WRETCH (INDIANAPOLIS) - Wretch
Mehr über Wretch (Indianapolis)
- Genre:
- Doom
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Bad Omen Records
- Release:
- 26.08.2016
- Running Out Of Days
- Rest In Peace
- Bloodfinger
- Winter
- Icebound
- Grey Cast Morning
- Drown
Abschied und Aufbruch!
WRETCH, so heißt nicht nur eine tolle US-Metal-Band, sondern auch das letzte Album der Indiana-Doomer THE GATES OF SLUMBER. Insofern lag die Namenswahl für Karl Simon, Sänger und Gitarrist der Band nahe, als er sich nach dem Ende der Schlafpforten ein neues Betätigungsfeld suchte. Dass es dann doch noch gut drei Jahre dauerte, bis nun das selbstbetitelte Debütalbum in den Läden steht, ist sicher auch der harten Zeit geschuldet, die Karl seit dem Ende seiner alten Band hatte. So starb unter anderem sein langjähriger TGOS-Gefährte Jason McCash und just vor ein paar Wochen auch noch sein Gefährte und TGOS- und WRETCH-Drummer J. Clyde Paradis. So ist "Wretch" ein Album geworden, das zu gleichem Maße Abschied von der Vergangenheit, von Weggefährten und Schicksalsschlägen ist, wie auch Aufbruch in eine neue, hoffentlich bessere Zukunft.
Da das Genre aber nach wie vor Doom Metal ist, fällt der Optimismus eher spärlich aus, es ist eher der stoische Wille, alles zu ertragen, was die Welt einem entgegenstellen kann. Diese Ambivalenz meistert Karl mit der Klasse und Würde, die man von THE GATES OF SLUMBER kennt, auch wenn er bei WRETCH teils etwas mehr Psychedelik in den Sound lässt, etwas mehr Freiraum für Variation und Improvisation. Vielleicht sind dies ja die psositiven Einflüsse, der Aufbruch, von dem ich oben schrieb.
Doch zunächst will Abschied genommen werden von Jason, dem das Instrumental 'Bloodfinger' gewidmet ist, dessen Tod aber auch in 'Running Out Of Days' und 'Rest In Peace' stets präsent ist. Die alte Epik kehrt in 'Icebound' zurück und mit 'Winter' hat sich das Trio einen selten gespielten Klassiker von JUDAS PRIEST vorgenommen, der hier gekonnt verdoomt wird. Eine geradezu folkige Melancholie bietet dann das zweite Instrumental 'Grey Cast Morning' mit seinen ruhigen und akustischen Gitarren, bevor mit 'Drown' nochmal der schwere Doomhammer geschwungen wird.
Zu jeder Sekunde erkennt man Karls Handschrift in den Riffs und seine unverkennbare, schmerzerfüllte Stimme und dennoch ist auch zu jeder Sekunde klar, dass wir es hier mit einer neuen, einer anderen Band zu tun haben und nicht nur mit der Hälfte von THE GATES OF SLUMBER. Fans von ehrlichem, aufrechtem und trocken produziertem Doom mit gelegentlicher Psychedelik kommen an diesem Album nicht vorbei und haben vermutlich, so wie ich, schon lange auf seine Veröffentlichung gewartet. Wohlan, sie ist alles andere als eine Enttäuschung, sie ist ein deutliches Zeichen geworden, dass Karl Simon zurück ist und sich vom Leben nicht niederringen lässt. Da verschmerzt man auch die extrem kurze Spielzeit und ich hoffe auf baldige Livekonzerte in Deutschland.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst