Admiral (Blu-ray)
- Regie:
- Andrei Kravchuk
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- Russland
1 Review(s)
06.01.2011 | 21:31Story:
1916, 1. Weltkrieg: Alexander Kolchaks strategischem Geschick ist es zu verdanken, dass eines der wichtigsten Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte im Kampf gegen die deutsche Übermacht nicht sinkt. Seine wachsenden Verdienste werden an oberster Stelle schnell anerkannt, so dass er alsbald zum Kommandanten der gesamten Flotte aufsteigt. Auch auf privater Ebene erlebt Alexander ein anhaltendes Hochgefühl. Ungeachtet seiner ehelichen Verpflichtungen lässt er sich auf eine Affäre mit der gattin seines Offizierskamderaden Sergey ein und findet in der hübschen Anna Timirev eine neue Frau an seiner Seite. Parallel hierzu verdient er die Gunst des Zaren mehr und mehr - biss dieser schließlich von den Aufständen der Bolschewiken in die Knie gezwungen wird und Alexander mit ihm gemeinsam dem gemeinsamen Untergang geweiht ist. Doch Kolchaks Ruf eilt ihm voraus, sodass er im Exil weiterhin an seinem hochrangigen Status anknüpfen kann. Als Befehlshaber der weißen Streitkräfte zieht er erneut in den Krieg gegen die Fraktion der roten Armee. Und stets an seiner Seite: Die junge Anna, die ihm längst die Treue geschworen hat.
Persönlicher Eindruck:
"Admiral" gehört zu den wenigen Produktionen aus dem russischen Raum, die ihren Weg auch über die Grenzen des Kremls hinaus zu gehen gedenken und sich hierbei anschicken, dem westlichen Kino zu beweisen, dass die dortige Filmindustrie um einiges besser ist als ihr bislang nicht gerade sorglich gepflegter Ruf. Dass es schließlich ausgerechnet dieser Streifen ist, hat definitiv mehrere Gründe: Zum einen steht mit Andrei Kravchuk ein namhafter Regisseur hinter dem Projekt, der mit den Vefilmungen der "Wächter..."-Reihe bereits auf sich hat aufmerksam machen können. Andererseits gehört "Admiral" zu den Leinwandgeschichten mit dem höchsten landesinternen Budget, gleichzeig aber auch zu den wirtschaftliche erfolgreichsten Produktionen, die je in Russland vorgeführt wurden. Zwei Jahre nach Kinostart ist "Admiral" nun auch hierzulande zugänglich - doch die Faszination, die das historisch angelehnte Drama auslösen sollte, wird letztendlich nicht im angestrebten Maße errreicht.
"Admiral" beginnt schon reißerisch unspektakulär: Eine brutale Kriegsszenerie eröffnet das Geschehen und offenbart bereits in den ersten 5-10 Minuten, dass Kravchuk wieder schonungslos durchgegriffen hat. Soldaten mit abgetrennten Beinen, Blutlachen noch und nöcher, Explosionen am laufenden Band - hier wird der Bildschirm zum kurzzeitigen Schauplatz des Seekrieges, leider aber mit dem Schwerpunkt auf der abschreckenden Darstellung der beklagenswerten Entwicklungen. Oder kurzum: Es sind Effekte, die den Start beschreiben und sich schließlich als roter Faden durch die wechselnden Standorte der Land- und Seeschlachten ziehen.
In Sachen Handlung gehen sind Fotschritte indes nur marginal spürbar. Viel Geplänkel umschreibt die Liebesgeschichte zwischen Anna und Alexander, und gerade in den Passagen, in denen sich der tatsächliche Content endlich mal verdichtet und der Plot sich nahbarer zeigt, wird das Ganze wieder gegen einen Schauplatz aus Bombardements und Scharmützeln eingetauscht. Das ist auf Dauer insofern ansehnlich, dass die Inszenierung der Kriegsgefechte (vor allem auf hoher See) sehr beachtliche in Szene gesetzt wurden, verblendet aber insgesamt zu sehr den Inhalt und vor allem die historisch sehr frei interpretierte Darstellung des Kriegshelden Aleksandr Vasiliyevich Kolchak, der hier in der Form des selbstgerechten Revoluzzers einfach zu sehr einem Hollywood-Ideal entsprechen soll, welches er zu Lebzeiten allerdings nie sein wollte und konnte.
Hinzu kommt, dass die Charakterzeichnungen in "Admiral" eine eklatante Schwäche sind und die Interaktion derart unterkühlt ist, dass auch der Verweis auf die Heimat des Streifens nicht dazu beitragen kann, Besänftigung einzufordern. Denn klassisch-russisch nutzt nichts bei einem Film, in dem Emotionen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen! Was "Admiral" am Ende doch noch halbwegs ansehnlich macht, ist das wirklich anständige Acting der vielen Nebendarsteller sowie besagte Vorführung der strategischen Kriegsführung, die nicht selten auch mit reichlich Bombast angehoben wird. Die Handlung als solche jedoch bleibt weit hinter ihrem möglichen Potenzial zurück, weil sie sich zu keiner Zeit traut, das eigentliche Drama zu weit in den Vordergrund zu rücken!
Aufarbeitung:
Die audiovisuelle Verpackung des Streifens ist im Gegensatz zum Inhalt wirklich stark. Das Bild des Blu-ray-Silberlings ist gestochen scharf und verfällt selbst in den überladenen Szenen wie etwa des einleitenden Seegefechts nicht in Hektik oder Pixelnöte. Der Sound ist unterdessen sehr angenehm und bietet in den Action-Sequenzen wahrhaftig Kino für die Ohren. In Sachen Raumklang und differenzierte Ausprägung gibt es hier nichts zu meckern. Lediglich beim Bonusmaterial wäre etwas mehr Output wünschenswert gewesen. Der Trailer als einzige Extra-Dreingabe erscheint vor dem historischen Hintergrund des Streifens ein wenig mager.
Fazit:
"Admiral" ist in vielerlei Hinsicht ein banaler Kriegsstreifen mit einer geschichtlich verdrehten Story. Dennoch hat der Film hin und wieder seine Momente, könnte hiervon aber noch wesentlich mehr haben, wenn die Charaktere nicht so distanziert agieren würden und die Story ab und an auch ihrer selbst Herr würde. In Russland war Kravchuks aktuellste Produktion ein echter Kassenschlager. Selbiges ist - zumindest im Hinblick au den qualitativen Maßstab - hierzulande nicht zu erwarten!
- Redakteur:
- Björn Backes