6 Millionen Dollar Mann, Der (Season 1)
- Regie:
- Dick Moder, Cliff Bole, Phil Bondelli
- Jahr:
- 1974
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Six Million Dollar Man, The
1 Review(s)
12.01.2011 | 16:00Es gelingt eigentlich nur wenigen Darstellern, gleich zweifach in der TV-Medienlandschaft zwei Charaktere zu übernehmen, die auch nachhaltig mit ihrer Person verknüpft sind. Dirk Benedict gelang das bei "Kampfstern Galactica" und beim "A-Team" und auch David Hasselhoff konnte sich als Michael Knight respektive Mitch Bucchanon eine Doppelrolle gönnen, die jeweils für sich spricht. Ein weiterer Vorreiter dieser Spezies ist zweifelsohne Lee Majors, der mit "Ein Colt für alle Fälle" eine der wichtigsten 80er-Action-Serien produzierte, aber auch in der Rolle des "6 Millionen Dollar Mann" Karriere machte. Nachdem das Pendant, nämlich die "7 Millionen Dollar Frau" bereits vor einiger Zeit endlich zu DVD-Ehren kam, wird nun auch jene, in insgesamt fünf Seasons aufgesplitterte Serie digital aufgelegt - und füllt damit eine weitere Lücke in der Sparte der namhaftesten TV-Serien der mittleren 70er.
Story:
Ein riskanter Testflug hat für den erprobten Astronauten Colonel Steve Austin eklatante Folgen: Das Projekt scheitert und Austin wird lebensgefährlich verletzt. Lediglich mithilfe einer schwierigen, immens teuren Operation gelingt es dem Geheimdienst, das Zugpferd der Raumfahrt-Industrie wiederzubeleben - und das stärker als je zuvor. Das OSI investiert ganze sechs Millionen Dollar, um Beine, Arme und selbst die Augen mit elektromechanischen Mechanismen auszustatten. Die bionische Reproduktion verwandelt den Colonel in eine Mischung aus Mensch und Maschine, die in der Folge zur wichtigsten Waffe der amerikanischen Regierung wird.
Austin ist kräftiger, schneller und einfach besser als der menschliche Prototyp. Doch damit wird der Alltag des Regenerierten schlagartig verändert: Skrupellose Waffenschieber, durchgedrehte Wissenschaftler und entführte Staatsmänner stehen auf Austins Programm. Denn mit seinen übermenschlichen Kräften ist es meistens nur noch ihm überlassen, die Welt vor Schlimmerem zu bewahren...
Persönlicher Eindruck:
Es ist wohl unbestritten, dass Lee Majors niemals die Rolle des Colt Seavers bekommen hätte, wäre ihm nicht jene glückliche Fügung zur Hilfe gekommen, die zu seinem ersten namhaften Engagement im TV führte. Als Colonel Steve Austin wurde Majors nicht nur zum Sinnbild des modernen Actionhelden, sondern gleichzeitig auch zum unverkennbaren Sexsymbol einer ganzen Generation, die im ungestüm und dennoch kontrolliert handelnden Protagonisten eine völlig neue Identifikationssfigur fand - die überdies nicht bloß anhand von Klischees konstruiert wurde. Insofern ist der Wert der Serie in vielerlei Hinsicht sicherlich unschätzbar, selbst wenn sie in der Nostalgiekiste der heutigen Zeit wohl nur noch eine untergeordnete Rolle spielen mag.
Aber sie öffnete nicht nur dem Hauptakteur neue Türen, sondern auch dem seinerzeit noch auf dem Prüfstand stehenden Genre zwischen Science-Fiction und temporeicher Action. Umso weniger verständlich also, dass die DVD-Restaurierung so viele Jahre in Anspruch nahm, in denen sich offenkundig kein Label für die Wiederaufbereitung des Klassikers sorgte. Universum Film haben diesen Schritt nun gewagt und werden in der Folge wohl auch die übrigen vier Staffeln neu veröffentlichen. Ein definitiv notwendiges Ereignis, wie sich nach der Betrachtung der ersten Season bereits klar sagen lässt!
Mit dem Release der ersten Serie kommen allerdings auch einige berechtigte Kritikmomente zum Vorschein, die man in der Nachbetrachtung sicherlich nicht ungeachtet lassen kann. So zum Beispiel bleibt die Frage im Raume, warum man der Ursprungsgeschichte Austin nicht direkt auch den Pilotfilm gegönnt hat, denn dieser ist in der ersten Box nicht enthalten. Zwar steigt die Serie mit einer Doppelfolge recht gemächlich ein und gewährt einem im Laufe der ersten 90 Minuten genügend Zeit, mit den Hauptdarstellern vertraut zu werden, doch das Potenzial, welches man hier wirklich verschenkt hat, wäre rückblickend sicher besser zu nutzen gewesen.
Sei's drum: Der Einstieg ist dennoch prima, da man eigentlich sehr schnell ins kalte Wasser geworfen wird und die Figuren direkt in straighter Action erlebt. Allerdings wird hierbei auch deutlich, dass "Der 6 Millionen Dollar Mann" für eine Reihe dieser Sparte stellenweise relativ brutal ist; Waffengewalt und Schießereien sind an der Tagesordnung, und auch wenn Austin die meisten Probleme mit Unterstützung seiner besonderen Fähigkeiten löst, ist so manche Entwicklung nicht gänzlich jugendfei.
Der Authentizität des Science-Fiction-getränkten Plots tut dies aber wiederum sehr gut, da man niemals der Gefahr unterliegt, die Fiktion zu weit Einfluss nehmen zu lassen, sondern vielmehr die phantastischen Inhalte regelrecht zum Leben erweckt, indem man sie einfach nur passend in die Story integriert. Abgesehen davon, dass die Superkräfte des Protagonisten natürlich fernab jeder Realität stattfinden, erlebt man jedenfalls selten Passagen, die man mit einem bewussten Schmunzeln hinnehmen muss. Und auch das ist eine Qualität, die "Der 6 Millionen Dollar Man" seinem späteren Äquivalent "Die 7 Millionen Dollar Frau" gewissermaßen voraus hat. Denn dies sind die markanten Unterschiede zwischen Original und Kopie!
Mit insgesamt 17 Episoden ist die erste Box schließlich ziemlich prall gefüllt und bietet auf annähernd 600 Minuten reichlich Unterhaltung für Nostalgiker und diejenigen, die gerne die Anfänge einer neuen TV-Nebenlandschaft kennen lernen wollen. Rein inhaltlich kann "Der 6 Millionen Dollar Mann" vielleicht nicht mehr so recht den heutigen Standards gerecht werden, doch sehenswert ist das, was Lee Majors seinerzeit zelebrierte, definitiv schon!
DVD-Aufbereitung:
Leider Gottes ist die Restaurierung des immerhin 35 Jahre alten Materials alles andere als bemerkenswert. Die Bildqualität schwankt gewaltig, fußt aber insgesamt auf einer stark verrauschten Basis, die besonders ausgeprägt ist, wenn die Akteure bei geringerer Beleuchtung aktiv sind. Zumindest wird man wohl nicht behaupten können, dass hier sonderlich viel nachbearbeitet wurde - und das hätte man nach der eigentlich ganz guten Wiedergabe des mehrfach angesprochenen Pendants schon erwarten können.
Beim Ton hingegen muss man sich mit der Mono-Standard-Spur begnügen, wobei hier definitiv keine Kritik angebracht ist. Der Ton ist sauber, wenn auch nicht spektakulär, in Szene gesetzt. Bedauerlich ist ferner, dass man bei der ersten Box auf jedwede Extras verzichtet hat. Nicht mal ein Booklet ist enthalten, geschweige denn Bonusmaterial zur Serie auf den vier Silberlingen. Das hat man sicherlich auch schon besser erlebt - zumal Material vorhanden sein dürfte.
Fazit:
Wie bei vielen Serien aus den frühen 70ern, die mittlerweile Kultstatus erlangt haben, muss man auch bei "Der 6 Millionen Dollar Mann" konstatieren, dass die Diskrepanz aus inhaltlichem Volltreffer und äußerlicher Bescheidenheit voll und ganz zutrifft. Die 17 Episoden haben damals zu Recht eine Ära geprägt und gehören in jede gut sortierte 70's-Sci-Fi-Sammlung. Nichtsdestotrotz ist die bescheidene Aufbereitung ein Faktor, den man bei der Beurteilung nicht vernachlässigen kann und der auch wirklich ärgerlich ist. Aber dennoch: Wer die Serie kennt und liebt, darf sich endlich auf das digitale Debüt freuen!
- Redakteur:
- Björn Backes