WALDGEFLüSTER - Mondscheinsonaten
Mehr über Waldgeflüster
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nordvis Produktion
- Release:
- 12.04.2019
- EInleitung
- Der Steppenwolf
- Gipfelstürme
- Rotgoldene Novemverwälder
- Und der Wind
- Von Winterwäldern und Mondscheinsonaten
- Staub in der Lunge
- Der Steppenwolf (Acoustic Version)
Aufwühlend, mitreißend... und genial!
Das mittlerweile zur vollständigen Band angewachsene ehemalige Projekt WALDGEFLÜSTER ist mit einer neuen Scheibe zurück. "Mondscheinsonaten" heißt das gute Stück, das als Nachfolger vom 2016 erschienen "Ruinen" veröffentlicht wird. Bisher wurde der atmosphärische Black Metal von WALDGEFLÜSTER konsequent von Album zu Album weiterentwickelt und verfeinert, es ist also zu erwarten, dass auch der neue Longplayer mit einigen Neuerungen aufwarten wird. Über die Jahre hat sich WALDGEFLÜSTER meiner Meinung nach auch zu einer der interessantesten Bands im atmosphärischen Black Metal entwickelt, welche stets mit starken Alben und vor allem einem eigenständigen Sound überzeugen konnte. Wollen wir doch mal schauen, ob das auf "Mondscheinsonaten" ebenso zutrifft wie auf den Backkatalog.
Das Intro 'Einleitung' stimmt den Hörer schön langsam auf die gute Stunde Musik ein, die jetzt folgt. 'Der Steppenwolf' ist dann der erste richtige Track, der es schon nach wenigen Momenten schafft, den Hörer durch seine dichte Atmosphäre komplett zu vereinnahmen. Dass WALDGEFLÜSTER es versteht, in seinen Songs verschiedensten Emotionen Ausdruck zu verleihen, dürfte ja bekannt sein. Auf "Mondscheinsonaten" wurde diese Kunst erneut verbessert, wobei natürlich wieder auf verschiedenste musikalische Stilmittel zurückgegriffen wird. Im Vergleich zu den Vorgängern wurde das Tempo insgesamt etwas gedrosselt, dafür kommen die mystischen und verträumten Elemente der Songs viel mehr zur Geltung. Das soll natürlich nicht heißen, dass "Mondscheinsonaten" eine softe Scheibe wäre, ganz im Gegenteil.
Mit 'Gipfelstürme' und 'Und der Wind' sind auch zwei Tracks enthalten, welche die Zehn-Minuten-Marke knacken. Der Rest ist bis auf die 'Einleitung' ebenfalls fast immer deutlich länger als fünf Minuten, mit kurzen radiotauglichen Songs hatte es WALDGEFLÜSTER aber ohnehin noch nie. Präsenter als zuvor sind allerdings meiner Meinung nach die atmosphärischen Elemente, welche auf "Mondscheinsonaten" auch etwas mehr Spielzeit in Anspruch nehmen als auf den Vorgängern. Vor allem die Post-Rock/Metal-Anleihen finde ich richtig stark, die passen geradezu perfekt in das Soundgewand von WALDGEFLÜSTER. Besonders genial und für den Hörer aufwühlend wurde das Ganze in 'Von Winterwäldern und Mondscheinsonaten' umgesetzt, was für eine Urgewalt von einem Song! Gesanglich hat sich auch was getan, denn der Anteil an Klargesang wurde weiter erhöht. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass dieser auf "Mondscheinsonaten" so gut wie bisher noch nie bei WALDGEFLÜSTER klingt. Winterherz hat sich hier ganz klar weiterentwickelt.
Von den sieben enthaltenen regulären Tracks (als Bonus gibt es noch eine Akustik-Version von 'Der Steppenwolf') ist keiner dabei, der qualitativ abfallen würde oder gar verzichtbar wäre. Selbst der größtenteils akustische Rausschmeißer 'Staub in der Lunge' kann wie der Rest auch durch starkes Songwriting überzeugen und zudem mit einer ohrwurmartigen Melodie aufwarten, die sich recht schnell in den Gehirnwindungen festsetzt und von dort nicht mehr wegzubekommen ist. Zugegeben, der eine oder andere Song offenbart seine ganze Kraft erst nach mehreren Durchgängen, dann aber so richtig. Ich muss zugeben, dass ich von allen bisherigen WALDGEFLÜSTER-Scheiben tatsächlich "Mondscheinsonaten" am rundesten finde.
Das neue Langeisen von WALDGEFLÜSTER ist nicht nur ein großartiges Album geworden, sondern meiner Meinung nach auch klar das bisher stärkste von WALDGEFLÜSTER und mit Sicherheit eines der Jahreshighlights im Bereich des atmosphärischen Black Metal. Einmal mehr hat sich die Band hörbar weiterentwickelt und neue Elemente in den Bandsound integriert, ohne dabei die Trademarks zu vernachlässigen. Insgesamt ist "Mondscheinsonaten" zwar etwas ruhiger und langsamer als vergangene Werke der Truppe, dafür aber umso aufwühlender und mitreißender. Vor allem die verschiedenen Stimmungen und Gefühle innerhalb der Songs wurden hervorragend umgesetzt, sogar noch besser als in der Vergangenheit. Ein Album, das keinesfalls leicht verdaulich ist, den Hörer aber auch so schnell nicht mehr loslässt, wenn es ihn erstmal erfasst hat. Absolute Kaufempfehlung!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Hermann Wunner