XMH - State Of Mind
Mehr über XMH
- Genre:
- EBM / Dark Electro
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Danse Macabre (ALIVE)
- Release:
- 14.05.2010
- Dictate
- WasteD
- State Of Mind
- Truth
- Komasaufen
- Neon Venus
- Cryogenic Fire
- Abuse
- 10 Miles Away
- Tears In Rain
- Neon Venus (Jesus On Extacy)
- State Of Mind (Implant)
- Cryogenic Fire (Xotox)
- WasteD (Videoclip)
Harter und sehr tanzbarer Sound, der zum größten Teil nur altbekanntes aufwärmt.
Es ist Samstagabend. In den einschlägigen Clubs wird langsam die Musik hochgefahren und eine Hand voll männlicher Besucher rüstet sich zum Sturm auf die Tanzfläche. Wo man früher "einfach nur so" hinging um zu tanzen, braucht es heute mehr. Noch schnell die Batterien in die Gesichtsmaske eingelegt und die Lichter angeknipst, die Knicklichter an diversen Körperteilen aktiviert und schon kann es losgehen. In Fachkreisen wird das wohl "abcybern" genannt - habe ich mir sagen lassen. Und während andere Tanzwütige mit dem Anblick von nackten und verschwitzten Oberkörpern fertig werden müssen, tanzen die selbst ernannten Helden bis der Arzt kommt. Doch warum erzähle ich das euch eigentlich? Weil XMH wunderbar für dieses Szenario die Musik abliefern. Zudem sind sie auch noch einer der hoffnungsvollen und heißesten Newcomer aus den Niederlanden. Das riecht nach Revolte auf dem Electro-Musik-Markt!
Na gut, mit Revolte hat das nicht viel zu tun, denn mit dem Opener 'Dictate, gibt es eher den typischen Vier-Viertel Electro-Sound auf die Ohren. Der haut zwar ganz schön auf den Putz mit seinen verzerrten, männlichen Vocals, doch er passt locker in die Kategorie "tausend mal gehört". Und wenn man die nachfolgenden Songs 'WasteD' oder 'Truth' hört, bemerkt man das Dilemma. Die Songs besitzen eine tolle Härte, sind tanzbar und machen auch Spaß, doch sie typischer Genre-Durchschnitt. Da nützen auch die Sprachsamples wenig. Ab und an ist im Hintergrund der Gesang von Keyboarderin Isa auszumachen. Deren Einsatz ist definitiv ausbaufähig.
'Komasaufen' kann man verstehen - muss man aber nicht. Die Samples verraten, dass es um den Berliner Schüler geht, der nach 45 Tequila ins Koma fiel und verstarb. Da wirkt es makaber, dass der Promozettel diesen Titel als "die Sommerhymne der selbstzerstörerischen Cyberjugend" feiert. Will das Trio nun zum Nachdenken anregen, oder den Vollrausch verherrlichen? Wohl eher letzteres, denn unter den gegeben Umständen wird das wohl eher die Feierhymne und wirklich authentisch für einen erhobenen Zeigefinger wirkt das nicht. Schließlich macht ONKEL TOM ja auch keine Werbung für alkoholfreies Bier…
Mit 'Neon Venus' naht der erste Lichtblick. Musikalisch ist der ruhigere Track zwar auch kein Überflieger, doch nun sind die verzerrten Vocals von Isa im Vordergrund und mit dem gemäßigten Tempo ist der Song ein kleiner Ruhepol. In ähnlicher Weise, nur mit technoiden Klängen der Neunziger, geht es bei 'Cryogenic Fire' weiter. Das klingt komischerweise besser als das 0815-Geholze am Anfang. Okay, der alteingesessene Techno-Fan kann dem auch nur ein müdes Lächeln abringen, doch die toll ausgeklügelte Mischung macht das Teil richtig interessant.
Danach geht es mit 'Abuse' und '10 Miles Away' wieder in das altbekannte Soundchema, ohne das auch nur ein Hauch dieser Songs im Gedächtnis hängenbleibt. Mit dem regulären letzten Stück 'Tears in Rain' kann die Band noch einmal punkten. Es ist ein ordentlich arrangierter, ruhiger Instrumental-Track, der trotzt seines gediegenen Tempos nie langweilig wird. Die verwendeten Sprachsamples am Ende sind völlig unnötig und machen die vorhandene Stimmung kaputt. Da ist es auch egal, ob sie aus dem Film "Blade Runner" stammen. Gebraucht werden sie nicht.
Im Anschluss servieren die Niederländer noch drei Remixe und ein Video zu 'WasteD". Die Interpretationen der drei Songs sind abwechslungsreich geworden, das was man über die Albumlänge hin etwas vermisst hat. Die Szenen im Videoclip sind größtenteils in einem leer stehenden Fabrikgebäude gedreht wurden. Sänger Benjamin ist auch noch ein toller Schauspieler und wenn er so durch die Gänge jagt, erinnert das an THE PRODIGY. Jedenfalls ist das Video spannender als der Song dazu.
Für die Tanzfläche ist die Scheibe besser geeignet, als für Zuhause. Es fehlt einfach an Abwechslung und interessanten Momenten, die einen überraschen könnten. So ist der überwiegende Teil des Materials nur Durchschnitt und lebt für den Moment. Jedoch sollte es der Anspruch des Trios sein, nicht nur Musik für den Augenblick anzubieten, die in der Form schon viele andere vor ihnen gemacht haben, sondern sich vielmehr auf ihre Stärken zu konzentrieren, damit sie von der Masse auch wahr und ernst genommen werden.
Anspieltipps: State Of Mind, Neon Venus, Cryogenic Fire
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Swen Reuter