WINTERSUN - Time I
Mehr über Wintersun
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 19.10.2012
- When Time Fades Away
- Sons Of Winter And Stars
- Land Of Snow And Sorrow
- Darkness And Frost
- Time
Time... What is Time?
Gibt es einen bezeichnenderen Titel als "Time" für das neue Album der finnischen Epic-Metal-Institution WINTERSUN? Für all diejenigen, die das quälend lange Prozedere der letzten Jahre mit verfolgt haben, wohl kaum. Für alle Anderen hier noch einmal die wichtigsten Eckdaten zusammengefasst: Wir schreiben das Jahr 2006. Nach dem fulminanten Debüt von 2004 gibt die Band offiziell bekannt, an einem neuen Album zu arbeiten. So weit, so gut. Aufgrund persönlicher und technischer Probleme während des gesamten Produktionsprozesses verschiebt sich der Release jedoch wieder und wieder. So zogen die Jahre ins Land und es wurde zwischenzeitlich verdammt ruhig um WINTERSUN. Doch nun ist die Zeit gekommen und das Warten hat endlich ein Ende.
Mit "Time I", dem ersten Part eines zweiteilig konzipierten Werks, das (hoffentlich) Ende 2013 vervollständigt wird, lassen die Finnen die letzten Jahre endgültig hinter sich. Und was in diesen 40 Minuten geboten wird, wirkt wahrhaftig wie ein einziger bombastischer Befreiungsschlag, der jedem musikalischen Vergleich zu anderen Bands trotzt. In den drei überlangen Songs, von denen zwei mit instrumentalen Intros verwoben sind, vereinen WINTERSUN all ihre Stärken und betten diese in epische Orchester-Arrangements ein, die Ihresgleichen suchen. Dabei nehmen sie den Hörer mit auf eine Reise hin zu fernen Welten, die erkundet werden wollen, nein, sogar müssen. Denn die Songs strotzen nur so vor Detailreichtum und auch nach etlichen Durchläufen wird man wohl bei Weitem nicht alles entdeckt haben. Im Vergleich zum Vorgänger wurden zwar die ausgedehnten Solopassagen und rasend schnellen Blast-Beats à la 'Winter Madness' zugunsten der pompösen Orchestrierung etwas zurückgefahren, dies lässt aber vor allem 'Sons of Winter and Stars' und 'Time' so dermaßen prachtvoll erscheinen, dass es schwer fällt dies überhaupt in Worte zu fassen. Ich versuche mich dennoch einmal.
Schon das liebevoll ausgearbeitete Intro 'When Time Fades Away' verleitet dazu die Augen zu schließen und sich den eindrucksvollen Klangwelten zu ergeben. Fließend gehen die sanften, japanisch angehauchten, Melodien in 'Sons of Winter and Stars' über bevor ein gewaltiger Sturm losbricht. Das komplexe Stück, welches aus vier Teilen besteht, startet mit einem von Kai Hahtos seltenen, aber dafür umso wirkungsvolleren Blast-Beats, der von Chören, markerschütternden Screams und den allgegenwärtigen symphonischen Ausarbeitungen durchzogen wird. Ein Beginn, wie man ihn sich kraftvoller kaum vorzustellen vermag. Danach zeigt sich die Band von einer progressiven Seite, die man so von ihr bisher noch nicht gehört hat. Die Songstruktur dieses zweiten Teils wirkt insgesamt vertrackter, Jaris Klargesang kommt nun zum Tragen. Dieser hält sich jedoch mit den bereits erwähnten Screams stets die Waage. Nach dem verträumt akustischen dritten Part wartet das Finale wieder mit fettem Bombast auf und gipfelt in einem heroischen Refrain. Das getragen-melancholische 'Land Of Snow And Sorrow' ist gegenüber seinen zwei Songbrüdern eingängiger strukturiert, was aber keinesfalls negativ zu bewerten ist. Selten hat man ein Riff in Verbindung mit Streichern und Bläsern in einem solch majestätisch anmutenden Einklang erlebt. Abschließend leitet 'Darkness And Frost', das auch schon beim letztjährigen Heidenfest als Intro diente, perfekt in das Titelstück über. Mit 'Time' zündet das Quartett dann nochmal ein finales Feuerwerk, bei dem man aus musikalischer Sicht so ziemlich alle emotionalen Höhen und Tiefen durchlebt, die man sich nur ausmalen kann. Hier treffen brachiale Gitarrenwände auf elegisch vorgetragene Bridges, wunderschöne Melodiebögen duellieren sich mit wütenden Screams und verspielte Soloeinlagen werden von der orchestralen Erhabenheit eingerahmt.
WINTERSUN liefert mit "Time I" ein fast schon soundtrackartiges Meisterwerk ab, das bis zum Erklingen des letzten Tons absolut fesselt und mitreißt. Was dem Hörer hier serviert wird, übertrifft die ohnehin schon grenzenlos hohen Erwartungen bei Weitem und sprengt sämtliche Grenzen des Epic Metal. Meiner Meinung nach spielt die Band damit in ihrer ganz eigenen Liga und so bleibt mir folglich auch gar nichts anderes übrig als die Höchstwertung zu zücken, aber das tue ich nach all den Jahren des Wartens sehr, sehr gerne.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Marco Götz