WOODS OF YPRES - Woods 5 - Grey Skies & Electric Light
Woods 5 - Grey Skies & Electric Light
Mehr über Woods Of Ypres
- Genre:
- Melancholic Metal/ Gothic Metal/ Dark Rock/ Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Earache Records / SPV
- Release:
- 13.02.2012
- Career Suicide (Is Not Real Suicide)
- Travelling Alone
- Alternate Ending
- Lightning & Snow
- Finalty
- Death Is Not An Exit
- Adora Vivos
- Silver
- Modern Life Architecture
- Kiss My Ashes (Goodbye) Part 1
- Kiss My Ashes (Goodbye) Part 2
15.02.2012 | 07:33
Ein mächtiges Vermächtnis von David Gold.
Das ist ein Szenario, was an Tragik nicht mehr zu überbieten ist. Blitzartig kann das eigentlich nur mit dem Fall der kalifornischen Ska-Dub-Punk-Kiffer-Grösse SUBLIME aus dem Jahre 1996 verglichen werden, deren Erfolg sich erst direkt nach dem Drogentod des Kopfes Brad Nowell einstellte. Denn, wir von POWERMETAL.de hatten das auch fast sprachlos vermeldet: am 23.12.2011 kam der Kreateur, der Kopf, der Sänger und das Herz von WOOD OF YPRES, David Gold, einunddreissigjährig bei einem Autounfall in der Nähe seiner Heimatstadt Barrie ums Leben. So eine verdammte Scheiße. Fluchen ist menschlich. Wie auch der plötzliche Tod. Und die Trauer.
Damit dürfte es diese Band ab dem Tod des Mister Gold nicht mehr geben.
Es lassen sich noch einige verzagte und zuversichtliche Studiotagebuchvideos auf Youtube besehen, wo die Mitglieder der Band fast euphorisch agieren. Auch das nicht ohne Grund: Nach langjährigem Suchen und Bitten, das nervige Bestreben, ein verlässliches Label zu finden, nach zwei reinen Black-Metal-Scheiben, denen zwei ausdifferenziertere und packende Alben nachfolgten, hatte die kanadische Band mit Earache Records einen Hafen gefunden. Die hatten das Potential der Band endlich erkannt, meiner Nase nach roch es gar auch nach nachträglicher Wiederveröffentlichung der älteren Voralben.
Denn die hatten auch schon das Potential des David Gold offenbart, grandiose Songs zwischen Aggression und Melancholie zu schreiben. Ob im Black-Metal-Status oder durchtriebener vom Doom, vom Dark Rock oder New Wave-Gothic.
Aber das ist jetzt vorbei. 'Finalty' legt einem bei diesem Gedanken Tränen auf die Gesichtshaare.
Da gibt es aber nun noch dieses aktuelle Album "Woods 5: Grey Skies & Electric Light". Frischestes Posthum. Sozusagen. Oder auch Nachlass mit einer Erinnerung, die noch nicht einmal getrocknet ist. Warum zum Beispiel auch "Kiss My Ashes"? Ist das Thema "Abschied" bei Gold ständig so präsent gewesen, oder ist das etwa eine dieser sich "selbst erfüllenden Prophezeihungen"? 'Death Is Not An Exit' ist da ein weiteres seltsames Beispiel für eine Aneinanderreihung von Zusammenhängen, die mann und frau sehenkönntenwollten oder eben nicht.
Hören wir, was ist: Eine Stimmung, die sich zutiefst dunkelmalerisch und anschmiegsam aufschichtet, vielschichtige Arrangements, die zum Beispiel deutlich den Black-Metal-Hintergrund der Kanadier betonen (wie in 'Adora Vivos'), choraler Einzel-Gesang, der die erträgliche (Grusel)grenze streift, sich abwechselnde Gitarreneinsätze quer durch die Metalgeschichte, frischwiesene Geigen- Klarinetten- und Pianoklänge, die weich durch die grauen Lieder streichen und die schönen Versuche, die irdenen Strukturen eines normalen Rocksongs durch Melodiesprünge durchzubrechen.
Insgesamt ein Album, was als Einheit funktioniert, eine Darbietung, die schon dadurch fesselt, weil sie die Lücke, die Pete Steele hinterlassen hat, zu schließen in der Lage wäre. Berührende und tief berührbare Musik. Das brauchen wir.
Wenn sie doch nur wahrgenommen werden würde, diese Versuchung! Dieser Versuch, der nun leider auf halbem Wege stecken bleiben wird. Eine wunderbare Sammlung, deren Musik als Endpunkt in einer vielversprechenden Entwicklung stehen bleibt. Tragisch, sehr traurig! Und noch einmal: ich werde das Gefühl nicht los, dass David Gold damit einen Plan verfolgte. Der halbe Punkt fehlt, weil ich ihn nicht mehr fragen kann.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben
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