WARFORGED - I: Voice
Mehr über Warforged
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- The Artisan Era
- Release:
- 10.05.2019
- We've Been Here Before
- Beneath The Forest Floor
- Cellar
- Nightfall Came
- Voice
- Eat Them While They Sleep
- Willow
- Old Friend
- The Color Of My Memory
Das hätte was werden können...
Nach der Veröffentlichung eines Demos (2012), einer EP (2014) und einer Single (2015) ist mit "I: Voice" in diesem Jahr das Debütalbum der Progressive-Death-Metal-Band WARFORGED erschienen. Um mögliche Verwechslungen gleich auszuschließen: hier handelt es sich nicht um die brasilianische Band WARFORGED, sondern um die amerikanische aus Chicago, Illinois. Die Truppe selbst beschreibt ihren Stil als gleichzeitig harsch und lichtgetrieben mit theatralischem Flair und vollgepackt mit dichten Kompositionen. Das klingt ja schonmal recht interessant, wesentlich spannender ist allerdings die umfangreiche Gästeliste. Hier konnte WARFORGED verschiedene Musiker von Bands wie NATIVE CONSTRUCT, ALKALOID, GORGUTS, ARITIFICIAL BRAIN und vielen anderen gewinnen, einen Teil zu "I: Voice" beizusteuern. Die Band selbst empfiehlt ihre Musik vor allem Fans von OPETH, PORTAL und LÁNTLOS.
Eigenständig ist die Musik auf jeden Fall, das muss man den Jungs lassen. Als erstes fällt der Gesang auf, der überhaupt nicht nach Death Metal klingt, denn anstatt gutturalem Gegrunze gibt es eine Mischung aus Black-Metal-Gekrächze und Core-Screams zu hören. Ebenso wurde wohl auf das Herunterstimmen der Gitarren verzichtet, zumindest klingt es für meine Ohren so. Für meinen Geschmack etwas überpräsent sind die Keyboardsounds, die leider einen Großteil des Klangspektrums für sich beanspruchen. Zwar wird hier größtenteils mit dissonanten Klängen gearbeitet, was einen wirklich interessanten Sound ergibt, aber trotzdem leiden nicht selten die Gitarren und vor allem das Schlagzeug darunter, denn die sind oft nur im Hintergrund hörbar.
Zwischen den ganzen Knüppelpassagen sind immer wieder langsame Parts eingearbeitet, die mit fast schon meditativen Klängen aufwarten können. Unterlegt wird das Ganze nicht selten von Gitarrensoli, an denen es technisch absolut nichts auszusetzen gibt. Die Übergänge sind meistens sehr hart gestaltet, der Hörer wird praktisch aus seiner heilen, verträumten Welt herausgerissen und von einem ungestümen Blastbeatgewitter überrascht. Das ist alles gut und schön, jedoch wirken die Songs dadurch etwas chaotisch und zerfahren. An vielen Stellen klingen die Songs auch nicht wie aus einem Guss, man hat eher den Eindruck, dass hier einfach verschiedene Parts aneinandergereiht wurden, um einen ganzen Track zu erhalten. Besonders gut kann man das bei 'Old Friend' hören, dem mit über zwölf Minuten Spielzeit längsten Song der Scheibe. Die einzelnen Parts sind zwar nicht schlecht gemacht, insgesamt wirkt das Teil aber eher wie ein Flickenteppich als ein Song.
Gute Ideen waren also ausreichend vorhanden, die Umsetzung derer ist allerdings noch ausbaufähig. Größtes Manko von "I: Voice" ist meiner Meinung nach der Sound, der interessanterweise in der zweiten Albumhälfte etwas besser wird. In der ersten Hälfte kommt es leider zu oft vor, dass sowohl die Gitarren als auch das Schlagzeug zu sehr in den Hintergrund gemischt sind, was einfach nicht gut klingt. Dafür sind die Keyboards dann übermäßig laut. Wie gesagt, in der zweiten Hälfte wird das deutlich besser, möglicherweise haben hier verschiedene Mischer an den Songs gearbeitet. Dann wären da noch die Übergänge zwischen den harten und soften Passagen, die sehr plötzlich und unerwartet kommen, was die Songs allerdings nicht selten wie einen Flickenteppich wirken lässt. Musikalisch ist das Ganze zwar nicht schlecht, aber so richtig mitreißen konnte mich das Dargebotene leider auch nicht. Die eingangs erwähnte Empfehlung der Band kann ich so ebenfalls nicht unterschreiben, vor allem Fans der neueren OPETH werden mit dieser Scheibe höchstwahrscheinlich nicht viel Freude haben. Ich würde sie hingegen noch am ehesten Freunden von Deathcore ans Herz legen. Für die Zukunft hoffe ich einfach, dass WARFORGED an den erwähnten Kritikpunkten arbeitet, denn auch eine prominente Gästeliste nützt nichts, wenn die Musik beziehungsweise der Sound nicht stimmt.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Hermann Wunner