WARDRUNA - Birna
Birna
Mehr über Wardruna
- Genre:
- Norse Folk / Dark Ambient
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Sony Music
- Release:
- 24.01.2025
- Hertan
- Birna
- Ljos Til Jord
- Dvaledraumar
- Jord Til Ljos
- Himinndotter
- Hibjørnen
- Skuggehesten
- Tretale
- Lyfjaberg
23.01.2025 | 14:41
Evolution statt Revolution.
Mit "Birna", was soviel wie Bärin bedeutet und das dem Album zugrunde liegende Thema ist, legt die norwegische Formation nach der Runentrilogie und dem "Skald"-Album bereits das zweite mehr zukunftsorientierte Album vor. Sowohl auf dem Vorgängeralbum "Kvitravn" als auch auf dem aktuellen Werk nutzen die Musiker Instrumente und Weisheiten aus älteren Zeiten und verbinden diese noch häufiger mit modernen Klanglandschaften und aufgenommenen Naturgeräuschen. Nicht nur thematisch ist "Birna" laut Pressetext von Oda Malmin "der Wächterin des Waldes, der Hüterin der Natur, und ihren Kämpfen hier auf Erden gewidmet. Sie wurde von der modernen Gesellschaft langsam aus ihrem Lebensraum verdrängt und hat sich in einen permanenten Winterschlaf begeben. Infolgedessen stirbt der Wald allmählich und sehnt sich nach seinem pulsierenden Herzen – seiner Hüterin. Birna ruft nach ihrer Rückkehr."
Dies spiegelt sich unter anderem auch im Takt der Percussion wider. Das Herz eines schlafenden Bären schlägt in etwa neun Schläge in der Minute, was auf dem kompletten Album aufzuspüren ist. So zum Beispiel in dem eröffnenden Stück mit dem passenden Titel 'Hertan', zu deutsch Herz, das bereits im Intro mit der Drum diese Herztöne aufgreift. Das gut gegliederte Lied enthält darüber hinaus gesprochenen Reim, Frauen und Chorgesang und traditionelle Instrumente mit modern-bombastischer Ausstrahlung. Live vorgetragen stellt der Song bestimmt einen Höhepunkt im Rahmen von Konzerten dar. Jede der beteiligten Stimmen schafft eine andere Atmosphäre - Einar Selvik mit seinem poetischen Bardengesang, Lindy-Fay Hella mit ihrem unvergleichlichen Stimmeinsatz, dazu eine tiefdunkle Männerstimme sowie der Chorgesang, die sich aber allesamt wunderbar verbinden.
Auch im folgenden Titeltrack bildet Lindy-Fays einzigartiger Gesang einen schönen, leichten Gegensatz zu Einars gedrungenem, bauchgestützten Gesang. Die beeindruckenden, gebogenen Bronzeluren werden hierbei wieder gekonnt in Szene gesetzt. Zudem scheint eine Dulcimer oder ein vergleichbar klingendes Instrument passend Verwendung gefunden zu haben. Der dritte und der fünfte Track mit sich ähnelnden Namen ergänzen das Werk bei 'Ljos Til Jord' mit folkloristischen Chorgesang, Flötenspiel und atonalen Drums, die mal träge, mal flott bespielt werden und für überraschende Wendungen sorgen. In 'Jord Til Ljos' wird ebenfalls mit Chorgesang und Flötenspiel sowie mit einer gefälligen Instrumentierung aufgewartet, die mit einer Leichtigkeit wie bei IRFAN dargeboten wird.
Dazwischen wurde zu meiner außerordentlichen Freude eine viertelstündige Dark-Ambient-Perle mit dem Titel 'Dvaledraumar' dem Album hinzugefügt. Ich gebe zu, dass WARDRUNA damit einen Weg beschreitet, der nicht jedem bisherigen Fan gefallen mag, doch ich bewundere die Gruppe für diesen Schritt. Schon der herrlich lange, ruhige, ambiente Anfang mit den "Horn-Rufen", die fast blubbernden Geräusche und die Aufnahmen Jonna Jintons von sogenanntem singenden Eis, welche gen Ende auch ihren bekannten Kulning, sprich nordischen Herdenruf beisteuert, ziehen mich gebannt und hochkonzentriert in das wunderschöne, naturverbundene Stück. Kurz ist ebenfalls Einars Stimme, in der Vortragsweise vergleichbar mit dem "Skald"-Album sowie hier und da eine hohe, ätherische Frauenstimme vernehmbar. Zudem ist die Dulcimer erneut zu hören und im Outro ferner Wassertropfen und Vogelzwitschern.
Die Himmelstochter, als Nummer Sechs auf "Birna" platziert, überzeugt genauso sehr wie 'Hertan'. Der Chor eröffnet auf erhabene Art 'Himinndotter', Einar setzt sich als Frontstimme darüber, majestätisch anmutender Klang entfaltet sich. Doch dann wird mehr aus dem Bauch heraus musiziert und scheinbar einer Laune folgend Laute gebildet. Zusammengenommen ein feiner Aufbau mit einer äußerst anziehenden Komposition. 'Hibjørnen' ist wohl als Wortspiel wahrzunehmen. Ins Englische übersetzt heißt es so viel wie Hibernator, also ein Tier, das Winterschlaf hält, doch ist es in den englischen Lyrics als Hibearnator wiedergegeben, womit Bezug zur Bärin als Albumthema genommen wird. Zu hören bekommt man Einar als Skaldsänger mit seiner Lyra. Dementsprechend handelt es sich um ein ruhigeres Stück von drei Minuten, das erstklassig vorgetragen wird. Fans dieses Stils, zu denen ich mich zähle, werden erfreut über die Varianz in dem Lied sein.
'Skuggehesten' wiederum lässt mich zwiegespalten zurück. Von der dunklen, geheimnisvollen, ersten Hälfte mit dem an das Schattenpferd angelehnten, treibenden Takt bin ich begeistert, doch die leichter verdauliche zweite Hälfte verliert diese Stimmung leider und verwirrt mich etwas. Zum Glück nimmt 'Tretale', die Stimme der Bäume, im Anschluss den gefallenen Faden der Düsternis klanglich wieder auf. Es ist dabei weniger treibend, sondern mit dem Chor im Hintergrund und den raschelnden Geräuschen eher meditativ, die gesprochenen Worte tragen zusätzlich zu diesem Eindruck bei. Mit zunehmender Anzahl an Instrumenten und Stimmen wirkt es auch weniger meditativ, sondern versetzt sogar in Schwingung. Zum Ausklang werden Windgeräusche serviert.
Verzückt bin ich bei der Entdeckung von 'Lyfjaberg' als Finaltrack. Der heilende Berg wurde bereits am 05.06.2020 veröffentlicht und hat sich in mein Herz gestohlen, weshalb ich seitdem auf eine physische Veröffentlichung im Rahmen eines Albums hoffte. Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die diesen Wunsch hegte. Dieser Wunsch wurde nun endlich erfüllt! Schon allein für diesen Titel komme ich an diesem Album nicht vorbei. Ich liebe den Song unter anderem wegen der hervorragenden Arbeit an den Percussions und der guten Gliederung. Doch wer genau gelesen hat, kann leicht wahrnehmen, welches meine weiteren Favoriten von "Birna" sind. Kurzum: ich kann das neue Album von WARDRUNA nur wärmstens weiterempfehlen. Eine solche Dynamik und Abwechslung bietet kaum eine andere Band dieses speziellen Genremixes, dem so viele Künstler versuchen nachzufolgen. Die Band bleibt keineswegs auf der Stelle stehen und weiß haargenau, an welcher Stelle es geboten ist, sich zurückzunehmen, und wann es heißt, zuzulegen. Also keine Zurückhaltung beim Albumkauf!
Dies spiegelt sich unter anderem auch im Takt der Percussion wider. Das Herz eines schlafenden Bären schlägt in etwa neun Schläge in der Minute, was auf dem kompletten Album aufzuspüren ist. So zum Beispiel in dem eröffnenden Stück mit dem passenden Titel 'Hertan', zu deutsch Herz, das bereits im Intro mit der Drum diese Herztöne aufgreift. Das gut gegliederte Lied enthält darüber hinaus gesprochenen Reim, Frauen und Chorgesang und traditionelle Instrumente mit modern-bombastischer Ausstrahlung. Live vorgetragen stellt der Song bestimmt einen Höhepunkt im Rahmen von Konzerten dar. Jede der beteiligten Stimmen schafft eine andere Atmosphäre - Einar Selvik mit seinem poetischen Bardengesang, Lindy-Fay Hella mit ihrem unvergleichlichen Stimmeinsatz, dazu eine tiefdunkle Männerstimme sowie der Chorgesang, die sich aber allesamt wunderbar verbinden.
Auch im folgenden Titeltrack bildet Lindy-Fays einzigartiger Gesang einen schönen, leichten Gegensatz zu Einars gedrungenem, bauchgestützten Gesang. Die beeindruckenden, gebogenen Bronzeluren werden hierbei wieder gekonnt in Szene gesetzt. Zudem scheint eine Dulcimer oder ein vergleichbar klingendes Instrument passend Verwendung gefunden zu haben. Der dritte und der fünfte Track mit sich ähnelnden Namen ergänzen das Werk bei 'Ljos Til Jord' mit folkloristischen Chorgesang, Flötenspiel und atonalen Drums, die mal träge, mal flott bespielt werden und für überraschende Wendungen sorgen. In 'Jord Til Ljos' wird ebenfalls mit Chorgesang und Flötenspiel sowie mit einer gefälligen Instrumentierung aufgewartet, die mit einer Leichtigkeit wie bei IRFAN dargeboten wird.
Dazwischen wurde zu meiner außerordentlichen Freude eine viertelstündige Dark-Ambient-Perle mit dem Titel 'Dvaledraumar' dem Album hinzugefügt. Ich gebe zu, dass WARDRUNA damit einen Weg beschreitet, der nicht jedem bisherigen Fan gefallen mag, doch ich bewundere die Gruppe für diesen Schritt. Schon der herrlich lange, ruhige, ambiente Anfang mit den "Horn-Rufen", die fast blubbernden Geräusche und die Aufnahmen Jonna Jintons von sogenanntem singenden Eis, welche gen Ende auch ihren bekannten Kulning, sprich nordischen Herdenruf beisteuert, ziehen mich gebannt und hochkonzentriert in das wunderschöne, naturverbundene Stück. Kurz ist ebenfalls Einars Stimme, in der Vortragsweise vergleichbar mit dem "Skald"-Album sowie hier und da eine hohe, ätherische Frauenstimme vernehmbar. Zudem ist die Dulcimer erneut zu hören und im Outro ferner Wassertropfen und Vogelzwitschern.
Die Himmelstochter, als Nummer Sechs auf "Birna" platziert, überzeugt genauso sehr wie 'Hertan'. Der Chor eröffnet auf erhabene Art 'Himinndotter', Einar setzt sich als Frontstimme darüber, majestätisch anmutender Klang entfaltet sich. Doch dann wird mehr aus dem Bauch heraus musiziert und scheinbar einer Laune folgend Laute gebildet. Zusammengenommen ein feiner Aufbau mit einer äußerst anziehenden Komposition. 'Hibjørnen' ist wohl als Wortspiel wahrzunehmen. Ins Englische übersetzt heißt es so viel wie Hibernator, also ein Tier, das Winterschlaf hält, doch ist es in den englischen Lyrics als Hibearnator wiedergegeben, womit Bezug zur Bärin als Albumthema genommen wird. Zu hören bekommt man Einar als Skaldsänger mit seiner Lyra. Dementsprechend handelt es sich um ein ruhigeres Stück von drei Minuten, das erstklassig vorgetragen wird. Fans dieses Stils, zu denen ich mich zähle, werden erfreut über die Varianz in dem Lied sein.
'Skuggehesten' wiederum lässt mich zwiegespalten zurück. Von der dunklen, geheimnisvollen, ersten Hälfte mit dem an das Schattenpferd angelehnten, treibenden Takt bin ich begeistert, doch die leichter verdauliche zweite Hälfte verliert diese Stimmung leider und verwirrt mich etwas. Zum Glück nimmt 'Tretale', die Stimme der Bäume, im Anschluss den gefallenen Faden der Düsternis klanglich wieder auf. Es ist dabei weniger treibend, sondern mit dem Chor im Hintergrund und den raschelnden Geräuschen eher meditativ, die gesprochenen Worte tragen zusätzlich zu diesem Eindruck bei. Mit zunehmender Anzahl an Instrumenten und Stimmen wirkt es auch weniger meditativ, sondern versetzt sogar in Schwingung. Zum Ausklang werden Windgeräusche serviert.
Verzückt bin ich bei der Entdeckung von 'Lyfjaberg' als Finaltrack. Der heilende Berg wurde bereits am 05.06.2020 veröffentlicht und hat sich in mein Herz gestohlen, weshalb ich seitdem auf eine physische Veröffentlichung im Rahmen eines Albums hoffte. Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die diesen Wunsch hegte. Dieser Wunsch wurde nun endlich erfüllt! Schon allein für diesen Titel komme ich an diesem Album nicht vorbei. Ich liebe den Song unter anderem wegen der hervorragenden Arbeit an den Percussions und der guten Gliederung. Doch wer genau gelesen hat, kann leicht wahrnehmen, welches meine weiteren Favoriten von "Birna" sind. Kurzum: ich kann das neue Album von WARDRUNA nur wärmstens weiterempfehlen. Eine solche Dynamik und Abwechslung bietet kaum eine andere Band dieses speziellen Genremixes, dem so viele Künstler versuchen nachzufolgen. Die Band bleibt keineswegs auf der Stelle stehen und weiß haargenau, an welcher Stelle es geboten ist, sich zurückzunehmen, und wann es heißt, zuzulegen. Also keine Zurückhaltung beim Albumkauf!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt