WOBURN HOUSE - Sleep Summer Storm
Mehr über Woburn House
- Genre:
- Sludge / Doom / Post Rock / Avantgarde
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Zeitgeister
- Release:
- 21.11.2011
- Willow
- Shifter
- Rain Keeps Falling Down
- Clash
- Sleep Summer Storm
- Behind You
- A Simple Man
- Hood
Ein rundum stimmiges Album, das quer über die Genregrenzen hinweg emotional packt.
Gut zwei Jahre ist es her, dass mich eine Band namens WOBURN HOUSE mit ihrem letzten Album "Monstrous Maneuvers In The Mushroom Maze" in vielerlei Hinsicht begeistern konnte. Der mit Alliterationen spielende Albumtitel, das großartige Artwork und dann noch diese wunderbar warme, abseitige, psychedelische und intensive Musik. Ja, da hatten die Bonner schon 2009 vieles, ja eigentlich fast alles richtig gemacht, und so war natürlich meine Vorfreude sehr groß, als mir die Zeitgeister nun den Nachfolger ins Haus schickten.
Nun, was soll ich sagen: Der Titel des Albums ist natürlich wieder ein schöner Stabreim, hört die Scheibe doch auf den herrlich paradoxen Titel "Sleep Summer Storm", und das Artwork könnte treffender und schöner nicht sein. Einmal mehr Jan Buckards Kunst veredelt, streicht die Band auch dieses Mal meinen Titel für das Cover des Jahres ein. Doch das soll in der Rezension nur am Rande Thema sein. Die Musik steht im Mittelpunkt, und wenn man sich das Cover so ansieht, mag man meinen, dass die mürrische und sorgengeplagte Sonne sich auch lieber verdrückt, um WOBURN HOUSE zu hören, als sich mit den dräuenden Wolken herumzuschlagen.
Gleich der Opener 'Willow' ist auch das erste Glanzlicht der Scheibe, sorgt es doch mit durch Christian Kolfs hier sehr weiche, dunkle Stimme und einige wirklich tolle Hooklines sofort für eine Identifikationsgröße, die den Hörer von Beginn an fesseln kann. Wenn ich vorhin schrieb, dass die Rheinländer bei den monströsen Manövern fast alles richtig gemacht haben, dann mag nicht verschwiegen werden, dass das einzige kleine Manko des letzten Albums vielleicht die Prägnanz war. Etwas eingängiger hätte sich die Band damals geben können, um den Fan langfristig zu binden. Genau dieses winzige Manko ist auf "Sleep Summer Storm" nun ausgebügelt.
Natürlich ist WOBURN HOUSE noch immer meilenweit von simplen Strukturen und vorhersehbaren Refrains entfernt. Doch die Stimmungen und die Hooks sind schlicht und ergreifend wunderschön und nachhaltig: 'bright and broken, morning unspoken' singt Kolf im bereits erwähnten Opener, und wir singen unweigerlich mit. Traurig, hintergründig und ohne Klischees geht die Band vor. Tiefe Emotionen in unaufdringliche und ungekünstelte Poesie gekleidet. 'Shifter' ist grimmiger, vertrackter, gemahnt an NEUROSIS, während das dunkle 'Rain Keeps Falling Down' eine gewisse Nähe zu den unkommerziellen Stücken von TYPE O NEGATIVE nicht verhehlen kann.
Wo 'Clash' schwebende Psychedelic mit wuchtigen Sludge-Kanten vereinigt, da bietet das siebenminütige Titelstück von fragilen Ambient-Elementen über kristalline Akustik bis hin zu feinfühligem Gesang gänzlich andere Facetten des WOBURN HOUSE-Sounds auf. Hier ist durchaus eine starke Alternative-Note spürbar, was ich an dieser Stelle ausschließlich positiv meine. Wer die Isländer von XIII gehört hat und ihre Weise kennt, Musik der Marke ALICE IN CHAINS eine metallischere und mystischere Aura zu verleihen, der weiß, worauf ich hinaus will. Das ergreifende Spiel mit den eisklaren Tönen von Stimme und Akustikgitarre, sowie deren Kontrast mit den äußerst sparsam dosierten Momenten der drückenden Härte, findet bei 'A Simple Man' einen weiteren Höhepunkt, bevor das Album mit dem Outro 'Hood' verklingt.
"Sleep Summer Storm" zeigt WOBURN HOUSE gegenüber dem Vorgänger weniger komplex, ausladend und entrückt, dafür jedoch kompositorisch gereift. Aus beeindruckenden Klanglandschaften wurden Lieder mit hohem Wiedererkennungswert und gesteigerter Eingängigkeit, wozu die deutliche Kürzung der Songlängen ebenso beiträgt wie die feine Ausarbeitung der Refrains. Ein rundum stimmiges Album, das quer über die Genregrenzen hinweg emotional packt.
Die im Eigenvertrieb des Labels erschienene CD könnt ihr für kleines Geld direkt im Netz ordern. Dort gibt es auch immer wieder feine Paket-Aktionen, schaut also unbedingt mal vorbei.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle