WADE, MORGAN - Reckless (Deluxe-Edition)
Mehr über Wade, Morgan
- Genre:
- Rock / Country
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Thirty Tigers
- Release:
- 19.03.2021
- Wilder Days
- Matches And Metaphors
- Other Side
- Don't Cry
- Mend
- Last Cigarette
- Take Me Away
- Reckless
- Northern Air
- Mend
- Carry Me Home
- When The Dirt All Settles
- Run
- The Night
- Through Your Eyes
- Suspicious Minds (ELVIS PRESLEY-Cover)
Country-Rock-Grenzgänger mit jeder Menge Hits!
Halt, nicht direkt zur nächsten Rezension weitergehen, bloß weil links in der Genre-Einordnung das Wort "Country" aufgetaucht ist und ihr angesichts des Gedankens an einen weiteren Pop-Country-Newcomer schon Kopfschmerzen bekommt. Mit dem glattgebügelten Sound, der Nashville in den letzten Jahren zu überrollen scheint, hat die gute MORGAN WADE nämlich überhaupt nichts zu tun. Stattdessen steht sie mit ihrem kantig interpretierten Country eher in der Tradition von Größen wie JOHNNY CASH oder WAYLON JENNINGS, wobei auch Einflüsse aus dem Rock und Grunge nicht von der Hand gewiesen werden können. Konnte ich damit euer Interesse wecken?
Nun, meines wurde schon nach nur zwei Songs geweckt, als ich Morgan bei einem Livestream der Gitarren-Firma Gibson während der Corona-Pandemie hörte, wo sie gemeinsam mit ihrem Produzenten und Gitarristen SADLER VADEN 'Wilder Days' und 'Other Side' in akustischen Versionen perfomte. Und die Begeisterung ist bis heute so groß, dass ich euch in diesen Zeilen den Zweitling "Reckless" ans Herz legen möchte, auch wenn das Album mittlerweile beinahe zwei Jahre auf dem Buckel hat und bereits in einer Deluxe-Edition wiederveröffentlicht wurde. Selbige möchte ich euch auch dringen empfehlen, denn die hier enthaltenen Bonustracks haben es in sich. Doch dazu später mehr.
Los geht die Scheibe erst einmal mit dem eben erwähnten 'Wilder Days', das nicht nur ein waschechter Hit ist, sondern Morgan bei Veröffentlichung der Single prompt in den USA auf die Country-Landkarte hievte. Zu Recht, denn angefangen bei den einfallsreichen Texten, über Morgans einmalig raues Organ bis hin zu einer Hookline, die einem schon nach einem Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf geht, hat die Nummer alles, was ein echter Klassiker braucht. Die gleiche Beschreibung könnte ich auch für 'Other Side' heranziehen, wobei der zweite große Hit auf "Reckless" etwas beschwingter daherkommt und vor allem von Sadler Vaden an der Gitarre einige Glanzlichter verpasst bekommt. Doch nicht nur Up-Tempo-Nummern liegen Morgan, auch in eher ruhigen Tracks wie dem Titelsong, 'Mend' oder 'Matches And Metaphors' überzeugt die Amerikanerin auf ganzer Linie und kann gerade hier die verschiedensten Facetten ihrer Stimme ausspielen.
Doch nicht nur in Sachen Songwriting hat Morgan ein goldenes Händchen, auch ihre Texte hauen mich mehr als einmal aus den Socken. Zu großen Teilen liegt das daran, dass hier eher selten Klischee-Themen wie der nächste Drink oder der nächste Trip auf dem Highway aufgegriffen werden, sondern ganz offenkundig über eigene Erfahrungen gesungen wird. Besonders Morgans Suchtprobleme liefern dabei die größten Inspirationen, was uns zu den erwähnten Bonustracks der Deluxe-Edition bringt, die mit 'The Night' den dritten ganz großen Hit der Platte liefern. Gerade hier läuft Morgan zur Höchstform auf, wenn sie ihr Alkoholproblem thematisiert in Zeilen wie: "Johnny called me late last night, but I told Mr. Walker just go home". Cooler kann man den berühmten Whisky wohl nicht in einen Text einbauen. Ein weiterer persönlicher Liebling in der Bonus-Sektion ist 'When The Dirt All Settles', der eher als beschwingter Rocker daherkommt und berühmt-berüchtigte Paare der Geschichte als Beispiele für die eigene Beziehung heranzieht.
Ihr hört es, ich bin restlos begeistert von MORGAN WADEs Zweitwerk und würde sogar so weit gehen, dass wir es hier mit dem vielversprechendsten Country-Newcomer der letzten Dekade zu tun haben. Bleibt zu hoffen, dass Morgan bald auch einmal den Weg nach Deutschland finden wird (nach dem Verfassen dieser Zeilen wurde übrigens eine Tour für den Herbst 2023 angekündigt! Anm. d. Red.), denn egal ob mit kompletter Band oder nur begleitet von der akustischen Gitarre, die Konzerte der Amerikanerin sind definitiv einen Besuch wert. Als Vorbereitung empfehle ich bis dahin zahlreiche Runden von "Reckless" im heimischen Player!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs