VULTURES VENGEANCE - The Knightlore
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Vultures Vengeance
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Gates Of Hell Records
- Release:
- 10.05.2019
- A Great Spark from the Dark
- Fates Weaver
- Pathfinder's Call
- The Knightlore
- Lord Of The Key
- Dead Men and Blind Fates
- Eye Of A Stranger
- Chained by the Night
Was für ein Debüt - ein Muss für Epiker!
Nach zwei EPs wollen die Italiener von VULTURES VENGEANCE mit "The Knightlore" richtig durchstarten. Gates Of Hell Records (TRAVELER, NIGHT GAUNT) dürfte dafür nicht die übelste Adresse sein. Das famose Artwork deutschen Künstlerin Lena Richter (DESTRÖYER 666, CONVENT GUILT) dürfte dabei nicht schaden. Mit 47 Minuten Metal wird man hier bedient, und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Der gemeine Metal-Fan wird hier nicht enttäuscht werden!
Mit mystisch-epischen Klängen beginnt der Opener 'A Great Spark From The Dark', doch nach etwa einer Minute gibt es Gitarrenklänge, die deutlich mehr nach ENFORCER klingen als das aktuelle Material der Band. Vom Gesang her denke ich eher an moderne US-/CAN-Epic-Vertreter (GATEKEEPER, VISIGOTH). Tony T. Steele ist am Mikro schon eine echte Wucht, er kann die hohen Screams setzen, aber auch sehr melodisch singen. Für den typischen Epic Metal der frühen MANOWAR-/CIRITH UNGOL-/MANILLA ROAD-Schule ist mir das alles ein Stück zu mainstreamig. Aber vielleicht ist Epic Metal 2019 auch einfach echter Mainstream geworden? Klar, außerhalb des kleinen "Keep It True"-/"Headbangers Open Air"-Festival-Kosmos gibt es nur wenige, die auf diesen Stoff stehen, aber in diesen Breitengraden gehören die Epiker heute doch zur Speerspitze. Ich bezweifel, dass VULTURES VENGEANCE mit diesem ersten vollen Album an eben jene Spitze der Szene katapultiert wird, aber zumindest kratzt die Truppe an dem Status, den manche Bands sich in den letzten Jahren hart erarbeitet haben. Genial wird der Opener übrigens so nach etwa viereinhalb Minuten, wenn sowohl maidenesk-verspielt als auch leicht orientalisch angehaucht vonstatten geht, was man so von der Gitarrenfraktion und dem Schlagwerker hört.
Mit dem 'Fates Weaver' geht es weiter, und das Opening-Riff hätte auch zu frühen HAMMERFALL-Nummern gepasst. Aus meiner Feder ist das keine Beleidigung, sondern ein absolutes Lob, denn kaum eine Band konnte Ende der Neunziger solche Hymnen fabrizieren wie eben die Schweden um Dronjak und Co. Wer diesen Sound mit VISIGOTH und ETERNAL CHAMPION kreuzt, kommt hier an. Weiter geht es auf den 'Pathfinder's Call'. Erinnert sich bei dem Titel noch jemand an die polnische RHAPSODY-Kopie? Nun, sei's drum, mit solchen Sounds haben diese Italiener nichts zu tun, trotz der Herkunft. Hier gibt es speedigen Metal mit leichtem Kauzfaktor, vor allem durch die Vocals eingestreut, und sehr jungfrauenlastigem Gitarrenspiel. Und was gibt es besseres im Metal als IRON MAIDEN? Na also, nichts.
Der Titeltrack, der über sechs Minuten mit sich bringt, beginnt schleppend-episch, erinnert dabei durchaus auch an GRAND MAGUS, primär aber an ETERNAL CHAMPION. Die feiern hier hoffentlich alle gebührend ab. Bald werdet ihr auch die VULTURES VENGEANCE-Patches suchen, und hoffentlich fündig werden. Genial ist, wie vielschichtig die Titel oft aufgebaut werden. Hier folgt nicht stumpf Strophe auf Refrain, nein, hier wechseln sich unterschiedliche Parts in sinniger Reihenfolge ab. Um es mal klar auszudrücken: Vom Songwriting her sind diese Italiener den meisten hier erwähnten neueren Epik-Jüngern klar überlegen. Zu ETERNAL CHAMPION oder VISIGOTH fehlt wohl nur die letzte Überhymne, die aber ja noch geschrieben werden kann. GRAND MAGUS wird mit dieser Scheibe mal locker überflügelt.
Wir begegnen nun dem 'Lord Of The Key', einem melodischen Zeitgenossen, der vor allem mit wunderbaren Gitarrenleads überzeugt. Kaum ein Song kann so sehr durch die Sechs-Saiten-Arbeit punkten wie dieser. Am Schluss kommt auch ein stampfiger Part, der sich super einfügt. Mit 'Dead Men And Blind Fates' folgt der mit über sieben Minuten längste Track des Albums, der, wenig überraschend, ein wenig wie eine alte MAIDEN-Nummer beginnt. Danach gibt es durchaus lange Instrumentalpassagen, aber vor allem auch die Parts, die am stärksten bei den epischen Helden der Achtziger klauen, ohne dabei an Eigenständigkeit zu verlieren. Die Melange aus altem und neuem epischen Metal gelingt auf furiose Art und Weise!
Mit 'Eye Of The Stranger' folgt das obligatorische QUEENSRYCHE-Cover. Nachdem ich festgestellt habe, dass es doch keines ist, mochte ich den Track aber trotzdem. Es mag sich zwar um die schwächste Nummer dieser Scheibe handeln, aber trotzdem ist das immer noch eine Metal-Gemme feinster Form. Das einzige kleine Manko, das ich an dieser Scheibe letztlich finden kann, wird hier aber hörbar: So variabel der Gesang ist, so ist er an manchen Stellen auch etwas anstrengend. Das ist zwar immer höchst individuell und wirklich emotional, aber manchmal halt doch nicht so einfach zu verdauen. Hier haben wir es aber mit Kritik auf hohem Niveau zu tun. Die meisten generischen 08/15-Sänger steckt Steele locker in die Tasche.
'Chained By The Night' ist die abschließende Metal-Hymne, die wir uns jetzt alle erhofft hatten. Hier wird noch mal ordentlich abgerockt! Wir haben es hier ja nie mit epischem Metal in seiner Reinform zu tun, dafür sind die Einflüsse von IRON MAIDEN oder Melodie-Königen wie HAMMERFALL zu offensichtlich. Aber wer auf VISIGOTH, ETERNAL CHAMPION, GATEKEEPER und GRAND MAGUS steht, kommt um dieses Scheibchen letztlich nicht herum. Anders ausgedrückt: Für Fans dieser Truppen ist das hier absolutes Pflichtprogramm. Bisher sicher eines der besten traditionellen Metal-Alben 2019. In der reinen Lehre für mich sogar der aktuelle Ranglistenführer - und das mag schon was heißen.
Anspieltipps: A Great Spark From The Dark, Lord Of The Key.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer