WARMEN - Here For None
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/23
Mehr über Warmen
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 18.08.2023
- Warmen Are Here For None
- The Driving Force
- A World Of Pain
- Too Much, Too Late
- Night Terrors
- Hell On Four Wheels
- The End Of The Line
- Death's On Its Way
- The Cold Unknown
- Dancing With Tears In My Eyes (Cover)
So könnte COB heute klingen ...
Als eingefleischter CHILDREN OF BODOM-Fan habe ich natürlich auch immer die diversen Nebenprojekte der Musiker verfolgt, doch mit WARMEN bin ich dabei nie so recht warm geworden. Zu sehr wirkte mir die Spielwiese von Keyboarder Janne "Warman" Wirman wie ein reines Spaßprojekt, das irgendwie den musikalischen Plan und einen eigenen Sound vermissen ließ. Trotzdem konnte nun das neue Album "Here For None" mein Interesse wecken, denn mit der Hinzunahme von ENSIFERUM-Fronter Petri Lindroos hat sich ein Lineup etabliert, das zumindest auf dem Papier das Zeug dazu hat, das beste des melodischen Todesstahls aus Finnland auf den Punkt zu bringen. Ebenso ermutigend ist der Umstand, dass sich die Band auch in ihrer Außendarstellung ganz klar im Fahrwasser der einstigen Hauptband Wirmans positioniert und ganz offensichtlich die noch immer trauernden COB-Fans in die gewohnten Gefilden abholen möchte.
Dass diese Aussage wirklich ernst gemeint ist, beweist schon der Opener 'Warmen Are Here For None', der mit seinen ultra präsenten Keyboards, dezent neoklassisch angehauchten Melodien und thrashigen Gitarrenriffs nahtlos dort ansetzt, wo COB einst mit Spätwerken wie "Halo Of Blood" oder "Hexed" unterwegs war. Dazu klingt auch Petri mit seinen Screams massiv nach Alexi Laiho, was in Kombination mit dem vor Gangshouts strotzenden Refrain dazu führt, dass ich mehrmals hinhören muss, ob wir hier nicht doch versehentlich eine verschollene B-Seite der Truppe vom Lake Bodom zu Tage gefördert haben. Am Ende ist es so eigentlich nur der Mangel an genialen Gitarren-Leads, der den Track von COB-Volltreffern unterscheidet. Diesen Punkt bitte nicht falsch verstehen, denn auch Antti Wirman macht an der Sechsaitigen eine gute Figur und zaubert ein paar tolle Soli aus dem Ärmel, doch mit Alexis Genie kann er einfach nicht ganz mithalten.
Und in diesem Stil und mit gleich hoher Schlagzahl geht es auch in den folgenden neun Tracks weiter, wobei WARMEN mal melodischer und mal deutlich wuchtiger zur Sache geht. Gemein haben alle Tracks dabei die DNA der einstigen Hauptband von Bandkopf Janne, die sich vor allem in einem untrüglichen Gespür für große Refrains und starke Hooklines niederschlägt. Ganz besonders stechen dabei 'The Driving Force', der fiese Stampfer 'Too Much, Too Late' und das Thrash-Metal-Feuerwerk 'Hell On Four Wheels' als Anspieltipps heraus. Mein persönlicher Liebling versteckt sich aber sogar noch etwas weiter hinten in der Trackliste und hört auf den Namen 'The Cold Unknown'. Hier treffen ein unwiderstehlicher Groove, tolle Melodien und ein trotzdem abwechslungsreicher Songaufbau aufeinander, was den Track für mich ganz klar zum Highlight der Scheibe macht. Und wenn die Band schon in die COB-Fußstapfen treten möchte, darf natürlich das Popsong-Cover nicht fehlen, wobei sich WARMEN hier ULTRAVOXs Hit 'Dancing With Tears In My Eyes' mit metallischer Härte zur Brust genommen hat. Das ganze Thema ist weiterhin überhaupt nicht meine Baustelle, doch wer COBs teils witzige Coversongs mochte, der wird auch hieran Freude haben.
Angesichts der Bewertung dieser Scheibe sitze ich dann schlussendlich trotzdem etwas ratlos vor der Tastatur. Einersteits ist mir "Here For None" deutlich zu dicht am COB-Sound dran und lässt mich nur schmerzhaft spüren, wie sehr ich meine Helden vermisse, andererseits kann man Herrn Wirman auch nicht vorwerfen, dass er den Sound, den er jahrelang mit seinem prägnanten Keyboard so maßgeblich geprägt hat, auch nach dem zu frühen Ende seiner ehemaligen Hauptband weiterführen möchte. Und da WARMEN schlussendlich mit dem Neustart nicht nur wohlige Erinnerungen an CHILDREN OF BODOM weckt, sondern auch ein Album vorlegt, das locker vor COB-Werken wie "Halo Of Blood" oder "I Worship Chaos" über die Ziellinie geht und nur vom grandiosen Spätwerk "Hexed" geschlagen wird, bleibt mir am Ende nichts anderes übrig, als nostalgisch gefärbte neun Punkte zu zücken.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs