VON TILL, STEVE - A Life Unto Itself
Mehr über von Till, Steve
- Genre:
- Akustik / Experimental / Folk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Neurot Recordings / Cargo
- Release:
- 15.05.2015
- In Your Wings
- A Life Unto Itself
- A Language Of Blood
- Night Of The Moon
- Birch Bark Box
- Chasing Ghosts
- Known But Not Named
Ein lang ersehntes Lebenszeichen des NEUROSIS-Masterminds
Steve von Till hat sich lange davon verabschiedet, den Mechanismen des Business treuherzig nachzukommen. Mit seinen beiden Bands HARVESTMAN und natürlich NEUROSIS ist er nur noch phasenweise wirklich präsent, die Veröffentlichungsrhythmen folgen keiner nachhaltigen Konsequenz mehr. Und auch die letzte Soloscheibe hat schon sieben Jahre auf dem Buckel, in denen der Mastermind natürlich immer wieder neue Anstöße gegeben hat, die aber irgendwann auch forderten, dass "A Grave Is A Grim Horse" endlich fortgesetzt wird. Mit "A Life Unto Itself" kehrt von Till nun als Solokünstler zurück und beeindruckt einmal mehr mit durchweg akustischen Klängen und einer kompositorischen Gelassenheit und Ruhe, die man seinen anderen Combos eigentlich nicht zuschreiben würde. Von Till hat einen Kompromiss im absoluten Kontrast gefunden und durchleuchtet die Stille introvertierter Klänge aufs Neue - und das mit einer unvergleichlichen, wirklich bewundernswerten Intensität.
Mit dem Opener des neuen Albums schickt die Noise-Legende erst einmal den zugänglichsten Track ins Rennen. Erinnerungen an die balladesken Momente von "The Crimson Idol" werden wach, zumal der Sänger und Songschreiber manchmal tatsächlich so klingt, wie Mr. Lawless in seinen etwas emotionaleren Momenten. Doch der Vergleich hinkt auf lange Sicht natürlich, weil die musikalische Ausrichtung von "A Life Unto Itself" eine komplett andere ist. Die Scheibe zehrt vorrangig von ihrer ruhigen Ausstrahlung und den wispernden Vocals des Frontmanns. Flehend, aber doch nicht gequält, harmonisch, aber letztendlich doch so melancholisch - so eindringlich und eigentlich auch eindeutig von Till das Songwriting formuliert, so unterschiedlich sind hier doch die Pole, die im epischen Kosmos des Albums aufeinandertreffen. Es sind stille Melodien, die manchmal vielleicht etwas einspurig erscheinen mögen, deren Effekt aber einfach nur wunderbar ist, und in denen man sich auch langfristig immer wieder verlieren kann. 'Night Of The Moon' und 'Known But Not Named' prägen die Platte diesbezüglich am deutlichsten, stehen als Highlights unter einer Summe erstklassiger, monumentaler Songs und bringen STEVE VON TILL umgehend zurück auf die Karte der meist unterschätzten Künstler unserer zeit. Was für ein tolles Album!
Anspieltipps: A Life Unto Itself, Night Of The Moon, Known But Not Named
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes