WARMEN - Band Of Brothers
Mehr über Warmen
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 15.08.2025
- Band Of Brothers
- One More Year
- Nine Lives
- When Doves Cry Blood
- Out For Blood
- Kingdom Of Rust
- March Or Die
- Untouched
- Coup De Grâce
- Dethroned
- The Kiss Of Judas
COB lebt weiter ... irgendwie.
Zwei Jahre sind vergangen, seit der ehemalige CHILDREN OF BODOM-Keyboarder Janne "Warman" Wirman sein einstiges Solo-Projekt WARMEN komplett auf links gedreht hat. Was vorher ein reines Spaßprojekt war, wurde mit der Hinzunahme von ENSIFERUM-Fronter Petri Lindroos plötzlich auf "Here For None" zu einer waschechten Naturgewalt im Melodic Death Metal, die sich musikalisch ganz klar im Fahrwasser von Jannes ehemaliger Hauptband COB platzierte. Neun Zähler war mir die Scheibe im Jahr 2023 dann am Ende wert, weshalb es niemanden überraschen dürfte, dass die Erwartungshaltung an das zweite Album dieser neuen Ära, das auf den Namen "Band Of Brothers" hört, entsprechend hoch ist.
Wer nun erwartet, dass WARMEN anno 2025 einen Schritt ins Unbekannte wagt oder vielleicht den Folk Metal ENSIFERUMs in den Bandsound einfließen lässt, der wird von "Band Of Brothers" mit Sicherheit enttäuscht werden, denn schon der titelgebende Opener macht unmissverständlich klar, dass auch die elf frischen Kompositionen keinen Hehl daraus machen, dass Janne hörbar seine ehemalige Hauptband sehnlichst vermisst. Das heißt im Klartext, dass auch 'Band Of Brothers' als Song wunderbar auf ein COB-Werk wie "Halo Of Blood" gepasst hätte. Die neoklassische Magie des Frühwerks der Kinder vom Lake Bodom wird also auch hier nicht heraufbeschworen, dafür gibt es thrashig angehauchtes Riffing, coole Gitarrenleads, sehr dominante und prägnante Keyboards und schlussendlich brutale Growls, die in ihrer Kantigkeit und Wucht ebenfalls den Geist Alexi Laihos auferstehen lassen. Klar, so ein bisschen hört man natürlich das markante Timbre von Petri heraus, doch insgesamt kommt er Mr. Laihos Stimme oftmals überraschend nahe, was das teils verwirrende Déjà-vu komplettiert, das man auch schon bei "Here For None" erlebte.
So könnte auch "Band Of Brothers" locker eine Scheibe sein, die kurz nach "Are You Dead Yet?" entstand und danach im CHILDREN OF BODOM-Archiv verschwand, so frappierend ist die Ähnlichkeit zum späten Schaffen der musikalischen Vorbilder. Einzig Gitarrist Antti Wirman ist bei aller Klasse nicht gänzlich auf dem Niveau von Alexi unterwegs, weshalb dem Silberling manchmal diese ganz großen Gitarrenmomente fehlen, die einst Platten wie "Hatebreeder" unsterblich machten. Trotzdem ist die Gitarrenarbeit beileibe nicht schlecht, sondern kann auch des öfteren einmal einen Song tragen. Generell ist das Songwriting aber sehr ausgewogen und vor allem prägnant, denn mit Krachern wie 'One More Year' oder 'Out For Blood' gibt es einerseits rasante Thrash-Death-Abrissbirnen mit ordentliche Drive, während Songs wie 'When Doves Cry Blood' auch für epische Töne und Gänsehaut-Potential sorgen. Der Geheimtipp der Platte bleibt für mich aber das wunderbare 'Kingdom Of Rust', das, angeführt von einer herrlichen Lead-Gitarre und mit leichten Black-Metal-Vibes versehen, die COB-Frühphase wiederauferstehen lässt. Und ja, auch ein paar Heavy-Metal-Einflüsse dürfen ihren Weg in den WARMEN-Sound finden, wenn sich 'The Kiss Of Judas' im Finale mit starken Riffs unaufhaltsam seinen Weg in die Gehörgänge stampft.
Wirkliche Ausfälle sucht man auf "Band Of Brothers" also vergebens, andererseits haben sich mir abseits des wunderbaren 'When Doves Cry Blood' und 'Kingdom Of Rust' aber auch noch kein weiteren Überhits aufgedrängt, die mich sofort an die Platte denken lassen würden. Direkt klar besser als der Vorgänger, wie es uns der beiliegende Pressetext glauben machen möchte, ist der Silberling damit definitiv nicht, ist aber gleichzeitig eben auch nur minimal schlechter. Und so wird sich die persönliche Beziehung zu WARMEN auch anno 2025 wieder daran orientieren, ob man sich von Janne und Co. einen eigenständigen Sound wünscht, oder eben glücklich damit ist, dass hier das COB-Erbe mit hochwertigen Songs bewahrt und in Teilen auch fortgeführt wird.
Ich zähle mich weiter zur zweiten Gruppe, denn mir macht "Band Of Brothers" trotz mangelnder Eigenständigkeit sehr viel Spaß. Da der Silberling weiterhin locker vor COB-Tiefpunkten wie "Halo Of Blood" ins Ziel geht, gibt es auch achteinhalb Zähler für einen schönen Trip in die Vergangenheit, dem eigentlich nur zwei weitere ganz große Hits fehlen, um dem Vorgänger und den COB-Großtaten Paroli zu bieten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs