WHISKEY RITUAL - Blow With The Devil
Mehr über Whiskey Ritual
- Genre:
- Black Metal / Rock'n'Roll / Punk
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Art Of Propaganda
- Release:
- 27.11.2015
- Blow With The Devil
- My Funeral
- Too Drunk For Love
- Satanic Kommando
- Speed & Chicks
- A.B.I.T.C.H.
- Mephistopolis
- Nekro Street Gang
- Henry Rollins
- Tank Of Intolerance
Black Metal und Rock'n'Roll sind keine zwingenden Verbündeten
Ihr Geist ist der gleiche, ihre Verwendung jedoch oftmals aus unterschiedlicher Motivation erforderlich: Geht es beim dreckigen Rock'n'Roll einfach darum, eine gute Zeit zu haben und allen Anwesenden einzuheizen, bis der Schweiß von der Decke tropft, sind die eigentlichen Grundmotive des Black Metals doch ganz anderer Natur (müssen aber hier nicht mehr im Detail erläutert werden). Diverse Kapellen haben in der Vergangenheit versucht, den punkigen Spirit aufzunehmen und in die schwarze Masse einfließen zu lassen. Vor allem CARPATHIAN FOREST hat hier - oftmals verkannt - Großes geleistet. Allerdings ging es bei den Norwegern auch weiterhin darum, die gemeine Essenz der grimmigen Töne festzuhalten. Da hat WHISKEY RITUAL schon einen ganz anderen Ansatz. Party-Black-Metal ist vielleicht der falsche Begriff, zwischen den Zeilen gewinnt man aber womöglich schon einen passenden Eindruck, was die Italiener angeht. Und wenn dann noch das Stichwort TUBRONEGRO fällt, wird die Sache konkreter. Komisch nur, dass die Mitglieder von FORGOTTEN TOMB, sonst ja eher für die depressiven Klänge in der Szene bekannt, hier ein ganz anderes Gesicht zeigen.
Nun, lange Rede kurzer Sinn: WHISKEY RITUAL veröffentlicht dieser Tage mit "Blow With The Devil" das dritte Album und fährt darauf den gleichen Kurs wie vor drei Jahren auf "Necronomicon". Die Songs sind rabiat, aber rockig, das Material rotzt und schwitzt, bleibt aber seiner räudigen Herkunft treu, und überdies ist der MOTÖRHEAD-Drive mancher Nummern für alle eine ganz nette Sache, die Black'n'Roll zu ihren favorisierten Genres zählen. 'Too Drunk For Love' und 'Nekro Street Gang' sind sogar hitverdächtig, weil eben jener TURBONEGRO-Vergleich hier am deutlichsten zieht. Ansonsten verlässt sich die Band auf ihre brisante Mischung, kehrt den Teufel heraus, fängt ihn aber wieder mit gut gelauntem Rock'n'Roll ein. Kontraste sind natürlich auch ein Thema, doch diese bekommt WHISKEY RITUAL immer wieder gut in den Griff - gerade in den Momenten, in denen die Gegensätze am krassesten sind.
Warum also eingangs all die Kritik bzw. die längere Einleitung? Nun, irgendwo hat die Band ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn an anderer Stelle die Melancholie gelebt wird und propagiert wird, wie betrübt man sich doch fühlt, ist es fernab jedweder Authentizität, plötzlich die derbe Rock'n'Roll-Sau herauszulassen. Das mag nur eine Randnotiz sein, aber irgendwie fließt dieser Widerspruch schon mit ein. Dass die Italiener auf ihrem dritten Werk ebenfalls ganz ordentliche Songs auffahren, soll keineswegs unterschlagen werden. Aber in einer Szene, die von ihrer Glaubwürdigkeit lebt, sollten auch die Charaktere ihre Rollen bewahren. Ansonsten wird's irgendwann albern. Was aber, wie gesagt, nicht bedeuten soll, dass "Blow With The Devil" ein schlechtes Album ist. Im Gegenteil: Gerade wenn man es finster und dreckig zugleich mag, ist die Platte ein annehmbarer Zeitvertreib.
Anspieltipps: Nekro Street Gang, Too Drunk For Love, Speed & Chicks
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes