WATAIN - Lawless Darkness
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2010
Mehr über Watain
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Season of Mist (Soulfood Music)
- Release:
- 04.06.2010
- Death's Cold Dark
- Malfeitor
- Reaping Death
- Four Thrones
- Wolves Curse
- Lawless Darkness
- Total Funeral
- Hymn To Qayin
- Kiss Of Death
- Waters Of Ain
Der schwedische Black Metal ist um ein Meisterwerk reicher, das diese Band unsterblich machen wird.
WATAIN ist eine Band, die durchaus als umstritten gilt. Die einen wittern einen Hype, die anderen beäugen die philosophische Ausrichtung mit Argwohn und die dritten finden die Band einfach vom Feinsten. Selber muss ich gestehen, dass ich mich viel zu lange nicht mit den finsteren Schweden befasst habe. Einmal kurz live erlebt und unter gut abgeheftet, habe ich die Studioalben der Herren bisher komplett verpasst. Typisch schwedischer Black Metal stand im Hinterkopf, und das Interesse hielt sich in Grenzen. Nun flattert mir im Zuge des Juli-Soundchecks das neue und inzwischen vierte Studioalbum ins Haus, und Leute ich sage euch, es haut mich vom ersten Durchlauf an komplett aus den Gamaschen. Wie konnte ich diese Band nur über all die Jahre ignorieren?
Doch eines nach dem anderen: Nach einem kurzen, dunklen, spacigen Intro drückt euch die Band im Einstieg zu 'Death's Cold Dark' mit der Urgewalt eines schwarzen Lochs zu Boden, bis sich das erste Inferno nach knapp einer Minute in Gitarrenharmonien entfaltet, die sich die Wirbelsäule hochziehen und euch am Genick packen, um den Kopf zu bangen, der nicht schon von alleine bangt. Im Mittelstück kommt dann eine getragenere, pechschwarze Passage voller dunkler Eleganz, schwarz und majestätisch. 'Malfeitor' steigt im Gegensatz hierzu gleich mit sehr melodischen Leadgitarren ein, die sich langsam steigern und mit dem Einstieg der Rhythmusfraktion einem herrlich dynamisch walzenden Stück den Weg bereiten, das durch dramatische Breaks einen schweren Groove entwickelt, der nicht von dieser Welt ist. Wenn Sänger Erik dann im Refrain sehr schön strukturierten und in der Klimax fast klaren Gesang darbietet, dann wird alles nur noch besser.
Das tolle an "Lawless Darkness" ist nicht einfach nur, dass WATAIN hier einen über all die Jahre fein ausdefinierten schwarzmetallischen Stil in Perfektion zelebrieren würden, sondern dass sie es vielmehr schaffen, allen zehn Stücken dieser knapp fünfundsiebzigminütigen Scheibe einen massiven eigenen Charakter zu verpassen. So entsteht eben nicht das erwartete, typisch schwedische Black-Metal-Schmankerl, sondern eine Sammlung charakterstarker Volltreffer, die Ihresgleichen sucht. Es ist nicht einfach der Stil an sich, sondern es sind die vielen unglaublich tollen kleinen Momente, die sich in jedem Stück finden, und welche dieses Album so sehr aufwerten. Seien es die tollen Gitarrenleads gegen Ende von 'Malfeitor', der alles zerschmetternde Refrain, die überbordenden Doppelleads und das scharf akzentuierte Drumming in 'Reaping Death' oder der doomige Einstieg in 'Four Thrones', das Trio weiß genau was es tut und gräbt sich mit jedem Stück so effektiv ins Hirn, wie es selten einer extremen Metalband gelingt. Das instrumentale Titelstück lebt von seinen tollen, vielfach variierten Leadmelodien, während es dem viertelstündigen Rausschmeißer 'Waters Of Ain' gelingt, die Spannung über die ganze Spielzeit zu halten.
Kurzum, die neue WATAIN ist ein pechschwarzes Meisterwerk, das sich nicht auf knüppelndes Inferno und grimmige Garstigkeit verlässt, sondern das mit unglaublich viel Gespür für die Feinheiten und Hingabe ans Detail Black-Metal-Hymnen für die Ewigkeit schafft, die aufgrund der sehr klassischen Gitarrenarbeit und der ausgeprägten Ader für eingängige aber keineswegs flache Hooks auch traditioneller orientierte Metalfans ansprechen sollte. An dieser Stelle will ich davon absehen, die bisher größten Meisterwerke des schwedischen Black Metals zu nennen, denn es würde den oberflächlichen Leser nur auf die falsche Fährte locken. WATAIN klingen nicht wie ihre Landsleute, sie klingen trotz gewisser Parallelen völlig eigenständig und zwingend, und sie haben sich mit "Lawless Darkness" unsterblich gemacht. Ein Album, das ihr den hier ungenannten Alben locker an die Seite stellen könnt.
Anspieltipps: Malfeitor, Four Thrones, Lawless Darkness, Waters Of Ain
Sammlerhinweise: Es gibt eine teure aber schmucke 1000er-Edition als Lederbox mit Kerze, Anhänger, Kette und ähnlichen Accessoires, sowie einen limitierten Digipack, jeweils mit dem DEATH SS-Cover 'Chains Of Death' als Bonustrack. Der Bonustrack fehlt beim regulären Album.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle