WALDWIND - Lohe
Mehr über Waldwind
- Genre:
- Folk Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 20.02.2011
- Intro
- Schlagende Hörner
- Lichter wirren
- Gen Wipfel
- Dämmerung
- Nordlicht
- Rote Wälder
Den Bayern ist es gelungen, ihre Kompositionen als echte Lieder wirken zu lassen, die den Hörer weiterhin fordern.
Als ich vor etwa anderthalb Jahren das erste Demo WALDWINDs besprechen durfte, verblieb ich mit dem Wunsch, dass die Band ihre zügellose Kreativität hier und da ein wenig einbremsen möge, um dem Hörer den roten Faden ihrer Lieder zu offenbaren, der seinerzeit noch etwas zu oft verloren ging. Höre ich mir nun "Lohe" an, so stelle ich fest, dass die Band scheinbar ähnliche Gedanken gehabt haben muss, denn in der Tat ist das neue, erneut in Eigenregie veröffentlichte Werk, für den Hörer leichter begreifbar und nachvollziehbar. Die metallischen Naturmystiker aus München zeigen sich auf ihrem in Eigenregie veröffentlichten Debüt gegenüber dem Demo in jeder Hinsicht deutlich gereift.
Das mag zum Großteil natürlich auch daran liegen, dass die Band dieses Mal in eine professionelle Aufnahme investiert hat und so die Möglichkeit hatte, ihr vielseitiges, facettenreiches Instrumentarium voll zur Geltung zu bringen. Durch eine großartige, differenzierte Produktion treten die komplexen Arrangements klar zu Tage und die Wirrnis weicht nachvollziehbaren Strukturen. Ließ sich auf "Blättertanz" manche Feinheit nur erahnen, so begegnet uns auf "Lohe" ein Sound, der dafür sorgt, dass alle Instrumente zu ihrem Recht kommen. Sei es das schwarzmetallische Grundgerüst, seien es die Posaunen-Passagen oder die abwechslungsreichen Vocals, die vor allem Frontmann Neurg in all ihrer grimmigen Pracht zelebriert. Dabei wird er jedoch im klaren Sangesfach stets dramaturgisch passend und das Klangbild auflockernd von Gitarrist Bardauk und von Juliane Schönleber als Gastsängerin unterstützt.
Augenfälligstes Merkmal der neuen Scheibe ist für mich, dass die Posaune nunmehr voll in den Sound der Band hinein gefunden hat, was besonders schön bei der neuen Version des Demostücks 'Gen Wipfel' zu hören ist. Vergleichen wir hier beide Versionen des Stückes, so wird glasklar, wie groß der Sprung ist, den die Band in den letzten achtzehn Monaten gemacht hat. Die Komplexität und die Liebe zum Detail ist nach wie vor allgegenwärtig. Der WALDWIND hat die Ambitionen des Debüts nicht der Eingängigkeit geopfert und das ziellose Streben des ersten Demos auf die Hälfte eingedampft, sondern es wurde im Klangkonzept derart neu gewichtet, dass der Hörer das Leitmotiv findet und ihm folgen kann. Dafür ist auch das dunkel, grimmig und dynamisch walzende und doch gleichermaßen folkloristisch rockende 'Nordlicht' ein perfektes Beispiel.
Das abschließende 'Rote Wälder' bietet dann noch einmal einen starken Eindruck davon, wie weit die Band ausholt, um ihren eigenen Sound zu finden. Wuchtiges Schlagwerk, pumpender Bass, durch die Hinzunahme eines gesanglichen Gastauftritts Sebastian Ludwigs weiter ausdifferenzierte Vokalarbeit und ein Wechseln zwischen rezitativen Passagen mit fast klassisch anmutenden Posaunenparts, leidenschaftlichen Gitarrenlead auf der einen Seite und sengender, grimmiger, verzehrender Verzweiflung am anderen Rand des Spektrums: Den Bayern ist es mit "Lohe" gelungen, ihre schon früher spannenden Kompositionen nun als echte Lieder wirken zu lassen, die den Hörer jedoch weiterhin fordern.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle