VULTURE INDUSTRIES - Stranger Times
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2017
Mehr über Vulture Industries
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 22.09.2017
- Tale Of Woe
- As The World Burns
- Strangers
- The Beacon
- Something Vile
- My Body, My Blood
- Gentle Touch Of A Killer
- Screaming Reflections
- Midnight Draws Near
Weitere verschrobene Creepy Tales der Sonderklasse.
Auch wenn die Bergener Band seit jeher einen sehr kreativen und nicht festgefahrenen Ansatz verfolgte, so weiß der Fan doch, was ihn erwartet, wenn eine neue Scheibe von VULTURE INDUSTRIES ins Haus steht. Das Quintett aus dem schönen Hordaland ist sich dementsprechend auch drei Jahre nach dem tollen "The Tower" absolut treu geblieben und serviert uns mit dem Viertling "Stranger Times" einmal mehr eine in sich stimmige und dabei doch wahnsinnig abwechslungsreiche, mitreißende und mitziehende Scheibe, die allerlei Einflüsse aus den verschiendsten Genres verarbeitet und mit ihrem melodisch-progressiven Metal verbindet, um den Fans ein neuerliches Gruseltheater der gehobenen Klasse zu bieten.
Der Opener 'Tales Of Woe' hat einen völlig hinterhältigen Groove, eine packende Rhythmik und richtig fiese Vocals von Bjørnar Erevik Nilsen, die mich hier und da ein wenig an Steve Sylvester erinnern. Der Song geht in Nacken und Beine, dass es eine wahre Freude ist. Das folgende 'As The World Burns' liefert uns dagegen einen dunklen, teuflischen Blues wie er auch Glenn Danzig gut zu Gesicht stünde, während 'Strangers' sich breitwandiger, entrückter, psychedelischer, aber auch aufwendiger und epischer präsentiert, sich ein Stück weit an die Siebziger anlehnt, dann aber mit Saxophon-Parts um die Ecke kommt, die Clint Eastwood in die Jazz Lounge zu versetzen scheinen.
Eine geschmeidiger, rock'n'rollige Kante fährt 'The Beacon', das mit den teils mehr gesprochenen Vocals einige neue Facetten aufzeigt, sich insgesamt jedoch eher melancholisch und nachdenklich entwickelt. Reflektiert und zurückgelehnt, dabei ist es aber keineswegs seicht, steigert sich zum Ende hin deutlich und ist zudem mit einigen Funk-Elementen und erneut massigem Saxophon-Einsatz garniert. Dass die Geierwerke auch ihre doomige Seite haben, belegt sodann das epische, mit wirklich herrlichen Sorrow-Leads versehene 'Something Vile', das durch seine verschrobene Gesangsdarbietung auch mal an HAMMERS OF MISFORTUNE oder SIGH erinnert, und dann plötzlich auch noch mit poppigen Melodien im Chorus um die Ecke kommt. Faszinierend. Faszinierend anders. Nach einem kurzen morbiden aber wirklich gelungenen Zwischenspiel wie aus der "Dreigroschenoper" geht es mit 'Gentle Touch Of A Killer' schleppend und groovend weiter, um in 'Screaming Reflections' nochmals liedermacherische Elemente mit sehnsuchtsvollem Progrock zu verbinden und in 'Midnight Draws Near' dunkel, fuzzy und gruftrockig, dabei aber doch auch breitwandig und proggy zu enden.
Wie ihr seht, sind den Norwegern keine Einflüsse zu fernliegend, um sie für ihr Konzept zu nutzen, das überraschenderweise ohne jeden Abstrich funktioniert. Hier finden progressiver, dunkler Metal und so mannigfaltige Stilistika wie Jazz, Liedermacherei, Gruftrock, Psychedelic und viele mehr ihren Weg in ein recht einzigartiges, dunkles Kunsttheater, das jederzeit ein Ohr oder auch beide verdient hat.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle