds zum Vorschein, von zerbrechlicher Traurigkeit der melodischen Violine im Kontrast zum dunklen Bass über mehrstimmige, mystische Gesänge bis hin zu atonalen und dissonanten Lärmorgien, in denen abermals die Violine in ihrer ganzen Garstigkeit dem brachialen Bass und dem sparsamen Drumming locker Paroli bietet. Jedes der Stücke hat einen ganz eigenen Charakter, der sich nur schwer in Worte fassen lässt, ist ein in sich geschlossener musikalischer Kosmos, der mal etwas rituell-beschwörendes hat, mal die Verkörperung der Einsamkeit des Menschen in der Natur schlechthin ist. Das ist zu keiner Zeit Easy Listening, belohnt den Hörer bei genauerer Auseinandersetzung aber immer und immer wieder, entführt ihn in Welten vorzeitlicher Schönheit und Rauhheit und lässt ihn am Schluss erschöpft aber auch zufrieden zurück.
Dabei ist es gerade die Verschmelzung extrem einfacher, folkiger Elemente mit betont moderner, sich gegen traditionelle Hörgewohnheiten richtender Klassik, die VÖLUR aus der Masse der Naturmystiker unter den Folk- Neofolk- und Okkultrockbands heraushebt. Die Band verfolgt eine ganz eigene Vision, die sich nur schwer mit denen anderer Gruppen vergleichen lässt. Wer den Mut hat, sich in die Klangwelten von "Disir" zu begeben, wird reich entlohnt und Freunde musikalischer Grenzgänge sollten dies unbedingt tun.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst