[AEM-X] - Grenzfläche
Mehr über [aem-x]
- Genre:
- Crossover
- Release:
- 24.06.2005
- Meine Rettung
- Kleines Lamm
- Will You Be There
- Oberflächlichkeit
- Du kotzt mich an
- Not Like You
- Beyaz
- Nichts ist für immer
- Zeit
Aem … ja, was soll man dazu sagen? Stuttgart, Hochburg depressiver dunkler Rockmusik, spuckt zur Abwechslung eine Band aus, die ein Genre vertritt, deren populärste Band gerade ihre Abschiedtournee gibt. Gemeint ist SUCH A SURGE und hier ist die Rede von AEM-X. Ein Blick auf die Trackliste verrät zumeist deutsche Liedtitel. Ein weiterer Blick in den Infobrief bescheinigt nicht nur deutsche, sondern außerdem englische und türkische Texte.
Offensichtlich hat sich diese Band viel vorgenommen. Beim ersten Lied dann jedoch, so leid es mir tut - Ernüchterung! Instrumental präsentiert man sich durchaus solide bis gut. Textlich und gesanglich jedoch schwer ausbaufähig. Bei den Crossover-Klängen werden so einige Erinnerungen daran wach, wie populär dieses Genre noch zur Jahrtausendwende war. Umso überraschender war das schnelle Aussterben ihrer stärksten Vertreter in der Folgezeit.
AEM-X haben sicherlich Potenzial, jedoch haben sie sich ein extrem schwieriges Terrain für ihre Musik ausgesucht. Größtenteils sind die Lieder auf Deutsch, was entweder alles rausreißt oder aber den Peinlichkeitsfaktor nach oben drückt. Für AEM-X gilt größtenteils zweitens. Schlimmer als nicht böse klingen ist böse klingen zu wollen, und diesen Eindruck hat man bei der Band einfach. Auch bilden Gesang und Instrumente zu wenig eine Einheit. Die Brechstangen-Vocals bleiben irgendwo zwischen dem bitteren Geschmack nach BÖHSE ONKELZ und Wehmütigkeit nach SUCH A SURGE auf der Strecke.
Das angekündigte tri-linguale Stimmfestival hält sich auch in Grenzen. Es kommen nur maximal zwei Sprachen pro Lied zum tragen, wenn überhaupt. Nach dem Opener 'Meine Rettung' und 'Kleines Lamm' entspannt sich die Lage ein wenig, denn auf englischer Sprachebene macht die Band mit 'Will You Be There' eine weitaus bessere Figur, auch wenn sie textlich Durchschnitt bleibt. Von da an befindet man sich als Hörer in einen Wechselbad der Gefühle, das eine zwiespältige Meinung kreiert. Einzige Konstante im Konzept des Albums ist die durchweg gute instrumentale Leistung, die das Genre Crossover stolz vertreten kann. Hin und wieder wird dabei sogar eine sehr dumpfe Doublebass eingesetzt.
Der erste (und einzige) Song auf Türkisch 'Beyaz' kann leider auch keine Kohlen aus dem Feuer ziehen, stürzt aber auch keine Brücken ein.
Hoffnungsvollstes Stück des Albums ist eindeutig 'Nichts ist für immer'. Bei diesem Lied scheint es endlich gelungen, die schmale Lücke zwischen den bereits erwähnten Bandgrößen zu finden. Die Stimme von Sänger Ralf findet Dosierung und erscheint erstmals angenehm, auch im Einklang mit dem Lauf des Liedes.
Alles in allem meiner Meinung nach eher Rohkost für resignierte SURGE-Fans.
Anspieltipps: Nichts ist für immer
- Redakteur:
- Michael Langlotz