WITHIN TEMPTATION - Mother Earth (Re-Release)
Mehr über Within Temptation
- Genre:
- Epic/Gothic Metal
- Label:
- G.U.N. Records
- Release:
- 27.01.2003
- Mother Earth
- Ice Queen
- Our Farewell
- Caged
- The Promise
- Never-Ending Story
- Deceiver Of Fools
- Intro
- Dark Wings
- In Perfect Harmony
- Deep Within (live - Bonustrack)
- The Dance (live - Bonustrack)
- Restless (Bonustrack)
- Bittersweet (Bonustrack)
WITHIN TEMPTATION aus unserem Nachbarlande Niederlande (nein, kein Tulpenspruch an dieser Stelle ;-) ) haben in den letzten beiden Jahren in ihrer Heimat gehörig abgeräumt. Der Grund war das 2001 erschienene zweite Studioalbum "Mother Earth" (120.000 verkaufte Einheiten in Holland, Charterfolge sowie Gold- und Platinauszeichnungen in Holland und Belgien), welches die Band ziemlich gereift und homogen präsentierte und von der Konkurrenz doch durch ein gehöriges Maß an Individualität abgrenzte.
Nun ist es also soweit, dass dieses erstklassige Album auch in Deutschland veröffentlicht wird, wobei es nicht nur mit einem sehr edlen Digi-Pack aufgewertet wurde. Ferner wurden auch noch vier Bonustracks mit draufgepackt; das sind im Einzelnen zwei Live-Aufnahmen von "Deep Within" und "The Dance" sowie "Restless" vom Debütalbum "Enter" (1997) und mit "Bittersweet" eine bisher unveröffentlichte B-Seite. Und der Erfolg scheint vorprogrammiert, da man ja mittlerweile den Videoclip zu "Mother Earth" sogar schon auf Viva rauf- und runterlaufen sehen kann.
Aber wenden wir uns nun der Musik zu. Da geht es atmosphärisch, episch und oftmals auch bombastisch zu, wobei schöne Harmonien und packende Melodien immer das Grundgerüst bilden. Aber man übertreibt es auch nicht mit Pomp und Bombast, sondern schreibt stattdessen zutiefst fesselnde und eingängige Musik. Das Ganze wurde orchestral arrangiert und natürlich steht die großartige Stimme von Sharon den Adel immer im Mittelpunkt. Ihr Gesang ist einfach das uneingeschränkte Trademark der Band, wobei die musikalische Begleitung deshalb aber keineswegs wie Stückwerk wirkt, sondern vielmehr die Vocals noch untersteicht und auf erstklassige Weise in die Songs einbindet. Dabei kommen die bombastischen, durchaus mit rockigen Gitarren aufgepäppelten Nummern (z.B. "Mother Earth", "The Promise") ebenso stark daher wie die ruhigen und romantischen Balladen (besonders "Our Farewell" und "In Perfect Harmony"). Man kann auch einige Querverweise finden, so ähnelt der Beginn von "Deceiver Of Fools" ziemlich stark dem "Henry Maske-Song" von VANGELIS - "Conquest To Paradise". Zwar haben sich auch ein, zwei mittelmäßige Songs auf die Platte verirrt, aber ein absoluter Durchläufer ist nicht vertreten und das sollte man einer Band, die erst zwei Scheiben fabriziert hat, durchaus zu Gute halten.
Eines steht sowieso außer Frage; wenn man sich erst einmal mit dem Album angefreundet hat, dann kriegt man es nicht mehr aus dem Kopf. WITHIN TEMPTATION verstehen es einfach, den Hörer mitzureißen. Songschreiberisch ist das ziemlich beeindruckend, man merkt, dass es sehr von Vorteil war, dass man sich nach diversen Touren ein Jahr Pause gegönnt hat, bevor man dann mit einem neuen kreativen Schub an dieses Album heranging. Noch ein Wort zum ersten Bonustrack. "Deep Within" wartet nämlich mit Death Metal-artigem Growling anstatt dem sirenenhaften Gesang von Sharon den Adel auf, den man (namentlich Gitarrist Robert Westerholt) auf dem Debütalbum "Enter" noch teilweise fabrizierte, auf dem neuen Output aber gänzlich weggelassen hat. Und das ist auch gut so.
Was den häufig angebrachten Vergleich mit NIGHTWISH anbelangt, das liegt sicherlich nicht nur am Gesamtsound und den Arrangements, sondern auch daran, dass WITHIN TEMPTATION ebenfalls über eine stimmgewaltige Sängerin verfügen, die mit ihrer Powerstimme der Band ganz klar den größten Wiedererkennungswert verschafft. Man kann sich die Band - selbiges gilt ja auch für NIGHTWISH mit Tarja - eigentlich nicht ohne die Vocals von Sharon vorstellen. Somit dürfte "Mother Earth" auf jeden Fall für alle interessant sein, die die momentane (?) Schaffenspause der Finnen bedauern, aber bei weitem nicht nur. Diese Scheibe kann mit Sicherheit ein weitaus größeres Potenzial erschließen, mal abwarten, wie sich die Dinge hierzulande entwickeln.
Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Album alles vereint, was diese Art von Musik auszeichnet. Ich würde WITHIN TEMPTATION jetzt nicht unbedingt als Liveband bezeichnen, obwohl beispielsweise ihr letztjähriger Summer Breeze-Auftritt wirklich nicht schlecht war. Aber solche Musik kann man vermutlich nur auf dem heimischen Sofa richtig erfassen und genießen. Ob mit oder ohne Weinglas bzw. mit oder ohne Freundin, ein schöner Abend dürfte garantiert sein.
Anmerkung: Spätestens als mein WG-Mitbewohner durch die Bude plärrte: "Mach das Gejaule aus, das klingt ja furchtbar!", wusste ich, dass das eine gute Scheibe sein muss. ;-)
Anspieltipps: Mother Earth, Ice Queen, Our Farewell, Deceiver Of Fools, In Perfect Harmony
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer