WINTERS BANE - Redivivus
Mehr über Winters Bane
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Metal Heaven / Soulfood
- Release:
- 30.06.2006
- Seal The Light
- Spark To Flame
- The World
- Dead Faith
- Catching The Sun
- Remember To Forget
- Burning Bridges
- Waves Of Fury
- Despise The Lie
Den meisten von euch dürfte WINTERS BANE in erster Linie als einstige Band des zwischenzeitlichen JUDAS PRIEST- und jetztigen ICED EARTH-Sängers Tim Owens bekannt sein, die mit eben diesem Sangeswunder hinterm Mikro ein großartiges Debütalbum namens "Heart Of A Killer" eingespielt hat, welches nicht wenigen noch immer als beste jemals von Owens eingesungene Scheibe gilt. Nun, kurz darauf war Owens über alle Berge und Bandgründer Lou St. Paul übernahm selbst den Gesang. Daraus resultierte das weitgehend sehr durchwachsen aufgenommene Zweitwerk "Girth", das ich leider bisher nicht gehört habe. Jedenfalls scheint sich Lou darüber klar geworden zu sein, dass seine Band mit einem starken Sänger zurück zu den Wurzeln gehen muss, um sich in der Neuzeit behaupten zu können, und so wurde das Line-up gänzlich runderneuert. Neben Lou und Bassist Jeff Welch gehören jetzt POWERGOD-Frontmann Alexander Koch und ex-METALIUM-Schlagwerker Mark Cross zur Mannschaft, die mit "Redivivus" nun auch ein durchaus respektables Comeback vorlegt.
Stilistisch bewegt sich das neue Werk wie einst "Heart Of A Killer" zu knapp hundert Prozent im klassischen US-amerikanischen Power-Metal-Bereich, der lediglich beim Sound und einigen Songstrukturen ganz dezent modern bearbeitet wurde. Die melodische, teils recht virtuose Gitarrenarbeit Lou St. Pauls prägt das Gesamtbild und kann mit haufenweise starken Riffs und Leads begeistern, die weder zu frickelig sind, noch zu eingängig vor sich hin plätschern. Das Material hat Ecken und Kanten, lässt aber eine gewisse Griffigkeit nicht vermissen, welche die Songs eingängig erscheinen lässt, sie aber nie zu sehr ins Banale abdriften lässt. Da auch die Produktion klasse ist, und die Rhythmus-Sektion sehr tight knüppelt, kann man instrumental von einer durchweg gelungenen Scheibe sprechen, die dem US-Metal-Fan wunderbar reinlaufen sollte. Dazu ist der Gesang von Alexander Koch ebenfalls sehr klar und kompetent in Szene gesetzt, so dass es auch hier nichts zu meckern gibt. Was für die Band allerdings ein Stück weit zum Problem werden könnte, ist die sehr starke Anlehnung an SANCTUARY und vor allem die frühen NEVERMORE-Werke, die der neuen Inkarnation von WINTERS BANE doch ein gutes Stück an Eigenständigkeit raubt. Das betrifft sowohl das schön zwischen klassischer Schule und dezenten modernen Anklängen verortete Songwriting, die stark an Warrel Dane erinnernden Hooklines der Gesangsmelodien und zu guter Letzt eben auch die Produktion, für die Chris Tsangarides und Curran Murphy (sic!) verantwortlich zeichnen.
So begibt es sich, dass WINTERS BANE heute eben fast mehr nach NEVERMORE klingen als nach dem eigenen Frühwerk, an das man eigentlich anknüpfen wollte und das sich am ehesten noch in 'Remember To Forget' wiederfindet. Das ist allerdings gut zu verschmerzen, wenn man sich vor Augen führt, dass die "Heart Of A Killer" mit Ausnahme des etwas eigenständigeren Gesangs von Owens und des ursprünglicheren Sounds auch nicht allzu weit von dieser Schiene entfernt war, und dass sich Warrel Dane & Co. inzwischen eben auch ein gutes Stück weit von ihrem alten Stil entfernt haben. So schafft es die Band recht gut, eine tragfähige Brücke zwischen diesen Eckpunkten zu schlagen und so möglicherweise mit "Redivivus" eine ziemlich breit gefächerte Schar von US-Metal-Verehrern anzusprechen. Denn wie bereits gesagt, die Leadgitarrenarbeit von St. Paul ist wirklich aller Ehren wert, und die gesanglichen Hooks von Alexander Koch haben trotz der Dane-Lastigkeit durchaus auch eigenen Wiedererkennungswert, der Songs wie das gut rockende 'Spark To Flame' oder 'The World' ordentlich veredelt.
So bleibt als Fazit, dass den Jungs ein kleines bisschen mehr Mut zur Eigenständigkeit sicher nicht geschadet hätte, dass sie aber mit "Redivivus" sicher einige Fans zurück gewinnen dürften, die ihnen "Girth" übel genommen haben. Denn alles in allem ist "Redivivus" eine sehr schöne Scheibe, die jeder Metaller, der auf Musik im Schnittbereich zwischen NEVERMORE, SANCTUARY und HELSTAR steht, mal über die Hörbeispiele auf WINTERS BANEs MySpace-Seite antesten sollte.
Anspieltipps: Spark To Flame, The World, Burning Bridges, Remember To Forget
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle