Appleseed
- Regie:
- Shinji Aramaki
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Appurushîdo
2 Review(s)
15.02.2008 | 08:03Einführung:
Regie: Shinji Aramaki
Buch (Comic): Masamune Shirow
Drehbuch: Haruka Handa, Tsutomu Kamishiro
Ich mag gut gemachte Animefilme in Spielfilmlänge. Da die Kritiken für "Appleseed" durchwegs gut bis sehr gut ausfallen, war ich natürlich besonders neugierig auf den Film – auch, weil er ja der erste komplett im Computer entstandene Film Japans dieser Art ist.
Die Handlung:
Wir befinden uns im Jahr 2131, in der Zeit nach einem weiteren Weltkrieg. Die Menschheit hat die Erde mit ihren Kriegen inzwischen völlig umgekrempelt. Die Einzelkämpferin Deunan lebt in den Ruinen einer durch den Krieg zerstörten Stadt, als sie plötzlich angegriffen wird. Nach heftigem Kampf wird sie von den übermächtigen Angreifern entführt und erwacht in einer großen intakten Stadt namens Olympus.
Hier hat sich eine neue, andersartige Gesellschaft gebildet, die weniger streitsüchtig und friedvoller sein soll. Das wird durch so genannte Bioroiden, künstlich geklonte Menschen ohne Emotionen, erreicht. Diese künstlichen Menschen bilden die Hälfte der Gesellschaft und sollen als so etwas wie "Emotionshemmer" fungieren. Diese Gesellschaft funktioniert, wie es auf den ersten Blick scheint, ohne Probleme.
Dennoch gibt es in dieser scheinbar "idealen Gesellschaft" eine Armee, in der zu Deunans großer Überraschung auch ihr tot geglaubter Freund Briareos als Soldat arbeitet. Wie bei vielen anderen Kriegsopfern wurde auch sein Körper inzwischen aufgrund schwerer Kriegsverletzungen durch mechanische Teile ergänzt.
Als es zu Anschlägen auf ein für die Bioroiden lebenswichtiges Gebäude kommt, zeigt es sich, dass die gezeigte "perfekte Gesellschaft" wohl doch eher eine oberflächliche Fassade zu sein scheint. Es entwickelt sich ein Konflikt zwischen den "echten" Menschen und den Bioroiden. Oder steckt doch jemand anderes hinter den Anschlägen?
Es beginnt eine Suche nach der Wahrheit, nach der Vergangenheit, den eigenen Wurzeln und nach der Zukunft der Menschheit. Deunan muss zudem erkennen, wie sehr das Schicksal der Menschheit mit ihrem eigenen verknüpft ist.
Kritik:
~ Die Optik – Ein Meilenstein? ~
Ich hatte hohe Erwartungen an den Film, besonders aufgrund der überschwänglichen Lobpreisungen der Presse, auch an dessen Optik. Diese Erwartungen wurden zu meiner großen Begeisterung nicht nur erfüllt, sondern sie wurden sogar weit übertroffen. Ich hatte aber auch ein wenig Bedenken, dass es sich wie beim ähnlich hoch gelobten koreanischen Streifen "Wonderful Days" um einen optischen Blender handeln könnte. Beide Filme sind am Computer entstanden und betraten somit optisches Neuland.
Doch die Optik hat mich gleich zu Anfang förmlich überrannt – ein "Eyecandy" folgt auf das Nächste. Ich war besonders von der künstlerischen Umsetzung überrascht, so gut hätte ich mir den Film wirklich nicht vorgestellt. Besonders für Zuschauer, die diesen Film vollkommen uninformiert und unbedarft zum ersten Mal erleben, müssen das Effektgewitter und der daraus folgende Bilderrausch schwer beeindruckend sein.
Technisch passen die optischen Zutaten gut zusammen – liebevoll gestaltete und fotorealistisch wirkende Hintergründe, gut animierte und detailliert ausgearbeitete Charakter. Ich konnte mich an diesem Anblick fast nicht satt sehen und hatte dadurch Mühe der komplexen Handlung zu folgen, so sehr hat mich die Optik beeindruckt, aber auch abgelenkt.
~ Die Handlung: ~
Doch was bringt die schönste Optik, wenn die Handlung nicht stimmig ist?
Auch hier kann ich Entwarnung geben. "Appleseed" wartet mit liebevoller Charakterzeichnung auf, es gibt Spannung pur und überzeugt mit den passenden Actionszenen. Diese wohl dosierten Zutaten lassen den Zuschauer förmlich in die Handlung versinken. Dabei erfindet Shinji Aramaki handlungstechnisch zwar das Rad nicht neu, er macht aber alles richtig um eine für den Zuschauer packende Atmosphäre zu erzeugen. Natürlich darf dabei auch ein guter Schuss Gesellschaftskritik nicht fehlen.
~ Der Sound – Die passende Untermalung: ~
Fehlt nur noch der Sound. Dieser hält sich im Großen und Ganzen während den ruhigeren Handlungsteilen im Hintergrund, er meldet sich aber punktgenau bei den Actionsequenzen eindrucksvoll zurück. Beim Score ist für jeden Geschmack etwas dabei – von Rock bis Techno geht die Bandbreite – und das immer wirklich zur entsprechenden Szene passend.
~ Was kommt dabei heraus? ~
Mischt man nun die famose Optik mit Handlung und Sound, kommt ein echtes, innovatives Meisterwerk heraus, das man wohl als Meilenstein der Animationsfilme bezeichnen kann. Ich war von diesem ausgewogenen und vor allem sehr stimmigen Gesamtkonzept begeistert und daher kann ich diesen Film nicht nur Anime-Fans empfehlen, sondern wirklich allen Zuschauern, die Action- bzw. SciFi-Filmen etwas abgewinnen können.
Die DVD:
Als Rezensionsgrundlage diente die normale Single Disc-Version von Universum Film. Deshalb kann ich über die Extras der 2-Disc Steelbook Version nicht viel berichten.
Das Bild zeigt sich in guter Qualität, es ist scharf und ohne auffallende Fehler. Beim Ton in Englisch, Deutsch und Japanisch 5.1 konnte ich auch keine Fehler entdecken; dieser wirkt räumlich sehr gut verteilt und zeigt kaum Schwächen, auch nicht beim gut dosierten Subwoofereinsatz.
Wie schon erwähnt, ist bei dieser Einzeldisk-Version außer einer japanische Kommentarspur und einigen Trailern nichts an Bonus enthalten. Um eine Kaufentscheidung zwischen den beiden erhältlichen Versionen zu erleichtern, nenne ich die auf der 2-Disk Steelbook Version enthaltenen Extras:
~ DVD 1: (entspricht der Single Disk): ~
- Audiokommentar mit Regisseur Shinji Aramaki und Produzent Fumniko Sori (Jap. mit dt. UT)
- 9 Trailer (Double Zero, Studio Ghibli DVD Collection, Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland, Das wandelne Schloss, Das Anime-Universum auf DVD, Ghost in the Shell II – Innocence, Elfenlied, Gilgamesh)
~ DVD 2 : ~
- Die Entstehung eines 3D-Live-Anime
- Design Archive
- Infromationen zum Film
- Musikvideo "Dive for You"
- Bildergalerien
- Music Cues mit Filmszenen
- Staff Profiles
- Internationale Appleseed-Trailer
Fazit:
Wer sich für Animationsfilme, SciFi- oder Actionfilme interessiert, kommt keinesfalls an diesem wegweisenden Meisterwerk vorbei. Prächtiges Unterhaltungskino, gepaart mit der wirklich verblüffenden und sehr stimmigen Optik sorgen für Erstaunen und Wohlbehagen beim Zuschauer.
Wer schicke Blechschachteln sammelt und an den Extras interessiert ist, der kann sich zusätzlich mit dem Kauf der Special Edition noch glücklicher machen.
- Redakteur:
- Detlev Ross
Einer der am sehnlichsten erwarteten Animes des Jahres 2005 ist sicherlich "Appleseed". Allein schon die Tatsache, dass der als Vorlage dienende gleichnamige Manga aus der Feder von Shirow Masamune – dem Zeichner von "Ghost in the Shell" und "Dominion" – stammt, dürfte die Herzen der Fans höher schlagen lassen. Regie bei "Appleseed" führte zudem der im Anime-Bereich ebenfalls nicht unbekannte Shinji Aramaki (u.a. "Wolf's Rain" und "Genesis Surviver Gaiarth").
Story:
Wir schreiben das Jahr 2131. Die Welt, zumindest große Teile von ihr, liegt nach einem Krieg in Trümmern. Eine derjenigen, die nicht aufhören zu kämpfen, ist Deunan Knute – eine ebenso attraktive wie perfekt ausgebildete Kriegerin. Mitten in einem Kampf gegen mehrere Roboter wird sie gekidnappt und landet in Olympus, einer utopischen Stadt, in der Menschen und Bioroids friedlich nebeneinander existieren. Deunans Fremdenführerin' Hitomi erklärt der verwirrten Kämpferin die Zusammenhänge: Da Menschen erwiesenermaßen nicht friedlich koexistieren können, besteht die Hälfte der Bevölkerung von Olympus aus Bioroids – friedlichen Klonen, die in die Gesellschaft eingefügt werden und dort zur Stabilisierung der Beziehungen zwischen den Menschen dienen. Kontrolliert wird das ganze Gefüge von Gaia – einem hochintelligenten Computersystem, das im imposantesten Gebäude der futuristischen Stadt steht – und einer Art Ältestenrat, der in ständiger Konversation mit Gaia steht. Alles scheint perfekt, doch gibt es auf der einen Seite Kräfte, die die Bioroids vernichten wollen, so dass die Menschheit nicht mehr "Spielzeug von Klonen ist", auf der anderen Seite Kräfte, die das genaue Gegenteil wünschen; die Vernichtung der Menschheit zugunsten einer noch perfekteren Welt.
Inmitten dieser Spannungen steht zudem noch Deunans früherer Liebhaber Briareos, der nach einem Einsatz, bei dem er eine große Menge seiner Körperteile verloren hat, nun ein Cyborg ist, zu 75 Prozent mechanisch und mit einer eher beunruhigenden Wirkung. Und während Deunan versucht, sich mit der neuen Situation abzufinden, wird ihr immer mehr ihre eigene Rolle im ganzen Gefüge und dem geheimnisvollen Appleseed bewusst.
Bewertung:
Die Animationen in "Appleseed" sind wahrhaft ganz großes Kino. Der komplett am Computer entstandene Film beeindruckt mit fotorealistischen Aufnahmen, die bis ins Detail gehen und teilweise die Vermutung nahe legen, ob nicht doch 'echtes' Filmmaterial verwendet wurde. Im Vergleich zur Umgebung sind die Darsteller selber dagegen eher klassisch gehalten – alte Anime-Fans dürfen nicht vergrault werden. Nichtsdestotrotz wird hier insbesondere bei den flüssigen und sehr realistischen Bewegungsabläufen gepunktet, die jeden Kampf und jede Verfolgungsjagd zu einem atemberaubenden Erlebnis werden lassen. Die futuristische Stadt Olympus selber ist eine wahre Freude für die in diesem Bereich ohnehin schon verwöhnten Augen: Spiegelnde Oberflächen, beeindruckende Gebäude und schnelle Autos lassen den Zuschauer nicht selten mit leicht abwesenden Blick im Kinosessel zurück.
Die Story ist teils sehr einfach gestrickt und orientiert sich an klassischen Animes, weiß aber immer wieder mit neuartigen Ideen und Wendungen zu gefallen. Durch die über allem stehende Frage, wo Leben anfängt und aufhört, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine zu ziehen ist, gewinnt "Appleseed" nicht selten philosophischen Charakter. Und wie schon "Ghost in the Shell" ist dieses kleine Anime-Meisterwerk nicht nur Pflichtprogramm für Anime-Fans, sondern auch und vor allem für diejenigen, die mit dem Genre bisher nicht viel anfangen konnten. Manch ein Anime-Fan der ersten Stunde mag die recht westliche Ausrichtung von "Appleseed" zwar beanstanden, dies ändert jedoch nichts daran, dass hier ein hervorragender Spielfilm entstanden ist, der Maßstäbe für die Zukunft setzt. Klare Empfehlung meinerseits!
- Redakteur:
- Christian Debes