Assault - Anschlag bei Nacht (2-DVD-Collectors-Edition)
- Regie:
- John Carpenter
- Jahr:
- 1976
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Assault On Precinct 13
1 Review(s)
20.01.2006 | 07:16Als ich "Assault On Precinct 13" im Alter von 14 oder 15 Jahren das erste Mal sah, hat er mich zu Tode geängstigt; gleichzeitig war ich aber total fasziniert von der dichten Atmosphäre des Films. Was sich da vor meinen Augen abspielte, nahm ich als Güteklasse-A-Horrorstreifen wahr, als reinen Terror. Die Bedrohung ging dabei von Mitgliedern einer Straßengang aus, die ein Polizeirevier belagern. Und das Furchteinflößende an dieser Bande war, dass sie kaum mehr etwas Menschliches an sich hatte: Niemand sprach ein einziges Wort, und man erfuhr weder irgendwelche Namen noch wusste man, wo sie herkamen. Man wurde nur Zeuge ihres Verhaltens, das sie wie Tiere wirken ließ, die einem natürlichen Instinkt folgend versuchten, an ihre Beute – eine Hand voll Menschen in dem Revier – heranzukommen, um diese letztlich zu erlegen.
Heute ängstigt mich der Film zwar nicht mehr, aber meine Faszination ist immer noch ungebrochen. Vor allem die fast apokalyptische Stimmung, die durch den tollen Score (natürlich von John Carpenter persönlich) zusätzlich unterstrichen wird, ist auch im Jahr 2006 noch herausragend. Dass Carpenter darüber hinaus noch nie ein großer Geschichtenerzähler war – auch die Story dieses Thrillers ist genauso simpel wie banal –, tut dabei nichts zur Sache, denn einen solchen Ruf wollte er sich nie erarbeiten. Letztlich geht und ging es dem Amerikaner immer nur um seine Figuren, um Menschen, die in einer bedrohlichen Situation gezwungen sind zu handeln. Und die Resultate dieser Herangehensweise waren in der ersten Hälfte seiner Karriere durchweg großartig.
Story:
Das Polizeirevier in Anderson, einem Ghetto von Los Angeles, soll geschlossen und die kleine Belegschaft ausquartiert werden. Lieutenant Ethan Bishop bekommt zu Dienstantritt den Befehl, bis zur endgültigen Schließung am nächsten Tag die Geschicke der Station zu leiten.
Gegen Abend stürmt ein völlig verängstigter Mann in die Polizeiwache, der von Mitgliedern einer Straßengang verfolgt wird. Zuvor hatte dieser eines der Bandenmitglieder aus Rache für den Mord an seiner kleinen Tochter, die auf offener Straße niedergeschossen wurde, getötet. Schon bald sehen sich die wenigen verbliebenen Mitarbeiter einer Übermacht gegenüber und sind gezwungen, sich zu verschanzen. Einziges Ziel der Angreifer: alle im Gebäude befindlichen Menschen umzubringen!
Kritik:
Horror- bzw. Western-Fans wird die Story des Films vielleicht bekannt vorkommen, ist sie doch nichts anderes als eine Variation von George A. Romeros "Night Of The Living Dead" (1968) bzw. Howard Hawks' "Rio Bravo" (1959) – ein Umstand, den John Carpenter noch nie verhehlt hat, der den Film aber mit Sicherheit nicht in die Nähe eines reinen Plagiats rückt. Denn der Amerikaner kreierte im Jahr 1976 eine ganz spezielle, urbane, ja eine ureigene Carpenter-Variante des Stoffs.
Neben der Atmosphäre und der charakteristischen Musik ist es vor allem die ruhige, manchmal sogar fast lethargische Inszenierung, die den Film zu einem typischen John-Carpenter-Streifen macht. Und auch wenn sich die Technik ebenso wie die Sachkenntnis des Regisseurs seit dem Entstehungsjahr dieses Thrillers weiterentwickelt hat, kann man auch in späteren Werken wie "Vampires" (1998) und "Ghosts Of Mars" (2001), einer Science-Fiction-Version von "Assault on Precinct 13", diese Vorgehensweise beobachten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Neben "Halloween" (1978) und "Escape From New York" (1981) ist und bleibt "Assault On Precinct 13" das herausragende Werk im Schaffen des John Carpenter; ein Low-Budget-Film, der trotzdem jeder aktuellen Mainstream-Hochglanzproduktion das Wasser reichen kann, weil er von talentierten Leuten gemacht wurde. Und fehlende Begabung kann man auch heutzutage noch nicht durch dreistellige Millionenbeträge kompensieren.
Bonusmaterial der "Collectors Edition":
Die vorliegende Sammler-Edition, die pünktlich zum Start des Remakes aufgelegt wurde, enthält als zusätzliche Schmankerl ein knapp 25-minütiges Interview mit dem Meister und dem Hauptdarsteller Austin Stoker sowie einen informativen Audiokommentar, in dem sich Carpenter mehrfach für den "schlecht" geschnittenen Film entschuldigt (ja, das gespaltene Verhältnis zu Frühwerken …). Weiter geht's auf der zweiten DVD mit der Dokumentation "Master Of Cinema: John Carpenter". Neben dem Regisseur kommen hier u. a. auch Schauspieler wie Kurt Russel und Jamie Lee Curtis oder unser aller Alice Cooper zu Wort. Und auch in dieser Doku wird überdeutlich, welche Karrierephase Carpenters allgemein als seine beste angesehen wird: ganz klar die erste. Abgerundet wird das Package schließlich von einem zwölfseitigen Booklet und einem hübschen Pappschuber, so dass sich der Doppel-Silberling auch optisch in jeder Sammlung gut macht. Absolutes Pflichtprogramm!
- Redakteur:
- Oliver Schneider