12 Days of Terror
- Regie:
- Jack Sholder
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Südafrika / USA
1 Review(s)
10.07.2006 | 20:53Und der Haifisch, der hat Zähne …
New Jersey im Juli 1916: Während in Europa der Erste Weltkrieg tobt, sehen sich die Einwohner einer amerikanischen Küstenstadt einer ganz anderen Gefahr ausgesetzt. Im Meer lauert der Tod. Zwölf Tage wütet ein Hai vor der Küste, bevor ein alter Seebär losgeschickt wird, ihn zu erlegen. Die auf Tatsachen basierende Geschichte inspirierte Peter Benchley zu seinem von Spielberg verfilmten Roman "Der weiße Hai" ("Jaws"). (abgewandelte Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: 12 Days of Terror (Südafrika / USA 2004)
Dt. Vertrieb: e-m-s (Verleih: 01.06.06; Verkauf: 17.08.06)
FSK: ab 16
Länge: ca. 86 Min.
Regisseur: Jack Sholder
Drehbuch: Jeffrey Reiner & Tommy Lee Wallace nach dem Buch von Richard G. Fernicola
Musik: J. Peter Robinson
Darsteller: John Rhys-Davis ("Gimli"), Mark Dexter ("From Hell"), Jenna Harrison u. a.
Handlung
Alex (Dexter) ist ein Rettungsschwimmer und Strandwächter an der Küste von New Jersey. Er mag schon ein wenig alt für die Olympiade sein und sein Freund Stan Fisher, der Schneider, hält ihn vielleicht für einen Loser, aber Alex ist voll in Ordnung. Das zeigt sich spätestens am 1. Juli 1916, als der von New Yorkern gute bevölkerte Strand plötzlich Schauplatz eines Unglücks wird.
Charles Vansant, übermütiger Spross einer betuchten Familie, stürzt sich in die kühlenden Fluten, obwohl Alex ihn vor der Strömung warnt. Von Haiattacken hat man hier noch nie gehört. Die Viecher kommen nicht so weit nach Norden. Diesmal hat sich ein Großer Weißer Hai – ein junges Tier – nach Norden verirrt und sucht was zum Beißen. Charles Vansants Beine sehen fast wie die einer Robbe aus … ein Biss, ein Haps, schon ist das Bein ab. Weil keiner sein Bein abbindet, während die Rettungsschwimmer ihn ins nahe Hotel tragen, verliert Charles viel Blut. Der Arzt hat nur noch wenig zu tun. Wenige Tage später trägt man Charles zu Grabe.
Die Sache hat natürlich ein Nachspiel, aber nicht so, wie Alex erwartet. Bei der Untersuchung macht er eine Aussage, die weder seinem Boss noch dem Fischfangbeauftragten Meehan gefällt: Er sagt aus, es handle sich um einen Haiangriff. Doch nicht die Haiattacke, sondern Alex’ Aussage sei ganz schön geschäftsschädigend, finden die beiden Herrschaften. Daraufhin muss Alex zugeben, dass er das Tier nicht gesehen habe. Es müsse wohl ein Torpedo von einem deutschen U-Boot gewesen sein, der Charles Vansant su zugerichtet habe … In der Folge passiert nichts, um die Badegäste zu warnen.
Wenigstens sein Freund Cap (für "Captain") gibt ihm Recht (John Rhys-Davies). Zufrieden radelt Alex heim ins traute Matawan, wo alles seinen gewohnten Gang geht. Auch der Bürgermeister will lieber erst die "Experten" fragen, bevor er überstürzte Maßnahmen ergreift. Auch Präsident Woodrow Wilson huldigt dieser Haltung, als er zu den Bürgern spricht: Amerika müsse sich aus dem Krieg in Europa heraushalten. Es werde schon alles gut gehen. Alex ist nicht überzeugt. Allerdings hat er kein Mädel daheim, das ihn beruhigen könnte. Seine frühere Freundin Louise ist jetzt die Verlobte von Stan Fisher …
Leider weiß der weiße Hai nichts von Präsident Wilsons Nichteinmischungspolitik. Er greift trotzdem an. Diesmal erwischt es den Rettungsschwimmer Danny, der beide Beine verliert und den Löffel abgibt. Alex ist von seinem Boss angewidert und kündigt. Doch diesmal reagieren die New Yorker Zeitungen heftig: Hartnäckig befragen sie die "Experten" des Naturkundemuseums. Diese setzen eine Belohnung für die Ergreifung, pardon – die Tötung des Monsters aus: stattliche 100 Dollar. Diverse Glücksritter fallen über die New Jersey Küste her, um sich das hübsche Sümmchen zu verdienen. Darunter ist auch Michael Schleisser, ein Tierbändiger.
Da die Strände nun von Antihaizäunen geschützt werden – Alex hilft bei der Errichtung –, sucht sich das hungrige Meeresmonster einen anderen Weg zur Beute. Es schwimmt den Kanal hinauf, und nur vier Meilen landeinwärts liegt das nichts ahnende Matawan. Da der 12. Juli ein megaheißer Tag ist, suchen viele Kinder Abkühlung in den Wassern des Kanals. Doch dort lauert eine unerwartete Gefahr.
Der Captain hat den Hai bemerkt und versucht nun, die Bevölkerung zu warnen. Weil er aber als Säufer bekannt ist, glaubt ihm keiner – außer Alex, versteht sich. Werden sie noch rechtzeitig kommen? Auch Stan Fisher und seine Freunde eilen herbei – sie haben die Schreie vom Kanal gehört. Dort färbt sich das Wasser bereits rot von Blut …
Mein Eindruck
"12 Days of Terror" ist trotz seines blutrünstigen Titels ein sorgfältig inszeniertes Stück Historie, das genau in den geschichtlichen Hintergrund eingepasst wurde. Im Prolog ist dies beispielhaft durchgeführt. Nachdem historisch anmutende Filmaufnahmen den Weltkrieg und die Versenkung eines Schiffes durch ein deutsches U-Boot mit badenden Sommergästen an der idyllischen Küste von New Jersey kontrastiert haben, verwandelt sich das angestaubte Sepiabraun in die bekannte Vierfarbpalette eines modernen Films. Das nenn' ich mal ’ne Zeitmaschine.
Wir haben es also mit einer Art Dokufiction zu tun, sollte man meinen. Doch der Eindruck täuscht. Es gibt zu den erzählten Ereignissen bereits einen recht guten Doku-Roman von dem Amerikaner Michael Capuzzo ("Der Hai"). Ein Vergleich zwischen Buch und Film zeigt allerdings erhebliche Unterschiede auf. Wo sich Capuzzo auf den Tod von Charles Vansant, einem regelrechten Prinzen der Ostküstenaristokratie konzentriert, da entwickelt der Film erstens einen anderen Schwerpunkt (nämlich Alex) und zweitens eine vollständige Dramaturgie. Diese erweist sich als tragfähig und wirkungsvoll, so dass man dem Geschehen mit Spannung folgt.
Die Kamera folgt stets den Handlungen von Alex (Mark Dexter), dem Rettungsschwimmer, und fügt ihn in ein glaubwürdiges soziales Umfeld ein. Der Tom-Cruise-Typ, der aussieht wie Christopher Reeves in "Superman", ist allerdings kein Freund von des Gedankens Blässe, sondern ein Mann der Tat. Bestätigung und Beschäftigung bekommt er von dem alten Seebären, den John Rhys-Davies verschmitzt und durchtrieben spielt. Rhys-Davies ist keineswegs der Zwerg, den er im "Herr der Ringe" gespielt hat, sondern stattliche 1,85 m groß. Folglich hat er als "Cap" kein Problem, mal einen Hai an die Angel zu kriegen und an Bord zu holen – mit reichlich Seemannsgarn für die sensationshungrigen Pressefritzen.
Bevor Alex jedoch mit Cap in See sticht, um den Räuber der Meere, der Matawan in Angst und Schrecken versetzt und mehrere Opfer gefordert hat, zu erlegen – da erkundigt er sich erst einmal bei Dr. Nichols, dem Fischkundler, womit er es eigentlich zu tun hat. Ein kluger Schachzug. Der Doc, der aus New York City angereist ist, gibt ihm erst einmal Bescheid, was ein Großer Weißer Hai ist und isst. Hier verbindet das Drehbuch Handlung mit Information, aber auf engstem Raum, so dass es nicht langweilig wird. Danach versucht Alex, Hilfe von Michael Schleisser, dem Tierbändiger, zu organisieren. Der weist ihn ab, um den Hai und die Belohnung selbst einzufangen.
Es kommt zu einem ebenso komischen wie blutigen Finale auf hoher See, über das ich nichts weiter verraten darf. Aber wieder einmal stellt Alex unter Beweis, welchen Mumm er hat. Leider endet die Jagd ein wenig abrupt. Die Inszenierung ist kein Freund weitschweifiger Actionszenen à la Spielberg. Der Epilog fasst die Ergebnisse zusammen. Und Alex fragt Dr. Nichols, ob er bei ihm Fische studieren könne. Null problemo! Ein Ende und ein Anfang. Und wer weiß: Vielleicht klappt es ja jetzt mit Louise, nun, da ihr Verlobter in die Ewigen Jagdgründe eingegangen ist.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (Widescreen, anamorph)
Tonformate: D in DD 5.1, Englisch in DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D (OmU)
Extras:
- Trailer
- Bio- und Filmografien über Jack Sholder und John Rhys-Davies
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes ist ausgezeichnet, ebenso akzeptabel ist der Ton in DD 5.1. Die Szenen zeigen einen Hai, der teils als Modell, teils als CGI realisiert wurde. Er sieht einigermaßen glaubwürdig aus, jedenfalls glaubwürdiger als "Bruce", das Haimodell, das Spielberg konstruieren ließ. Die Mengen an Blut, die bei den Attacken freigesetzt werden, halten sich in Grenzen, doch die Verletzungen werden ungeniert gezeigt. Das könnte etwas auf den Magen schlagen.
Die deutschen Untertitel hinterlassen einen seltsamen Eindruck. Sie sind nämlich erstens generell nicht vorhanden. Und zweitens tauchen sie nur auf, wenn eine Originalszene nur in Englisch vorliegt. Der Verdacht liegt nahe, es nur mit einer restaurierten Fassung zu tun zu haben. Der entsprechende Hinweis findet sich auf der Rückseite der DVD-Box. Die wieder eingefügten, aber unsynchronisierten Szenen sind aber wider Erwarten nicht erfüllt von Blut und Gewalt (Sex kommt eh nicht vor), sondern von Banalitäten. Man hätte sie auch weglassen können.
Neben der Werbung in Form eines reißerischen Trailers (2 Min.) und einer Trailershow bietet die Sektion "Specials" biografische und filmografische Angaben zu Regisseur Jack Sholder (*1945, USA) und John Rhys-Davies (*1944, GB). Die Infos sind auf dem neuesten Stand und charakterisieren die beiden Männer als wahre Säulen ihrer Zunft – was sonst?
Unterm Strich
Ein spannender Monster-Thriller mit viel Zeitkolorit, so könnte man den Film kurz charakterisieren. Wäre er nicht erst ab 16 Jahren freigegeben, so würde er sich gut als Sonntagnachmittagsstreifen eignen. Doch für den Abend nach 22 Uhr ist er wenig geeignet, denn er bietet null Sex und nur sehr begrenzt auch Action.
Dennoch sollte man dem Fox-TV-Film zugute halten, dass er sein Sujet nicht verrät, sondern es eisern gegen Ausbeutungsversuche hinsichtlich Splatter, Sex oder Action schützt. Letztlich bekommt der Zuschauer somit ein unterhaltsam dargebotenes Stück Kulturgeschichte mit viel human touch zu sehen.
Wer den Hai mit dem Weltkrieg gleichsetzen möchte, kann dies tun, aber der Vergleich hält nur begrenzt stand. Ich fand die Rede des Präsidenten Wilson jedoch sehr ironisch im Lichte des 1917 folgenden Kriegseintritts der USA (nach der Versenkung der "Lusitania"). Offenbar wurde der Öffentlichkeit doch irgendwie bewusst, dass eine "splendid isolation" weltfremd sei. Und der Haiangriff vom Juli 1916 könnte zu dieser Bewusstwerdung beigetragen haben. Das würde Alex jedenfalls sofort unterschreiben.
Die DVD-Box ist reißerisch aufgemacht und führt den Interessenten in die Irre. Die Bild- und Tonqualität ist mehr als zufrieden stellend, das Bonusmaterial allerdings nicht.
- Redakteur:
- Michael Matzer