VOIVOD - The Wake
The Wake
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2018
Mehr über Voivod
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 21.08.2018
- Obsolete Beings
- The End Of Dormency
- Orb Confusion
- Inconspiracy
- Spherical Perspective
- Event Horizon
- Always Moving
- Sonic Mycelium
10.09.2018 | 08:40
Es bleibt spannend im Hause VOIVOD.
Ein VOIVOD-Album ist immer noch einer der Momente, in denen mich Musik mit Erwartungen in eine Vorfreude versetzen kann und in denen ich leicht euphorisch an den Fingernägeln kauend auf erste Hörproben warte. So auch bei "The Wake", dem ersten Longplayer seit dem tollen "Target Earth" im Jahr 2013. Der erste Longplayer mit Rocky aka Dominique Laroche am Bass, der den ausgestiegenen Blacky vor ein paar Jahren ersetzte. Da die "Post Society"-EP schon sehr fein war und die Tour erneut ganz großes Ohrenkino bieten konnte, bin ich sehr optimistisch, dass "The Wake" nichts anderes als ein weiterer Geniestreich geworden sein kann.
Schon das eröffnende 'Obsolete Beings' macht klar, wer hier auf der Brücke steht. Unverkennbar knattern hier Chewy, Away, Snake und Rocky durchs Universum und zelebrieren den typischen VOIVOD-Sound, den es so eigentlich gar nicht gibt, denn die Band scheint in einer stetigen Vorwärtsbewegung zu sein und definiert sich immer wieder neu. Natürlich sind die Sprünge heute nicht mehr so groß wie in den Anfangstagen, in denen aus rhythmischem Baustellenlärm eines Sternenzerstörers nach wenigen Jahren Sci-Fi-Prog-Thrash und später sogar Thrash-Wave wurde. Trotzdem vermag das Quartett auch im Jahr 2018 neue Akzente in den Klang des VOIVODs einzuflechten. So erinnert mich das schleppende 'The End Of Dormancy' von der Melodieführung her sofort an 'Psychic Vacuum', was so weit geht, dass ich dessen Text singe. Strange. Auffällig sind bei dieser Nummer der prominente Einsatz des Basses, sowie die herrlichen Clean-Gitarren. Kleine Details die das Herz erquicken lassen.
Auch in 'Orb Confusion' entdeckt man nach einigen Durchläufen derartige Feinheiten. Ist dieser Song während der ersten Umdrehungen oberflächlich nur ein weiterer, toller VOIVOD-Song, der allerdings sehr eingängig aus der Anlage rattert, offenbart er bei genauerer Beohrung in der zweiten Hälfte eine lustige Wendung. Eingeleitet von einer schön knattrigen Stakkato-Gitarre, wandelt sich der Song zu einem quicklebendigen, leichtfüßigen Notenhüpfer, der von einem Meteoriten zum nächsten springt. Dazu gibt es verwirrend-einlullenden Gesangseffekte, die einem den Kopf verdrehen. Geiler Scheiß!
Danach kommt 'Inconspiracy' mit seinen garstigen Riffs und Twists genau richtig. Die Nummer ist eine schöne Achterbahnfahrt, ein kurzer Longtrack, der an alte Zeiten erinnert. 'Spherical Perspective' ist dann programmatisch zu verstehen. Hier geraten Engelsratten in einen Tornado und werden dabei ins Outer Limit geschleudert. Dort verbleiben sie während 'Event Horizon' läuft. Toller Film übrigens. Toll ist auch dieser Song. In 'Always Moving' wird der "Angel Rat"-Pfad weiter verfolgt. Allerdings schreddert auch hier Chewy mit wütenden Riffs dazwischen, sodass die heimlige Wave-Atmosphäre der Verse schnell pulverisiert wird. Ganz groß ist auch hier der Mittelpart, in welchem man das Gefühl hat schwerelos durch das Notengefüge geführt zu werden. Herrlich.
Den ganz großen Wurf hat man sich aber bis zum Schluss aufgespart. Das über zwölf Minuten lange 'Sonic Mycelium' greift man Passagen anderer Songs geschickt noch einmal auf und zaubert dem Hörer ein Schmunzeln auf die Mundwinkel als man ein Textzitat des grandiosen 'Jack Luminous' aus dem Hut zieht. Toll, wie die Band mit ihrer eigenen Vergangenheit umgeht. Und wenn man denkt, man hätte bereits ausreichend viele Überraschungen gehört, legt man noch ein Streicherquartett oben drauf. Ist das vielleicht ein Fingerzeig auf zukünftige Sci-Fi-Musik aus Kanada? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall bleibt es spannend im Hause VOIVOD.- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae