WATCHING THE ABYSS - Watching The Abyss
Mehr über Watching The Abyss
- Genre:
- Alternative Metal / Nu Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Warmusic Management
- Release:
- 14.03.2025
- Humankind
- Gravity
- When The Light Goes Out
- Carthago
- Nemesis
- Gold
- Like Waves
Weniger schlüssiges Album als Zusammenstellung diverser Singles.
Alternative Metal und Italien, das passt inzwischen schon genauso gut zusammen wie episch-symphonischer Power Metal und das Heimatland von Pasta und Pizza, denn im Schatten von Vorreitern wie LACUNA COIL hat sich in den letzten Jahren eine überraschend gut aufgestelle Gemeinde von Liebhabern der modernen Metal-Töne formiert. WATCHING THE ABYSS aus Sassuolo ist dabei ein weiterer Newcomer in diesem Sektor, der nach diversen Singles nun mit dem Erstwerk "Watching The Abyss" seinen Einstand auf Albumdistanz gibt und mit der Namenswahl der eigenständigen Identität Rechnung tragen will, welche die Band laut eigener Aussage bereits auf dem Debüt gefunden hat.
Die Suche nach eben jener Identität dauerte allerdings ein paar Jahre, sodass Teile des hier präsentierten Songmaterials bereits vor der Corona-Pandemie geschrieben wurden, während andere Songs deutlich jünger sind. Eigentlich ja kein Problem, würde das für die eigene Identität der Italiener und auch für den Gesamtkontext des Albums nicht zum Stolperstein werden, denn eine wirklich durchgängige musikalische Richtung höre ich hier noch nicht heraus. So segelt etwa der Opener 'Humankind' mit seinen Synthesizern und wuchtigen Riffs recht offensichtlich im Fahrwasser von STATIC X, wobei der Nu-Metal-Grundsound mit einigen Metalcore-Versatzstücken angereichert wird. Überzeugend ist dabei vom Fleck weg die Gesangsleistung von Fronter Federico Bianchi, der eine sehr wandelbare und starke Stimme besitzt, während abseits davon doch recht vohersehbar musiziert und komponiert wird. Die handwerklichen Fähigkeiten möchte ich den Musikern dabei überhaupt nicht absprechen, denn diese sind ganz klar vorhanden, doch einen großen Aha-Moment habe ich beim Zuhörern an keiner Stelle.
Für jene Momente sorgen stattdessen die musikalischen Haken, die zwischen den einzelnen Songs geschlagen werden. 'Gravity' ist an zweiter Stelle der Trackliste nämlich plötzlich ganz tief in elektronischen Sphären beheimatet und versucht sich auf eine recht simple, aber doch eher repetitive Synthesizer-Melodie zu stützen. Gut, dass der Refrain die Kohlen hier zumindest in Teilen mit einem guten Hook wieder aus dem Feuer holt. 'When The Light Goes Out' springt danach wieder zurück in Nu-Metal-Gefilde und versucht sich an einem eher handzahmen KORN-Abklatsch, wobei die "The Paradigm Shift"-Ära Pate gestanden haben dürfte, bevor mit 'Carthago' endlich einmal der Knoten platzt. Hier vermischen sich die wuchtigen Riffs, atmosphärische Clean-Gitarren und der starke Refrain nämlich zu einem komplett zwingenden Song, der sich dann auch sofort als Anspieltipp aufdrängt. 'Nemesis' verliert als etwas stumpfe Metalcore-Deathcore-Dampframme mit verstärktem Synthesizer-Einsatz den roten Faden aber wieder, bevor 'Gold' mit balladeskem Einschlag mehr Potential hat, selbiges aber in Sachen Hooklines nicht wirklich verwandelt. 'Like Waves' kommt dann schließlich an einer recht eigenartigen Kreuzung zwischen verträumten Indie-Sounds und Deathcore-Grunzen an und beendet den Silberling nach sehr überschaubarer Spielzeit, die mich die Kategorisierung als Album fast hinterfragen lässt.
Doch die Spielzeit ist beileibe nicht das einzige Problem, das ich mit dem WATCHIN THE ABYSS-Debüt habe. Im Gesamtkontext ist das Album nämlich irgendwie viel zu unschlüssig, hat selten wirklich zwingende Hooklines im Angebot und schafft es entgegen der Versprechungen auch nicht, die Identität der Band klar zu umreißen. Stattdessen bekommt man als Hörer oder Hörerin eine Compliation der diversen Singles serviert, die als Album eher schlecht als recht funktioniert, aber zumindest in den Höhepunkten wie 'Carthago' erahnen lässt, dass eigentlich viel mehr Potential in den Italienern steckt, als hier gezeigt wird.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs