WADE, MORGAN - Obsessed
Mehr über Wade, Morgan
- Genre:
- Country / Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ladylike Records / Sony Music
- Release:
- 16.08.2024
- Total Control
- Department Store
- Time To Love, Time To Kill
- Obsessed
- Juliet
- 2AM In London
- Hansel And Gretel
- Spin
- Reality
- Walked On Water
- Halloween
- Crossing State Lines
- Moth To A Flame
- Deconstruction
Drittes Album, dritter Volltreffer!
Die Amerikanerin MORGAN WADE ist schon irgendwie ein Phänomen. Erst 2018 tauchte die Country-Sängerin in der Szene in ihrem Heimatland so richtig auf, dann folgte mit "Reckless" im Jahr 2021 ein unheimlich starkes und auch erfolgreiches Debütalbum, auf dessen Erfolg im vergangenen August mit dem nicht minder famosen "Psychopath" aufgebaut wurde. Ziemlich genau ein Jahr später steht nun mit "Obsessed" das dritte Album in den Startlöchern, womit Morgan ein fast schon unheimliches Veröffentlichungstempo vorlegt, gerade wenn man bedenkt, dass sie währenddessen auch noch dauerhaft mit ihrer Band auf Tour ist.
Komplett frisch ist das Material auf "Obsessed" dann wahrscheinlich dank der knappen Zeit auch nicht, sondern setzt sich zum Teil aus frischen Kompositionen zusammen, die nur mit einer akustischen Gitarre während den vergangenen Touren geschrieben wurden, verwertet aber auch ältere Songs aus, die aus verschiedensten Gründen den Sprung auf die vorherigen beiden Alben nicht geschafft haben. Auf den ersten Blick mag das vielleicht wie eine Verwertung alter B-Seiten anmuten, doch keine Sorge, die Qualität des Drittwerks hat unter der zeitlich weit aufgeteilten Entstehungsgeschichte der einzelnen Kompositionen nicht gelitten. Viel mehr hat die reduzierte Herangehensweise beim Schreiben der frischen Tracks ihre Spuren hinterlassen, denn im Vergleich zu beiden Vorgängern wirken viele der 14 Songs doch sehr in sich gekehrt und betonen zumeist die balladeske und ruhigere Seite der Amerikanerin.
Trotz zurückhaltender Instrumentierung sind Nummern wie 'Spin', der Titeltrack und auch '2AM In London' aber unheimlich eindringlich, was auch erneut an Morgans tollen Texten liegt, die ihre Gefühlswelt in gewohnt bissigen sprachlichen Bildern offenlegen und mit ihrer rauchigen Stimme im Vortrag überzeugt. Für mich als Fan von eher rockig veranlagten Tracks wie 'Wilder Days' vom Debüt finden sich die Anspieltipps und Höhepunkte dennoch in den eher flotteren Kompositonen. Und keine Sorge, auch davon gibt es auf "Obsessed" genug. Allen voran muss dabei 'Time To Love, Time To Kill' genannt werden, das von tollen Strophen bis hin zum eingängigen Refrain komplett überzeugt und mit Sicherheit bei den anstehenden Shows ein fester Bestandteil des Livesets sein wird. Dicht dahinter kommt der Opener 'Total Control' über die Ziellinie, der von feiner Gitarrenarbeit garniert und getragen wird, und dem mit 'Department Store' eine eher melancholische und dennoch unheimlich eindringliche Nummern an zweiter Stelle der Trackliste zur Seite gestellt wird. Übrigens hat auch diese Komposition wieder ein paar wunderbar einprägsame Textzeilen im Gepäck, die inzwischen so etwas wie ein Trademark von MORGAN WADEs Schaffen geworden sind. Schlussendlich liefert 'Crossing State Lines' zum Ende hin noch einen beschwörerischen Höhepunkt, bei dem neben Morgans Stimme vor allem die durchgängig eingestreuten Gitarrenleads für eine fast schon gespenstische Stimmung sorgen, der mit den Achtziger-Keyboards das musikalische Bett bereitet wird.
Mein einziger Kritikpunkt bleibt damit wieder die etwas zu glatte Produktion, die sich vielleicht oftmals etwas zu sehr dem Mainstream anbiedert. Gerade bei ihren Unplugged-Auftritten, wo sie nur mit der akustischen Gitarre bewaffnet oftmals wahnsinnig tolle Versionen zum Besten gibt, oder mit ihrer Liveband, bringt die Amerikanerin ihre Songs einfach noch etwas kantiger, erdiger und teils auch rockiger auf die Bühne, was vielen Nummern zumindest in meinen Ohren noch besser zu Gesicht steht.
Am Ende bleibt aber auch das Meckern auf allerhöchstem Niveau, denn mit ihrem Drittwerk festigt MORGAN WADE ihre Stellung als meine zweitliebste Country-Künstlerin, die weiterhin nur von JASON ISBELL und seiner famosen Band THE 400 UNIT geschlagen wird. In diesem Vergleich marginal den Kürzeren zu ziehen, ist definitiv noch immer ein Ritterschlag.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs