WOVENWAR - Honor Is Dead
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2016
Mehr über Wovenwar
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 21.10.2016
- Confession
- Censorship
- Honor Is Dead
- Lines In The Sand
- World On Fire
- Compass
- Stones Thrown
- Cascade
- Silhouette
- Bloodletter
- 130
So geht Modern Metal!
"Honor Is Dead" ist das richtige Album zur richtigen Zeit. Für WOVENWAR, weil die Band nach ihrem Debüt vielen Interessierten immer noch als AS I LAY DYING light galt, und die fünf Amis der Welt gewissermaßen beweisen mussten, dass sie mehr sind als die softe Fortsetzung der 2013 abrupt gestoppten Modern-Death-Ikone. Und für die zeitgenössische Metalszene, die seit Jahren in einer Flut immer gleich klingender Metalcore-Veröffentlichungen ertrinkt. "Honor Is Dead" räumt in doppelter Hinsicht auf.
Dass Shane Blay & Co. gute Songs schreiben können, stand schon nach dem selbstbetitelten Banddebüt außer Frage. Doch da die potentielle Anhängerschaft naturgegeben vor allem aus AS I LAY DYING-Fans bestand, war auch deren Enttäuschung über die deutlich massentauglichere Gangart von WOVENWAR unvermeidbar. Immerhin erkannten zahlreiche Metalheads an, dass diese neue Band eigene Wege gehen wollte und sollte - entscheidend für den Erfolg von WOVENWAR war jedoch die Frage, ob man mit Album Nr.2 eine markantere Duftmarke würde setzen können. Und dieses Unterfangen ist mit "Honor Is Dead" eindeutig gelungen.
Der Unterschied zum Vorgänger ist frappierend: Die Herren legen gleich mehrere Schippen an Härte drauf. Bereits der knallige Opener 'Confession' klingt mit seinen harschen Screams brutaler, als man es von WOVENWAR nach dem Debütalbum erwartet hätte. Während auf "Wovenwar" durchweg clean gesungen wurde, steigt der Anteil an gutturaler Vokalarbeit auf "Honor Is Dead" gefühlt auf 40-50%. Von OH, SLEEPER wissen wir, dass Shane Blay auch schreien kann, daher wirkt die neue Vorgehensweise auch mitnichten aufgesetzt. Aber auch die Riffs der Stahlsaiterfraktion Nick Hipa und Phil Sgrosso sind wieder thrashiger, sägender, schärfer, ganz so wie auf den letzten AS I LAY DYING-Outputs. Hört euch mal 'World On Fire' oder 'Cascade' an - großes Kino, wie hier gerifft und gerockt wird! Und dazu wie gehabt immer wieder großartige, mitreißende Refrains ('Confession'!), wunderbare Melodien, unbestechliches Drumming, herrliche Gitarrenläufe! Ja, die Herren Mancino, Hipa, Sgrosso und Gilbert sind eine eingespielte Instrumentaleinheit, eine echte Macht, und wir sollten ihnen auf Knien danken, dass sie nach dem tragischen Ende ihrer letzten Band zusammen geblieben sind und die Metalwelt weiterhin mit ihrer Arbeit beglücken.
Über Shane Blays Gesang schieden sich bisweilen die Geister; der Mann kann auf alle Fälle singen, er kann schreien, beides ordentlich und fehlerfrei, im Gegensatz zu anderen Metalsängern vermisse ich bei ihm allerdings immer noch das gewisse markante Etwas. Aber sei's drum. Der Grundton auf "Honor Is Dead" fällt deutlich düsterer und persönlicher aus als beim Vorgänger, und das hat auch mit Blays gestiegenem Einfluss auf das Song- und Textwriting zu tun. Bei 'Confession' legt er schonungslos seinen inneren Kampf mit den Dämonen des Alkoholismus offen, in 'Lines In The Sand' beklagt er weltweit aufkeimende Nationalismus- und Ausgrenzungstendenzen, und bei '130' schreit er seine ganze Wut und Hilflosigkeit angesichts der Terrornacht von Paris in die dunkle Welt. Authentisch, persönlich, mitreißend - was mehr soll Musik bieten?
Wieso aus den elf durchweg überzeugenden Songs am Ende kein gänzlich herausragendes Album wird, ist schwer zu sagen. Vielleicht liegt es an der offenbar etwas mühsamen Produktion des Albums, die sich auf die jeweiligen Wohnsitze der Bandmitglieder verteilte; womöglich auch am abermals sehr glatten Klanggewand, gerade letzteres in meinen Ohren ziemlich ärgerlich, verliert doch Jordan Mancinos an sich sehr dynamisches Drumming im geschliffenen WOVENWAR-Sound viel von seiner Bissigkeit.
Ansonsten gibt es an "Honor Is Dead" nichts auszusetzen. Im Gegensatz zu anderen neumodischen Metal-Kapellen verzichtet man vollständig auf ermüdende Breakdowns, Dauer-Bassbomben-Geballer; die melodischen Elemente sind gefühlvoll und nie anbiedernd schmalzig, und der Metal an sich hält im WOVENWAR-Sound mit mächtigen Knallern wie 'Bloodletter' oder dem groovinge 'Stones Thrown' durchgängig die Fahne hoch. Wem also die inhaltsleere Metalcore-Flut der letzten Jahre noch nicht die Lust an neuartigen Sounds vertrieben hat, sollte sich diese Platte unbedingt zulegen. WOVENWAR zeigt der Modern-Metal-Welt anno 2016, wo's lang geht!
Anspieltipps: Confession, Cascade, Lines In The Sand
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause