Basta - Rotwein oder Totsein
- Regie:
- Pepe Danquart
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland, Österreich
- Originaltitel:
- C(r)ook
1 Review(s)
30.05.2008 | 14:15Daten:
Regie: Pepe Danquart
Buch:
Chris Kraus
Mike Majzen (Geschichte)
Co-Autoren: Martin Daniel, Pepe Danquart, Milan Dor
Darsteller:
Henry Hübchen als Oskar Boroschnin
Moritz Bleibtreu als Valentin
Corinna Harfouch als Maria
Nadeshda Brennicke als Diana
Karlheinz Hackl als Konstantin
Roland Düringer als Belmondo
Paulus Manker als Leo
Josef Hader als Inspektor Nowak
Georg Veitl als Klein
Vincent Klink als Paul
Jumbo Schreiner als Tyson
Georg Friedrich als Leos Barkeeper
Cornelius Obonya als Lawyer
Julian Weigend als Dichter
Musik: Walter W. Cikan, Marnix Veenenbos
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick
Schnitt: Britta Nahler
Die Handlung:
Ein Gefängnisausbruch mit einhergehender Geiselnahme findet statt. Der Gefangene Oscar (Henry Hübchen) hat gerade die Gefängnispsychologin Maria (Corinna Harfouch) in seine Gewalt gebracht. Diese kann den Häftling jedoch, in einer kurzen Pause bevor Oscar zu seinem Fluchtauto gelangt, durch meditative Atemübungen dazu bewegen, noch einmal über die geplante Flucht nachzudenken. Vielleicht wäre es für ihn ja wirklich besser doch noch aufzugeben. Diesen Übungen stimmt er aber nur unter der Bedingung zu, dass die Psychologin mit ihm nach seiner Entlassung Essen geht. Oskar ist ganz offensichtlich in Maria verliebt, deswegen war dieses Angebot für ihn natürlich verlockend. Aus diesem Grund gibt Oscar seinen Fluchtplan nach Marias Einwilligung zum erzwungenen Dinner auch bereitwillig auf und stellt sich den Ordnungshütern.
Zwei Jahre später. Oscar ist inzwischen aus der Haft entlassen worden und geht für seine Organisation der gewohnten Tätigkeit als Schutzgelderpresser und als Mann für's Grobe nach. Oscar und Maria sind inzwischen ein Paar geworden und er hat ihr versprochen, seine Verbrecher-Laufbahn zu beenden. Oscar will aus Liebe zu seiner Maria ein ehrlicher Mann werden. Da Oscar schon immer leidenschaftlicher Koch war, möchte er ein Kochbuch auf den Markt bringen und so seiner Verbrecherkariere Lebewohl sagen. Dieses kleine Detail muss seinen Verbrecherkollegen natürlich verborgen bleiben, da diese harten Gesellen für solche Ambitionen kaum Verständnis zeigen würden.
Doch der Mafiaboss Konstantin (Karlheinz Hackl) hat noch einen letzten Job für Oscar. Er soll den Bordellbesitzer Leo (Paulus Manker) ermorden, weil der für den Tod seiner Tochter verantwortlich ist. Helfen soll dem vermeintlichen Killer dabei der etwas naive Valentin (Moritz Bleibtreu). Oscar hat natürlich nicht vor, Leo wirklich umzubringen - es muss also eine andere Lösung her. Es wird schwierig, als Valentin zufällig erfährt, dass Oscar im Geheimen ein Buch schreibt - könnten doch darin Interna über die Mafia verraten werden, welche die Polizei sicherlich sehr gerne hören würden.
Die Lage wird für Oscar nun endgültig kompliziert, als Valentin sich in Oskars Lektorin und beste Freundin Marias verliebt, und Maria sogar noch vom Bordellbesitzer Leo entführt wird. Zum freikaufen seiner Geliebten bräuchte Oscar jetzt dringend sehr viel Geld, das er sich von seinem Boss großzügig "ausleiht". Dabei schaut der Pate von Wien aber selbstverständlich nicht tatenlos zu und Oscar wird selbst zum Gejagten.
Kritik:
Ich hatte eine Gaunerkomödie à la "Bang Boom Bang" oder "Knocking on Heaven‘s Door" erwartet und mit dieser Einschätzung lag ich auch nicht ganz falsch. In "Basta - Rotwein oder Totsein" werden jedoch nicht nur ältere deutsche Gangsterfilme zitiert, sondern es wurde sich auch bei dem dänischen Film "In China essen sie Hunde", sowie bei einer "Schießerei-Szene" aus "Der Blutige Pfad Gottes" und anderen Werken ähnlicher Machart bedient. Trotzdem hat der Film genügend eigene Ideen, um nicht als bloße Kopie abgetan werden zu können. Wem also die oben genannten Filme gefallen haben, der wird auch an "Basta - Rotwein oder Totsein" ganz sicher seine Freude haben.
Die Mischung aus wirklich sehr schwarzem Humor und dem typischen Wiener-Schmäh (die Geschichte spielt in Wien) wird passend durch die comichaft übertriebenen Charaktere ergänzt. Jede Person hat irgendeine schwerwiegende Macke und wird zum Glück auch intensiv in die Handlung eingeführt, so dass sich der Zuschauer schnell in die Geschichte hineinversetzten kann und damit auch mit den Sonderlingen mitfühlt. Dadurch bekommt die ohnehin schon interessante Geschichte einen unverwechselbaren Touch und es macht wirklich Spass, diese genüsslich zu verfolgen.
~ Die Schauspieler ~
Bei der Auswahl der Darsteller hat Regisseur Pepe Danquart wirklich ein sehr gutes Händchen bewiesen. Sowohl Henry Hübchen als Oscar, der hobbykochende Gentlemanverbrecher und Moritz Bleibtreu als Valentin, der gleichsam dümmliche, aber auch brutale Weiberheld, können wohl als die Idealbesetzung für diese beiden Rollen angesehen werden. Allein diesen beiden Schauspielern zuzusehen macht dem Zuschauer jede Menge Spaß – den die Schauspieler selbst bei ihren Rollen ganz offensichtlich ebenfalls hatten. Die Kameraarbeit und der Score passen sich jederzeit der Handlung an, sie fallen aber weder im positiven, noch im negativen Sinn auf.
~ Warum ist der Film dann nur gehobener Durchschnitt? ~
Ich weiß auch nicht, warum mich der Film trotz seiner Qualitäten nicht richtig begeistern kann. Ich denke, dass die häufig sehr übertrieben dargestellte Gewalt, bei deren Ausbruch unter anderem auch eine Frau zusammengetreten wird, einen erheblichen Spaßdämpfer austeilt. Dazu kommen die manchmal allzu offensichtlichen Zitate aus anderen Filmen. Zudem hat der Film auch den typisch deutschen Kino-Muff noch nicht ganz ablegen können - "Basta - Rotwein oder Totsein" ist zwar schon sehr viel moderner als die deutschen Komödien der 80er und frühen 90er Jahre, der Film kann aber in der Liga der internationalen Produktionen qualitativ eindeutig noch nicht ganz mitspielen. Summiert man diese Störfaktoren zusammen, entsteht ein größeres Problem, das von mir mit deutlichem Punktabzug geahndet wird.
Zwar können die sehr gut agierenden Schauspieler diese Wertung wieder etwas nach oben verschieben, für eine Spitzenwertung reicht es aber dennoch nicht. "Basta - Rotwein oder Totsein" beschreitet aber sicher einen richtigen Weg und kann als Wegweiser für künftige deutsche Produktionen hergenommen werden.
~ Innovationen? ~
Die einzige wirklich echte Innovation in diesem Film besteht aus der kulinarischen Komponente, die für Abwechslung im Gangsteralltag sorgt und die für diese Produktion deswegen auch Titel gebend für den Film war. Ich kann diesen Film trotz der beschriebenen kleinen Macken durchaus für einen gelungenen Filmabend mit Freunden empfehlen.
Die DVD:
Eurovideo hat beim Mastering von "Basta - Rotwein oder Totsein" alles richtig gemacht. Die Schärfe, der Kontrast und die Farbechtheit liegen auf hohem Niveau. Beim Ton sieht die Sache leider schon anders aus. Ich hatte wirklich manchmal Mühe, die Dialoge klar zu verstehen. Durch manuelles Nachregeln des Centerspeakers wurde dieses unangenehme Manko zwar besser, aber bei anderen Filmen war so ein Eingreifen bisher noch nie nötig. Dass das Problem nur an meiner Anlage lag, wage ich deshalb zu bezweifeln.
~ Die Extras: ~
Mein Hoffen und Flehen wurde erhört! Ein Booklet! Endlich mal wieder! Dazu ist diese Büchlein richtig dick, mit 14 Seiten, welche auch noch interessante Details beinhalten.
Darin sind verschiedene Kochrezepte niedergeschrieben, die Vorgeschichte zum Film, die Geschichte des Bagels, die Tradition des Leichenschmauses, Fleisch und Blutgerichte und das Süße zum Schluss.
Dieses echte Booklet wurde schön gemacht und ich kann es nur als sehr gut gelungen bezeichnen. Andere DVD-Labels könnten sich wirklich eine Scheibe davon abschneiden.
Ansonsten gibt es auf der DVD als Extras nur normale Kost:
- Making Of
- Alternatives Ende
- Teaser
- Kinotrailer
Fazit:
Endlich einmal wieder ein richtig unterhaltsamer und zugleich auch lustiger Film aus deutschen Landen. In "Basta - Rotwein oder Totsein" werden zwar viele internationale Produktionen zitiert (man könnte auch sagen, es wurde davon geklaut), wer sich davon aber nicht stören lässt, bekommt einen ordentlichen Gangsterfilm mit viel schwarzem Humor serviert.
Ganz ohne Macken ist diese deutsche Produktion leider nicht, aber ich habe mich trotz der angesprochenen Störfaktoren sehr gut amüsiert. Das Niveau von "Bang Boom Bang" oder "Knocking on Heaven‘s Door" wird aber leider zu keinem Zeitpunkt erreicht. Einen Großteil am Gelingen des Films hatten auch die perfekt auf ihre Rollen zugeschnittenen Schauspieler, ohne sie wäre der Film sicher nicht halb so sehenswert.
Also:
Chipstüte auf und unterhalten lassen - mehr braucht es nicht. Mehr will "Basta - Rotwein oder Totsein" aber auch nicht erreichen. Mission erfüllt.
- Redakteur:
- Detlev Ross