WINGER - Karma
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2009
Mehr über Winger
- Genre:
- Melodic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Frontiers/Soulfood
- Release:
- 16.10.2009
- Deal With The Devil
- Stone Cold Killer
- Big World Away
- Come A Little Closer
- Pull Me Under
- Supernova
- Always Within Me
- Feeding Frenzy
- After All This Time
- Witness
WINGER legen ihr Saubermann-Image ab und fahren schwere Geschütze auf. Das neue Album überrascht mit ungewohnter Härte.
Die Hardrocker WINGER wuchten mit "Karma" ihr mittlerweile fünftes Studioalbum in die Läden und gehen dabei rauer zu Werke als jemals zuvor. In den Achtzigern noch als großes Feindbild der Metaller und negatives Aushängeschild der Hairsprayfraktion auserkoren, haben sich Mastermind Kip Winger und seine Mannen längst musikalisch Respekt verschafft – zu Recht! Die Amis sind in der Neuzeit angekommen, überraschen mit stilübergreifenden Experimenten und neu gewonnener Härte. Die Jungs scheinen das Image der netten Jungs von nebenan satt zu haben. Hier wird die Lederjacke ausgepackt und verdammt knallhart gerockt.
Schon die beiden knackigen Eröffnungsstücke 'Deal With The Devil' und 'Stone Cold Killer' geben deutlich die Richtung vor. Alles sehr kompakt, fast schon rudimentär für ihre Verhältnisse. Die Klampfen von Reb Beach krachen, das Tempo ist angenehm hoch und Kip überzeugt mit rockigen Strophen und den gewohnt zuckersüßen Refrains. Diese Mischung funktioniert vor allem beim Opener und dem flotten 'Pull Me Under' sehr gut (interessanter Soloteil!). Doch auch in den fast schon erwartungsgemäß starken Mid-Tempo-Stampfern 'Big World Away', 'Supernova' oder 'Feeding Frenzy' ist der Gesamteindruck überraschend heavy, obwohl sie allesamt mit hoch melodischen und typisch guten WINGER-Refrains ausgestattet sind. Mit 'Come A Little Closer' haben die Herrschaften dann noch ein ganz besonderes As im Ärmel, denn hier experimentieren sie mit Industrialbeats und dazu gehörigen Gitarren, was man bei 'Supernova' auch noch einmal erfolgreich verarbeiten konnte. Das rockt und knallt wie die Hölle. Zum Abschluss schwächeln die Mannen jedoch überraschend in ihrer Paradedisziplin, den Balladen. Das bluesige 'After All This Time' und die beiden rockigen 'Always Within Me' und 'Witness' sind zwar insgesamt sehr nett, für den WINGER-Standard aber eher arg handzahm.
Da man sich in den vorangegangen knapp dreißig Minuten mit Spielereien eher zurückgehalten hat, paart man die beiden abschließenden Songs dann mit ausufernden Soloteilen und endlos laufenden Passagen. Auch hier wäre etwas weniger Mehr gewesen, oder aber man hätte dies geschickter auf die ersten Songs verteilen können. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich, aber natürlich völlig unnötig auf die Gitarrenarbeit von Reb Beach hinweisen. Selbstverständlich ist das die erste Liga der Gitarrenkünste, sowohl im rhythmischen wie auch im solistischen Bereich. Die Riffs sitzen und bei einigen Soli ertappt man sich beim Zungeschnalzen. Doch auch die Gesangsleistung von Kip Winger hat wieder einmal ein Zusatzsternchen verdient, denn der eigenwillige Frontmann gehört unbestritten zu den Ausdrucksstärksten seines Faches, was er bei den emotionalen Strophen und großen Refrainmelodien wieder einmal unter Beweis stellt.
Fans der Band kommen um dieses Album natürlich nicht drum herum und werden es definitiv auch nicht bereuen. "Karma" vereint die Stärken der Band und stellt sie in zehn knackigen und sehr kompakten Songs zur Schau. Ich denke, wer WINGER jetzt noch belächelt, hat entweder von ihnen musikalisch seit über fünfzehn Jahren nichts mehr gehört, oder möchte einfach traditionell sein musikalisches Weltbild nicht neu definieren. Melodic Rocker sollten unbedingt zugreifen.
Anspieltipps: Big World Away, Supernova, Come A Little Closer
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach