WARLORD - Free Spirit Soar
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/24
Mehr über Warlord
- Genre:
- (Epic) Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 10.05.2024
- Behold A Pale Horse
- The Rider
- Conqueros
- Worms Of The Earth
- Free Spirit Soar
- The Bell Tolls
- Alarm
- Revelation XIX
Typisch WARLORD? Typisch WARLORD!!
Wir schreiben das Jahr 1983, als der damals noch in voller Blüte stehende Mahoni mit der ersten Veröffentlichung "Deliver Us" aus dem Hause WARLORD Bekanntschaft machen durfte. Allein das bezaubernde Albumcover und ein flüchtiger Blick auf die Songtitel waren für mich damals Grund genug, das Album direkt und ungehört einzutüten. Voller Vorfreude, etwas Neues zu entdecken, setzte ich, zuhause angekommen, mit zittrigen Fingern die Nadel auf das schwarze Vinyl. Was dann passierte, kann man nur als magisch bezeichnen. Solche einzigartigen Klänge hatte ich bis dahin noch nicht zu hören bekommen, und ich hatte mir damals schon viele Alben einverleibt. Die erhabene Epik der sieben Stücke in Verbindung mit dem wunderbaren, leicht verletzlichen Gesang war zu jener Zeit absolut einzigartig. Rückblickend kann ich ohne Zögern sagen, dass dies einer der einzigartigsten Momente in meiner langen Zeit als eingefleischter Heavy Metal Fan/Hörer war. Soweit meine Vorgeschichte zu WARLORD also. Doch nun springen wir wieder gut vierzig Jahre in die Zukunft und finden uns im Hier und Jetzt wieder, um über ein neues Album meiner damaligen Lieblinge zu sprechen.
Das aktuelle Album trägt den Titel "Free Spirit Soar" und bietet acht reguläre Titel unter denen sich mit dem Albumopener 'Behold A Pale Horse' und dem epischen 'Revelation XIX' übrigens auch zwei überarbeitete Stücke von LORDIAN GUARD befinden. Die CD und MC-Versionen bieten übrigens mit 'The Watchmen' und 'Twin' noch zwei zusätzliche Bonustracks, die mir hier leider nicht zur Besprechung vorliegen. Das Album ist eine Hommage von Schlagzeuger Mark Zonder (FATES WARNING, A-Z) und Sänger Giles Lavery (DRAGONSCLAW) an das musikalische Erbe des WARLORD-Gründers und Gitarristen William J. Tsamis, der leider am 13.05.2021 im Alter von nur 60 Jahren von uns gegangen ist.
Der Sänger im Wortlaut über die Entstehungsgeschichte des Albums: "Unser erklärtes Ziel als Band war es, diese Musik für Bill fertigzustellen. Und das vorliegende Material erschien uns ohne Frage stark genug, um uns dazu zu inspirieren. Bill ist bei allen Gitarrenparts zu hören, bei denen es uns möglich war, sie von den ursprünglichen Demo-Recordings zu isolieren. Der Großteil der Gitarrenpassagen auf "Free Spirit Soar" wird zwar von Eric gespielt, aber die gesamte Musik stammt aus der Feder von Bill. Und wir haben uns wirklich sehr darum bemüht, seine Arrangements möglichst originalgetreu umzusetzen."
Bei solch hoch gesteckten Zielen stellt sich mir natürlich die bange Frage, ob sie auch tatsächlich erreicht werden. Positiv fällt zunächst die warme, glasklare Produktion auf, die perfekt zum Sound von WARLORD passt. Hier wird jedem Instrument genügend Platz zur Entfaltung geboten. Gerade über Kopfhörer macht das Album besonders Spaß. CRYSTAL VIPER Gitarrist Eric Juris ergänzt hier William J. Tsamis an der Gitarre hervorragend. Sein Spiel ist dem des großen William J. Tsamis würdig und zeugt von großem Respekt. Sänger Giles Lavery, der übrigens auch schon auf dem "Live In Athens 2013" Album zu hören ist, liefert nicht nur produktionstechnisch, sondern auch gesanglich ordentlich ab. Mit Jimmy Waldo, Chef und Gründungsmitglied der legendären ALCATRAZZ, ist an den Keyboards kein Unbekannter zu hören. Und hier ist, zumindest für meine Ohren, das einzige Härchen in der wohlmundenden Suppe zu finden. Gerade der Keyboardanteil ist meiner Meinung nach etwas zu hoch ausgefallen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und kann von einem anderen Paar Ohren schon wieder ganz anders empfunden werden. Wie vieles im Leben ist es einfach Geschmackssache.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht auf einzelne Songtitel eingehen, da der Rundling in seiner Gesamtheit einen absolut homogenen Eindruck macht. Der Zauber vergangener Tage ist hier zwar erwartungsgemäß nicht zu finden, aber dass "Free Spirit Soar" einen verdienten Platz in der Diskographie der Band einnimmt, steht außer Frage. Fans können hier wieder einmal blind zuschlagen und Nicht-Kennern mit einem Faible für episch anspruchsvollen, melodischen Heavy Metal empfehle ich dringend, sich die Zeit zu nehmen und reinzuhören, denn hier gibt es wunderbare Musik zu entdecken. Ziel mit Leichtigkeit erreicht würde ich behaupten.
Abschließend möchte ich unseren Lesern noch dringlichst das 2002 erschienene WARLORD-Album "Rising Out Of The Ashes" ans Herz legen. Vor allem Joacim Cans von HAMMERFALL überzeugt darauf mit einer grandiosen Gesangsleistung. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um einen Klassiker des epischen Metals, der leider viel zu gerne übersehen wird. Zu guter Letzt möchte ich noch unbedingt die Arbeit von HIGH ROLLER RECORDS erwähnen. Mit welcher Akribie und Herzblut sich das Label um die würdige Pflege des Backkatalogs (nicht nur von WARLORD, sondern auch von vielen anderen Bands) kümmert und mit welcher Liebe und Leidenschaft die alten Alben wiederveröffentlicht werden, ist schon einzigartig. Dafür gebührt dem Label mein größter Respekt!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mahoni Ledl