A Nightmare on Elm Street
- Regie:
- Bayer, Samuel
- Jahr:
- 2010
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- A Nightmare on Elm Street
1 Review(s)
13.05.2010 | 22:19Mal ehrlich, sprach jemand zumindest hierzulande eigentlich je ausdrücklich von den "Nightmare On Elm Street"-Filmen? Oder war nicht zumindest umgangsprachlich immer von den "Freddy Krüger"-Streifen die Rede? Was natürlich zu aller erst am Dreh und Angelpunkt, der zentralen Hauptfigur lag: Jenem charismatischen Pizza-Gesicht, das seine Opfer in bisher acht Teilen im Schlaf dahin meuchelte. "Bloß nicht einschlafen, oder du stirbst!" heißt es nun auch in der Neuauflage von Wes Cravens Horrorklassiker – nur diesmal ohne Hauptdarsteller Robert Englund. Da fragt sich der Fan der '80er- und '90-er Reihe: Kann das überhaupt gut gehen?
Nun, zumindest versucht Nachfolger Jackie Earle Haley erst gar nicht, seinen Vorgänger zu kopieren. Das fängt bei der Optik an: Freddys Gesicht ist nicht mehr zurecht gestylt, sondern gleicht dem eines echten Brandopfers. Verkümmerte Nase, verquallerte Lippen, leicht asymmetrische Augen. Und geht weiter bei der diabolisch tiefen Stimme: Der entfleucht zwar ab und zu noch ein lockerer Spruch, der dann aber völlig emotionslos und ohne den schwarzen Humor eines Robert Englund dargeboten wird. Freddy Krüger besitzt nun eher die Ausstrahlung eines Jason Voorhees oder Michael Myers.
Die klassischen Accessoires aber sind selbstverständlich geblieben: Filzhut, Ringelpullover und der Messerhandschuh, der in Naheinstellungen oder mit sprühenden Funken immer wieder gut in Szene gesetzt wird. Überhaupt wurde in der Neuauflage mehr auf Effekte geachtet: Angefangen beim düster geschnittenen Vorspann, der an "Saw" oder "Sieben" erinnert. Auch Schockeffekte kommen immer wieder zum Einsatz. Etwa in Szenen, in denen der gute Robert Englund einfach nur cool lächelnd durch's Bild spaziert wäre. Die Story hingegen dürfte insbesondere Kennern der ursprünglich ersten Folge, die zugegebenermaßen noch am wenigsten von Freddys Sprüchen lebte, bekannt vorkommen.
Die Bewohner der Elm Street sind erschüttert, als ein Jugendlicher im Schlaf auf brutale Weise ums Leben kommt. Um den Schock zu verarbeiten, übernachtet Jesse bei seiner Ex-Freundin Kris – nur um kurz darauf neben ihrer Blutüberströmten Leiche aufzuwachen. Als Hauptverdächtiger landet Jesse hinter schwedischen Gardinen, überlebt aber nicht mal die erste Nacht. Nun wollen die introvertierte Nancy und ihr heimlicher Verehrer Quentin herausfinden, was es mit ihren mörderischen Albträumen auf sich hat, durch die immer ein und derselbe, schwarze Mann geistert: Freddy Krüger. Sie wühlen in ihrer Vergangenheit und machen eine erschreckende Entdeckung: Ihre Eltern verheimlichen ihnen seit ihrer Kindheit ein längst verdrängtes Trauma.
Wer noch nie einen Film der "Nightmare"-Oktalogie gesehen hat, sollte umgehend zum Fazit weiter unten springen. Denn Fans der Horrorklassiker kennen natürlich Krügers Vergangenheit: Als sich der Gärtner an den Kindern vergriff, verübten die Eltern Selbstjustiz und verpassten Fred mit Hilfe von Benzin und Feuer sein späteres Narbengesicht. Dass die kurz gelegte Finte, ob er vielleicht unschuldig abgefackelt wurde, nicht aufgeht, kann sich jeder denken. Natürlich ist der durchtriebene Freddy Krüger kein Unschuldslamm. Nebenbei sind auch einige Szenen dem Original nachempfunden: Selbstverfreilich fällt das erste weibliche Opfer wieder aufgeschlitzt von der Decke des Schlafzimmers, werden imaginäre Leichensäcke am Ende des Schulkorridors entlang geschleift und dürfen in der Badewannen-Szene nicht Freddys aus dem Schaum empor steigende Krallen fehlen. Auch die Idee, Mr. Pizza aus seiner Traumwelt ins Diesseits zu ziehen, gab's schon mal. Und ein Verweis am Filmende auf eine mögliche Fortsetzung stellt ein unumgängliches Muss dar.
Fazit: "A Nightmare On Elm Street" ist ein handwerklich solide gemachtes Remake, das im Kielwasser von Teeniesplattern à la "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" oder "Final Destination" durchaus seine Existenzberechtigung hat. Vor allem Neueinsteiger oder Spätgeborene können sich schön gruseln. Fans der bisheringen Wes-Craven-Reihe werden aber eher enttäuscht sein, denn absehen von einigen Effekten gibt es hier nicht allzu viel Neues zu entdecken. Außer einem stark uminterpretierten Freddy Krüger.
- Redakteur:
- Carsten Praeg