WEH - Folkloren
Mehr über Weh
- Genre:
- Dark Neo-Folk
- Label:
- Soulseller (Soulfood)
- Release:
- 21.06.2013
- Alle Mørkets Makter
- Dypt Går Det Siste Sår
- Every Leaf And Branch Will Tremble
- Long Days Of Winter
- I Let The Night Cover Me
- Runer Og Alvekors
- With Omens Of Sorrow
- Solnedgangen
Klangkleinod aus Norge
Mit seinem Projekt WEH macht der Norweger Erik Evju seit gut zehn Jahren Musik, die man grob im Dark Neo-Folk ansiedeln würde. Nach einigen Demos haben Black-Metal-Insider auf dem WINDIR-Tribute-Album "Valfar, Ein Windir" (2005) von ihm hören können. Die Version von 'Likbør' ist eine schöne Akustik-Version des Norge-Klassikers. Doch zurück zu WEH, deswegen sind wir ja hier. Erfreulicherweise schneit die neue LP "Folkloren" nur ein Jahr nach "En Natt Kom Død" ins Haus. Wer dieses norwegische Kleinod mochte, wird wieder Grund zur Freude haben: Nicht nur das Artwork macht aus den beiden Langspielern so etwas wie Zwillinge.
Auch musikalisch befinden wir uns auf dem gleichen Terrain, die Ohren werden 40 Minuten lang von zarten Gitarrenklängen, sanften Klavier-Akkorden und der Stimme Erik Evjus umgarnt. Man benötigt für diese Art von Musik die richtige Stimmung, das ist in der Regel eine Herausforderung, aber in vielen Fällen auch mit einer Auszeichnung verbunden. Hier gilt ohne Zweifel der zweite Punkt, denn "Folkloren" vereinnahmt mich, betört mich. Wer diese Klänge besser einordnen möchte, ist mit einer Mischung aus folkloristischer (früher) ULVER-Kost und den Finnen von TENHI gut beraten. Meine ganz besondere Affinität gilt bei WEH noch mehr als der tollen Musik aber der norwegischen Sprache.
Ist das eine Krankheit von Black-Metal-Fans? Norwegisch klingt im neofolkigen Naturkontext einfach unvergleichlich schön und ist mit nichts anderem vergleichbar, das ich kenne. Der einzige Haken an "Folkloren" wäre damit aber auch schon gefunden: es befinden sich (wie auch schon auf dem Vorgänger) nicht nur norwegische Gesänge auf der LP. Die englischsprachigen Nummern sind zwar an sich genau so gut, erzeugen aber nicht die gleiche Magie, mit der ich von den norwegischen Texten gepackt werde.
An der Gesamtwirkung des Albums ändert dies jedoch nichts. Ich kann genau so gut in den elegischen Klängen eines 'Every Leaf And Branch Will Tremble' oder 'With Omens Of Sorrow' baden. Auch hier begleitet mich das Gefühl, dass jemand den gesamten Schwermut der Welt in seine Akkorde und seinen nonverbalen Gesang gebannt hat. So emotional am Haarschopf packt sonst nur Doom Metal. Es wäre interessant zu erfahren, wie eine Metal-Platte aus dem Hause WEH klingen würde. In einem Interview wurde das sogar mal in Aussicht gestellt.
Als abschließende Bemerkung sei mir gestattet, "Folkloren" ein wenig vom normalen "Review Geschäft" loszulösen. Man tut sich und dieser anmutigen Musik keinen Gefallen, wenn man nach intersubjektiv nachvollziehbaren Kategorien bewertet und durch die Vergabe von Punkten eine Einordnung zwischen die 300 anderen Veröffentlichungen in diesem Monat versucht. Musik muss öfter aus der Reihe tanzen, nicht Radio-kompatibel sein und nicht nach dem Charterfolg lechzen. WEH ist meine persönliche Blaupause für solche Musik, und deswegen gibt es hier auch keine Punkte.
- Redakteur:
- Nils Macher