04.12.2011 | 15:09
Modern Rock mit Eiern!
Würden PARADISE LOST auf modernen Heavy Rock umsatteln, könnte man sich gut vorstellen, dass das Resultat mit dem vergleichbar wäre, was die Iren von XEROSUN auf ihrem Debütalbum "Absence Of Light" produziert haben. Das Quartett aus Dublin hat ein ziemlich dynamisches Gebräu aus druckvollen Gitarren, melodischen Refrains, leidenschaftlichen Vocals und einprägsamen Arrangements verzapft, das zwar unterm Strich ein wenig an der fehlenden Abwechslung leidet, Song für Song betrachtet jedoch definitiv das Potenzial zum Dauerbrenner hat.
Die Band jedoch Genre-intern zu stark einzuschränken, würde dem oftmals grenzüberschreitenden kompositorischen Verhalten der vier Insulaner jedoch nicht zwingend gerecht werden. Erinnert die Band anfangs noch an eine zeitgemäße, straightere Fassung von RAGE, gepaart mit den Einflüssen der eben angesprochenen britischen Gothic-Metal-Legende, offenbaren sich im weiteren Verlauf Einflüsse aus der amerikanischen Mainstream-Rock-Szene, die jedoch angenehmerweise nur so dezent ausgelebt werden, dass sich das Material nicht als Eintagsfliege verbraucht. Nummern wie 'Cut Me Down' und 'Broken' könnten unterm Strich natürlich explosiver sein, doch die Durchschlagskraft sowie die Konzentration auf die wirklich wesentlichen Inhalte kommen der Band hier nicht minder zugute, als dies in den späteren Kompositionen der Fall sein wird. Und spätestens mit dem deftigen 'Transparent Fantasy' und dem melodischen 'All For Nothing' haben XEROSUN insofern die Kurve bekommen, dass sie imstande sind, Hits zu schreiben, ohne sie direkt als Massenware verkaufen zu müssen.
Richtig stark wird "Absence Of Light" schließlich in der Schlussphase, wo mit 'Driving Me', 'Silent Call' und 'Falling' drei echte Granaten warten, die zwar gar nicht so sehr vom modernen Rock/Metal-Gemisch der vorangegangenen Tracks abweichen, jedoch in Sachen Hooklines noch ein ganzes Pfund mehr herausschlagen. Und mit dem harmonischen 'Heartfalls' steht auf der Ziellinie noch ein Song, der emotional und mit einer Menge Herzblut summiert, welche annehmbaren Trademarks im Sound der irischen band verankert sind.
"Absence Of Light" mag nicht sonderlich spektakulär oder aufregend sein - aber dieses vermeintliche Manko gleicht die Band mit ordentlichem Songwriting, wuchtigem Sound und toller Performance spielerisch wieder aus. Fans der genannten Bands, am besten in der angesprochenen Kombination, müssen daher auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Oder direkt zwei!
Anspieltipps: Transparent Fantasy, Falling, Silent Call
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes