Barber, The - Das Geheimnis von Revelstoke
- Regie:
- Michael Bafaro
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Barber
1 Review(s)
30.07.2004 | 13:02Raues Land, viel nadliger Wald, Dunkelheit, ein paar vereinzelte Käffer mit vielen chronischen Alk-Schluckies - und das Böse ist so nah. Nein, wir sind nicht in Norwegen und auch nein, es geht nicht um eine Black Metal-Band. Das verschlafene Städtchen Revelstoke im Norden von Alaska hat außer dem ständig finsteren Polarwinter noch ein anderes, viel tödlicheres Problem: Ein Serienkiller geht in dem 253-Seelen-Nest um, penetriert und würgt die weibliche Dorf-Jugend. Schon am Anfang von "The Barber" steht fest: Nicht der Butler, nein, der örtliche Frisör Dexter Miles (Malcom McDowell) ist der Bösewicht - allen moshenden Langhaardackeln dieser Welt wird dieses Feindbild gefallen. Doch statt dass der Haar- und Lebensvernichter endlich gefasst wird, tappt Dorfsheriff Corgan (Jeremy Ratchford) ziemlich im Nebel herum. Sogar als der sichtlich überforderte Polizist Unterstützung von dem schnieken FBI-Agenten Crawley (Garwin Sanford) erhält, wollen die Morde nicht aufhören - und die Stimmung in Revelstoke wird kurz vor Weihnachten immer unheiliger...
"The Barber" ist in erster Linie ein ruhiger Film, alles dreht sich um eine Person: Den Frisör und seine seelischen Abgründe. Dauer-Bösewicht Malcom McDowell spielt hier seine ganze Erfahrung aus Filmen wie "I Spy" oder "Clockwork Orange" aus: Sein Minenspiel ist auf den ersten Blick ausdruckslos, bei näherem Hinsehen tun sich dagegen grausige Abgründe auf, seine Augen sprühen vor Hass. Der Eindruck eines filmischen Psychogramms verstärkt sich durch die häufigen inneren Monologe von Scheren-Meister Dexter "The Barber" Miles: Etwa, wenn er Nachrichten sieht und dabei über den "Serienmörder als den perfekten Heiligen des 21. Jahrhunderts" philosophiert. Die coole und arrogante Sprache unterstreicht dieses Gefühl nur noch: Der Barbier als unauffälliger, aber alles wissender Zeitgenosse ist schlichtweg der unangreifbarste Mordgeselle überhaupt. Bei soviel Konzentration auf einen Darsteller landen die übrigen Konflikte und Obsessionen von Revelstoke fast unter den Regie-Rädern. Da ist die Abneigung der Bevölkerung gegen ihren Sheriff, das geheime Doppel-Leben des ersten Opfers oder die allmähliche Anpassung des erst so reserviert wirkenden FBI-Typs an das dörfliche Klima - all das wird angeschnitten, aber nicht wirklich ausgewälzt. Gleichwohl bleibt die Handlung spannend, besonders weil es Frisör Miles immer stärker gelingt, die Einwohner von Revelstoke gegeneinander auszuspielen - in diesem Punkt erinnert der Film von Regie-Neuling Michael Bafaro an den Stephen King-Bestseller "In einer kleinen Stadt". Sonstige Meinung zur DVD: Dünne Ausstattung, nur ein paar Trailer. Da bleibt wohl nur noch die Frage des Lerneffekts aus diesem interessant-frostigen Thriller und seinem überraschenden Ende? Die Antwort hat wieder der Barbier: "Die Finsternis hier kann seltsame Dinge mit einem Mann machen." Manche Black Metal-Typen in Norwegen würden ihm da wohl ohne weiteres zustimmen.
- Redakteur:
- Henri Kramer