VOTUM - Time Must Have A Stop
Mehr über Votum
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- ProgRock Records/SPV
- Release:
- 09.01.2009
- Me In The Dark
- The Pun
- Passing Scars
- Train Back Home
- The Hunt Is On
- Away
- Look At Me Now
- Time Must Have A Stop
VOTUM sind ein neuer polnischer Prog-Leckerbissen: härter als RIVERSIDE, aber nicht minder atmosphärisch.
Dank RIVERSIDE ist Polen bereits seit einigen Jahren kein weißer Fleck mehr auf der progressiven Landkarte, und mit VOTUM bricht eine weitere Combo aus unserem nordöstlichen Nachbarland dazu auf, das internationale Publikum jenseits von Todesblei und Schwarzmetall für sich zu erobern. Ihre musikalische Botschaft hört auf den Namen "Time Must Have A Stop", und auch wenn das beim amerikanischen Label Prog Rock Records erschienene Debüt die Zeit vielleicht nicht gerade still stehen lässt, so ist das Sextett dennoch auf dem richtigen Weg, um in nicht allzu ferner Zukunft zeitlos schöne Musik zu erschaffen. Denn das, was Fronter Maciej Kosinski im Vergleich zu seinem Landsmann Mariusz Duda an Gänsehaut-Stimme fehlt, gleichen seine Bandkollegen durch mehr Dynamik und Druck im Songaufbau aus. Sprich: Wem RIVERSIDE schon immer ein wenig zu kopflastig waren, der könnte sich mit den sehr viel metallischeren VOTUM gut anfreunden.
Mit 'Me In The Dark' eröffnet ein abwechslungsreicher Song, bestehend aus episch-explosivem Refrain, treibenden Gitarren und sphärischen Keyboard-Klängen, die "Abstimmung", in der nach Auskunft der Band nicht nur die Musik, sondern auch die Texte und das visuelle Konzept für die endgültige Meinungsbildung eine Rolle spielen. "Atmosphäre" heißt das Zünglein an der Waage, und ja, sie neigt sich bereits nach den ersten sechs Minuten nicht zuletzt wegen der geschickten Tempowechsel deutlich nach unten.
'The Pun' erinnert mich dank des ausgiebigen Synthesizer-Einsatzes ein wenig an eine rockige Version von DEPECHE MODE, und natürlich ist auch der Einfluss von RIVERSIDE allgegenwärtig - kein Wunder, zeichnet sich mit Jacek Melnicki deren früherer Session-Keyboarder als Sound-Producer verantwortlich. 'Passing Scars' mit seinem dezenten Tribal-Rhythmus und einer Prise Orient-Sound, verbreitet ein mystisches Feeling, während ich bei 'Train Back Home' ein winziges bisschen an SOUL ASYLUMS 'Misery' denken muss, wenn auch in sehr viel balladesker. Schöner Text übrigens!
OPETH werden (neben PORCUPINE TREE und PINK FLOYD) als ein weiterer Einfluss auf der MySpace-Seite der Band genannt, was sich im Intro von 'The Hunt Is On' sowie im 70er-lastigen Zwischenteil zweifelsfrei bestätigen lässt. Aber mal ehrlich: Kann heutzutage eigentlich noch irgendjemand mit einem Sechsachtel-Takt ankommen, ohne mit den Schweden in einen Topf geschmissen zu werden?!
Von den Balladen gefällt mir das verträumt-melancholische 'Away' am Besten, weil hier der in den ruhigeren Momenten etwas zu schwache Gesang durch tolle Gitarren-Leads effektiv ausgeglichen wird. Doch auch in Richtung des oberen Endes der Härteskala ist sozusagen Polen offen, denn im temporeichen 'Look At Me Now' setzen vereinzelte Growls schwarze Farbtupfer. Den Abschluss macht der hymnische, mit zahlreichen Raffinessen versehene elfminütige Titeltrack, welcher die Messlatte für das kommende Schaffen ziemlich hoch ansetzt. Augen zu und sich in den Wogen treiben lassen heißt hier die Devise - schön!
Fans der Referenzbands sollten den vier auf MySpace hinterlegten Songs unbedingt ein Ohr schenken und sich am Besten auch gleich dort weiter informieren, denn die offizielle Band-Webseite existiert derzeit nur auf Polnisch. Im Sinne von weltweiter Diplomatie müssen VOTUM hier noch ein wenig nacharbeiten, aber auch ohne fundiertes Hintergrundwissen fällt die Abstimmung bereits sehr zu ihren Gunsten aus. Ein sehr gutes Debüt!
Anspieltipps: Me In The Dark, Passing Scars, The Hunt Is On, Away, Time Must Have A Stop
- Redakteur:
- Elke Huber