WEIDENBAUM - Raue Winde und blasse Schwingen
Mehr über Weidenbaum
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Düsterwald Productions
- Release:
- 18.09.2009
- Ins Fremde
- Hinfort
- Letzlich fallen alle
- Im Herzen des Sturms
- Auf blassen Schwingen
- Vom Winde besessen
- Sternlose Wege
- Der Ruf der Schwingen
- Raue Winde und blasse Schwingen
Waidmanns Heil!
Was dem Normalbürger seine Heimat-Schlager sind, sind dem Schwarzwurzelheimer seine Waldpanda-Klänge. Entsprechend übersättigt ist das Genre des atmosphärischen Black Metals - gerade im deutschen Underground tummeln sich zahllose Bands, die sich kaum voneinander unterscheiden. Glücklicherweise findet man ebenso spannende Acts, deren Phantasie nicht bei kratzigen Riffs und Blätterrauschen erschöpft ist.
So wie WEIDENBAUM, das nunmehr Solo-Projekt des Multitalents Lirtes, der nach dem Debüt "Nebellieder und Nachtträume" mit dem Zweitling ein liebevoll ausgearbeitetes, vielseitiges Werk vorlegt. "Raue Winde und blasse Schwingen" begeistert vielleicht nicht gerade durch bahnbrechende Innovationen, wohl aber durch eine differenzierte und detailverliebte Umsetzung klassischer Genre-Elemente. Man schöpft aus dem Vollen, um die neun Tracks ästhetisch anspruchsvoll und spannend zu gestalten.
Bereits die ersten Sekunden genügen, um festzustellen, dass es sich bei dem Black Metal von WEIDENBAUM um keine zerhackte Waldschratmusik handelt, sondern um eine geradezu schöngeistige Spielart. Zunächst einmal überrascht das Album mit einer rockigen Schlagseite, die den Songs Eingängikeit und einen starken Groove verlieht. Abwechslung ist im Rahmen der verwendeten Elemente das A und O, und so tönt das Album mal verhalten und sanft, mal melancholisch, mal wild und aggressiv. Das Riffing ist ebenso simpel wie wirkungsvoll, und mit einem Wort: treibend.
Gesanglich fällt der Kontrast zwischen rauen, aber dennoch textlich verständlichen Screams und engelszartem Klargesang auf - letzterer ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig und weckt mitunter Assoziationen an goldgelockte Burschen, die in traditioneller Tracht vor einer Tiroler Berglandschaft die Heimat besingen. Die durchgängig auf Deutsch gehaltenen Songtexte bieten nebelige, verträumte Naturlyrik mit viel Melancholie und persönlichem Gefühl. Form und Metrum sind insgesamt etwas zu homogen, was sich negativ auf die Gesangsdynamik auswirkt. Insgesamt passt alles jedoch zusammen, wie auch der Wechsel von bratenden Gitarren und sanftem Akustikzupfen.
Bestes Beispiel dafür ist das Intro 'Ins Fremde': Mit verhaltener Akustikgitarre und zaghaft einfallenden Drums entfaltet sich eine melancholische Atmosphäre, wie man sie vielleicht von AGALLOCH kennt. Im Verlauf verdichtet sich die Atmosphäre, wird dunkler und härter, bis der Opener nahtlos in das folgende 'Hinfort' übergeht. 'Letzlich fallen alle' ist ein Paradebeispiel dafür, wie eingängig hier bisweilen gerockt wird. Das wiederholte Kreischen 'Letztlich fallen alle, alle!' lädt zum Fausterheben ein.
Im Gegensatz zu diesem furiosen Stück klingt 'Im Herzen des Sturms' wieder mit Akustik und klarem Geflüster stimmungsvoll aus. 'Auf blassen Schwingen' ist wiederum eine sehr straighte, heftige Nummer. Abwechslungsreich hält der Longtrack 'Ruf der Schwingen' den Hörer auf Trab, bereits der stampfende Einstieg verspricht viel. Das Album endet gänzlich unmetallisch mit dem Titeltrack, der am ehesten als Film-Soundkulisse denkbar ist: Episch mit Orchester und wortlosen Chören; gezielt eingesetzte Bläser sorgen für noch mehr Dynamik. So unterstreicht der neunte Song den Anspruch des Albums.
Im Genre-Einerlei ist "Raue Winde und blasse Schwingen" sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Im Gegenteil: Es ist eine stimmungsvolle, schillernde Scheibe, die den Hörer über mehrere Durchgänge zu bannen weiß. WEIDENBAUM ist dem Zweitling eine ansprechende Symbiose zwischen Wildheit und Ästhetik gelungen. Schön!
Anspieltipps: 'Letzlich fallen alle', Vom Winde besessen', 'Der Ruf der Schwingen'
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein