WITCH RIPPER - The Flight After The Fall
Mehr über Witch Ripper
- Genre:
- Sludge/Stoner
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Magnetic Eye Records
- Release:
- 03.03.2023
- Enter The Loop
- Madness And Ritual Solitude
- The Obsidian Forge
- Icarus Equation
- Everlasting In Retrograde Parts 1 & 2
Wunderbarer Sludge mit viel Melodie.
Sollte man Anfang März schon den Song des Jahres küren? Natürlich nicht, aber ich bin sicher, dass das göttliche 'Enter The Loop' - zumindest in meiner musikalischen Wohlfühloase - ein ganz heißer Kandidat dafür ist. Ich mag es generell, wenn Melodie und Härte gekonnt miteinander verknüpft werden, aber der Opener des zweiten Longplayers der aus der Musikhochburg Seattle stammenden US-Amerikaner WITCH RIPPER ist schon ein Statement vor dem Herrn. Umschreiben lässt sich das Gebotene auf "The Flight After The Fall" mit einer Mischung aus Sludge, Stoner und einem Tacken Post Metal, aber mit sehr energetischen bis ruppigen Momenten und gleichzeitig mit sehr viel Melodie. Obwohl von der Westküste stammend, kommen einem Bands wie KYLESA oder MASTODON in den Sinn, wobei WITCH RIPPER noch einen Tick eingängiger und vielseitiger agiert, und selbst in die groben Sludge-Attacken noch etwas mehr Melodie integriert.
Der bereits erwähnte Opener 'Enter The Loop' ist das beste Beispiel hierfür. Vor allem die harmonischen Gesangslinien sind oberste Güteklasse und offerieren zudem neben dem formidablen Refrain zwischendurch auch einen kraftvolleren Touch durch die zweite Gesangsstimme. Die knackigen Riffs und fesselnden Gitarrenmelodien tragen den kurzweiligen Song durch die kompletten knapp acht Minuten, sodass die Nummer an Eingängigkeit und Gradlinigkeit kaum zu übertreffen ist. Dafür bietet ein Song wie das anschließende 'Madness And Ritual Solitude' vertrackte Rhythmen und ein dermaßen exzessives Gitarrenspiel, dass man glatt einen Progressive-Einschlag (mit rauen Brüll-Vocals garniert) attestieren muss. Der nächste Hammer-Song! Danach wird es in 'The Obsidian Forge' tatsächlich noch mal ein bisschen wilder und derber, ein gewisser Core-Schlenker hält Einzug im Sludge-Gewitter, bevor ein galoppierendes Gitarrenriff mit griffiger Melodie übernimmt.
'Icarus Equation' schlägt ein bisschen in die Kerbe des Openers, mit wieder etwas mehr Harmonien im Riffing, aber ohne den absoluten Ohrwurmcharakter. Insgesamt eine "nur" gute Nummer, die das Niveau des Auftakttripels nicht ganz hält. Dafür hat es der Abschluss in Form des zweigeteilten Sechzehnminüters 'Everlasting In Retrograde' nochmal in sich. In Teil 1 wird nach bedächtigem Intro erstmal ordentlich losgemetzelt, dann ein wenig Theatralik und Bombast aufgebaut, bevor Gitarren im 90er-Jahre IN FLAMES-Stil auf der Bildfläche erscheinen. Teil 2 lädt dann mit verzerrten Gitarren und erneut einer gehörigen Portion Bombast zum Schwelgen ein - als ruhiger Ausklang eines Albums, das auch gewissen Härtegraden durchaus Genüge tut, perfekt geeignet. Spannende Nummer!
Fazit in Kurzform: ein rundum tolles Album. Und etwas umfassender: WITCH RIPPER kann kratzbürstig die Fönwelle gegen den Strich kämmen, oder wenn man mag, das Ohr mit einprägsamen Melodien für das Langzeitgedächtnis umschmeicheln. Dass beide Pole gleichermaßen gelungen und stimmig das Klangbild prägen, ist vielleicht der größte Pluspunkt auf "The Flight After The Fall". Und vor allem das vielschichtige und stets prägnant auftrumpfende Songwriting lässt kaum Wünsche offen. Eine unbedingte Hörempfehlung!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer