WINGER - Demo Anthology
Mehr über Winger
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- Frontiers / Soulfood
- Release:
- 23.03.2007
- Madalaine
- Hungry
- Seventeen
- State Of Emergency
- Time To Surrender
- Hangin' On
- Headed For A Heartbreak
- Only Love
- Can't Get Enuff
- Loosen Up
- Miles Away
- Easy Come Easy Go
- Rainbow In The Rose
- In The Day We'll Never See
- Under One Condition
- Little Dirty Blonde
- Star Tripper
- You Are The Saint, I Am The Sinner
- In The Heart Of The Young
- All I Ever Wanted
- Skin Tight
- Someday Someway
- Never
- Blind Revolution Mad
- Down Incognito
- Spell I'm Under
- Hour Of Need
- Junk Yard Dog
- The Lucky One
- Like A Ritual
- In For The Kill
- No Man's Land
- Who's The One
- Written In The Wind
- Until There Was You
- Without Warning
- Give Me More
Was tun, wenn über Jahre hinweg immer wieder Songs im Internet auftauchen, die gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind? Es gibt definitiv viele unterschiedliche (teils auch sinnlose) Methoden, den Kampf gegen die Windmühlen zu bestreiten. Kip Winger, Bandboss der nach ihm benannten amerikanischen Hard-Rock-Band WINGER, hat sich jedenfalls dazu entschlossen, eben all diese Songs nun auf einer Doppel-CD zu veröffentlichen und den zahlreichen Bootlegern eins auszuwischen. Wie auch immer, den Fan freut es.
Auf "Demo Anthology" findet man so ziemlich jeden bekannten Albumsong in einer Demoversion, die Kip Winger und Reb Beach mit oder ohne ihre Mitstreiter Rod Morgenstern und Paul Taylor in ihrer Karriere, die immerhin bis Mitte der Achtziger zurückreicht, jemals aufgenommen haben. Chronologisch mit fast identischer Songreihenfolge präsentiert uns die Band ihr Schaffen von "Winger" (1988), "In The Heart Of The Young" (1990) und "Pull" (1993). Dass es dabei auch den einen oder anderen Song zu belauschen gibt, der es auf die regulären Scheiben nicht geschafft hat, ist selbstverständlich. Die anschließende Solophase von Herrn Winger sowie das starke Comebackalbum "IV" aus dem Jahr 2006 fallen dabei komplett unter den Tisch. O-Ton Kip Winger: "These days I don’t make demos, because you always lose the magic of the original inspiration."
Kommen wir zunächst zu all den Demoversionen, von denen nur zu 'Without The Night', 'Poison Angel' und 'In My Veins' keine vorhanden sind ("[...] it’s because I don’t have them."). Wer hier große Unterschiede zu den Originalversionen, lustige Textvariationen (man erinnere sich beispielsweise nur an die Demoversionen von METALLICA zu 'Wherever I May Roam') oder irgendwelche Proberaumaufnahmen erwartet, der liegt hier völlig falsch. Die Band scheint sich auf jede ihrer Albumproduktionen sehr gewissenhaft und bis ins letzte Detail ausgearbeitet vorbereitet zu haben. Kleinere Unterschiede in Wort und Ton, beim Arrangement oder gar alternative Enden muss der Zuhörer schon mit der Lupe suchen.
Wirklich interessant wird es, wenn die Songs vom Tempo her variieren ('Madalaine', 'You Are The Saint'), sich die Instrumentierung ein wenig unterscheidet ('Headed For A Heartbreak'), die eine oder andere zweite Stimme dazukommt ('Blind Revolution Mad') oder gar der Song anders benannt und der Refrain dadurch komplett anders ist ('Star Tripper' heißt auf dem finalen Album 'Baptized By Fire'). Speziell beim letzten Song sind die Unterschiede deutlich, da auch das prägnante Basssolo am Anfang und der Rap-Mittelteil in der Ursprungsversion fehlen. Die zehn bisher unveröffentlichten Stücke können das Level der "großen Brüder" locker halten, und mit 'Never' sowie 'Without Warning' gibt es zwei fette Rocker, die man gerne auf "Pull" gehört hätte. Wenn Kip sympathischerweise bei 'Miles Away' gesanglich leicht an seine Grenzen stößt, zaubert das ein kurzes Lächeln auf das Gesicht des Zuhörers. Und wenn Reb Beach zu einem seiner atemberaubenden Soli ausholt, höre ich nicht nur zahlreiche Zungen schnalzen, sondern muss auch anmerken, dass er manche Geniestreiche am Ende nicht mehr reproduzieren konnte.
Zum Thema Produktion bleibt nicht viel zu sagen, denn die insgesamt 37 Songs sind alle sauber produziert und stehen den Originalaufnahmen in nicht viel nach. Ganz im Gegenteil, einige Demos besitzen gegenüber den finalen Versionen sogar erheblich mehr Dampf, was vor allem an den teils lauten Gitarren liegen dürfte. Inwieweit hier jetzt natürlich noch einmal nachgearbeitet wurde, entzieht sich meinem Kenntnisstand – ist letztendlich auch egal.
WINGER ist mit "Demo Anthology" eine gelungene Mischung aus Wiederveröffentlichung, "Best-of"- und neuem Album gelungen. Die Scheibe(n) sollte nicht nur für eingefleischte Fans interessant sein, sondern bietet auch vielen Menschen, denen die Band bisher völlig unbekannt war, einen umfassenden Einstieg. Ob interessante Liner Notes und Fotos im Booklet das Gesamtpaket abrunden, ist mir leider nicht bekannt.
Anspieltipps: Never, Without Warning, Star Tripper
- Redakteur:
- Chris Staubach